Nachrichten Donnerstag, 31. August, 2000
Von Martina Schneibergova
Havel sprach mit Klestil über AKW Temelín
Der tschechische Staatspräsident Vaclav Havel hat am Mittwoch in einem Telefongespräch mit seinem österreichischen Amtskollegen Thomas Klestil erneut erklärt, er sehe keinen Grund dafür, den Betrieb des AKW Temelín mit der EU-Mitgliedschaft der Tschechischen Republik zu verbinden. Die beiden Staatspräsidenten einigten sich darauf, dass zu den Analysen der Sicherheitsparameter des AKW Temelín Experten eingeladen werden sollten, die gemeinsam mit den zuständigen Behörden garantieren werden, dass der Betrieb des Kraftwerks den internationalen Standards entsprechen wird. Präsident Havel betonte jedoch, dass der sichere Betrieb des ALW Temelín vor allem im tschechischen Interesse sei.
Präsident Havel traf mit tschechischen Diplomaten zusammen
Präsident Vaclav Havel hat am Mittwoch tschechische Diplomaten aufgefordert, die Mängel der tschechischen politischen Kultur im Ausland nicht zu vertuschen. Er erklärte, dass sie imstande sein sollten, politische Erscheinungen in ihrem Land zu analysieren und kritisch zu benennen und damit das Prestige der Tschechischen Republik im Ausland zu stärken. Nach Meinung des Staatspräsidenten ist das Niveau der politischen Kultur ein Bereich, in dem Tschechien noch einiges nachholen müsse. Ich kann nicht sagen, dass mir die politische Kultur in unserem Land besonders gefällt, meinte Vaclav Havel und fügte hinzu: Es scheint mir, dass das schlimmste, was ein Diplomat machen könnte, ist, zu lügen - wenn er vortäuschen würde, dass die Lage besser als in Wirklichkeit ist.
Telicka über die Rolle Österreichs bei der EU-Erweiterung
Österreich hat die einzigartige Gelegenheit, seine strategische Rolle in Mitteleuropa bei der EU-Erweiterung zur Geltung zu bringen und die Tschechische Republik ist bereit, diese Rolle zu akzeptieren. Dies erklärte der tschechische Staatssekretär für europäische Angelegenheiten Pavel Telicka am Mittwoch auf einem Seminar in Alpbach in Österreich. An dem Treffen, das am Rande des Europäischen Forums organisiert wurde, nahmen neben Telicka die österreichische Außenministerin Benita Ferrero-Waldner, die Außenminister Polens und Sloweniens Wladyslaw Bartoszewski und Lojze Peterle und der kroatische Minister für die europäische Integration Ivan Jakovcic teil. Telicka erklärte, während der Begegnung wurde der bisherige Prozess der EU- Erweiterung relativ kritisch bewertet.
Präsident Havel mit Vorbereitungen auf die Jahrestagung des IWF zufrieden
Präsident Vaclav Havel hat auf der Tagung des staatlichen Sicherheitsrates am Dienstag die Debatte über die Sicherheitsaspekte der Vorbereitungen auf die Septembertagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank gewürdigt. Er erklärte, er sei ruhiger geworden, da es scheine, dass die Polizei nichts dem Zufall überlasse. Der Staatspräsident stellte zugleich fest, er habe eine wichtige Tatsache zur Kenntnis genommen, nämlich den Willen zu einem politischen Konsens. Innenminister Stanislav Gross informierte die Mitglieder des Sicherheitsrates über eventuelle Risiken, die mit der Jahrestagung der beiden Finanzinstitutionen verbunden sind.
Havel sprach mit Kardinal Vlk über die Beziehung Staat-Kirche
Präsident Vaclav Havel ist am Dienstag zu einem inoffiziellen Abendessen mit Kardinal Miloslav Vlk zusammengetroffen. Der Staatspräsident brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass in der Entwicklung der Beziehungen zwischen Staat und Kirche Fortschritt verzeichnet werden. Vaclav Havel diskutierte mit dem Kardinal auch über die bevorstehende Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Prag und machte ihn mit seinem Projekt bekannt. Der Präsident hat vor, die Vertreter des Währungsfonds sowie die Gegner der Globalisierung, die gegen die Politik des Währungsfonds protestieren wollen, am 23. September ins Ballhaus der Prager Burg einzuladen. Der Kardinal informierte den Staatspräsidenten über die vorbereitete ökumenische Initiative.
Gegner der Globalisierung werden auch in Blansko protestieren
Gegen die Tagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank wollen die Gegner der Globalisierung vier Tage lang auch im mährischen Blansko protestieren. Sie haben vor, in den Tagen vom 25. September bis zum 28. September Protestmärsche in Blansko zu organisieren.
Diskussion über eine Autobahn von Österreich nach Budweis wird fortgesetzt
Der Bau einer Autobahn von der österreichischen Grenze nach Ceske Budejovice/Budweis wird in Tschechien auch weiterhin diskutiert. Dies bestätigte der tschechische Verkehrsminister in einem Interview und sprach sich zugleich für den Bau der Autobahn aus. Darüber informierte der oberösterreichische Landrat für Verkehr, Erich Haider, am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Linz. Er stellte weiter fest, dass die Zusammenarbeit mit der Tschechischen Republik im Bereich der Verkehrssicherheit intensiviert wird.
Die Auflösung der UDV-Behörde für ODA und US unannehmbar
Die oppositionellen Parteien - die Demokratische Bürgerallianz-ODA und die Freiheitsunion-US - sind durch die Erklärungen sozialdemokratischer Minister und Parlamentarier beunruhigt, nach denen die Behörde für die Dokumentation und Untersuchung der Verbrechen des Kommunismus-UDV im Rahmen der geplanten Reform der Strafordnung aufgelöst werden soll. Der Vizechef der ODA Michael Zantovsky erklärte, die ODA halte die Reform der Strafordnung für wünschenswert, aber die Auflösung der einzigen auf die Dokumentation und Verbrechen der vergangenen Ära spezialisierten Institution ohne einen entsprechenden Ersatz sei unannehmbar.
Durchschnittlicher Monatslohn stieg auf 12.811 Kc an
Der durchschnittliche Monatslohn ist im ersten Halbjahr 2000 im Vergleich zum Vorjahr um 757 Kronen- d.h. um 6,3% - auf 12.811 Kronen gestiegen. Die Verbraucherpreise stiegen um 3,7% an, der Reallohn war also um 2,5% höher. Dies geht aus den Angaben hervor, die am Mittwoch vom Tschechischen Statistischen Amt veröffentlicht wurden.
In Prag begannen zwei Musikfestivals
In Prag begannen am Mittwoch zwei internationale Musikfestivals. Das internationale Festival der Streichquartette findet bereits zum siebten Mal statt und steht diesmal im Zeichen der Musik von Antonin Dvorak. Die Konzerte werden in Prag und auch in Dvoraks Geburtsort Nelahozeves veranstaltet. Das andere internationale Musikfestival mit dem Titel "Mlada Praha" wird zum neunten Mal organisiert. Im Rahmen dessen stellen sich in Prag junge Interpreten klassischer Musik aus acht Ländern vor.
Deutsch-Tschechisches Internat in Pirna eröffnet
Ein deutsch-tschechisches Internat ist am Dienstag in der sächsischen Stadt Pirna eröffnet worden. Nach Informationen der DPA können dort künftig mehr als 110 deutsche und tschechische Schüler sowie sechs Lehrer-Familien wohnen. In einem deutschlandweit einzigartigen Bildungsgang drücken derzeit 30 Schüler aus Tschechien gemeinsam mit ihren deutschen Altersgenossen am Schiller-Gymnasium die Schulbank. Die Baukosten für das Wohnheim in Höhe von rund 23 Millionen Mark teilen sich die Europäische Union, der Freistaat Sachsen und die Stadt Pirna. Die erste binationale Klasse war in Pirna im Schuljahr 1998/99 gebildet worden. Bis 2003 sollen 90 Schüler aus Tschechien zusammen mit deutschen Kindern in beiden Landessprachen unterrichtet werden.