Nachrichten Freitag, 04. August, 2000
Von Lothar Martin
Juden reichten Klage wegen "Prager Grabstättenaffäre" ein
Mit einer Klage beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte will die "Organisation zum Erhalt jüdischer Friedhöfe in Europa" die Bauarbeiten auf dem ältesten jüdischen Friedhof in Tschechien stoppen. Dies teilte die Rechtsanwältin der Organisation Simona Maskova am Donnerstag in Prag vor Journalisten mit. Das Gräberfeld aus dem 13. Jahrhundert - nicht identisch mit dem berühmten Alten Jüdischen Friedhof in Prag - war im vergangenen Jahr in Prag bei Ausschachtungen zu einer Tiefgarage entdeckt worden. Der Eigentümer des Grundstücks, die Versicherung Ceska pojistovna, will jedoch den Bau ihres neuen Verwaltungsgebäudes zu Ende führen, indem sie die freigelegte Grabstätte in einen Beton-Sarkophag betten und darunter weiterbauen lässt. Mit der bereits in Straßburg eingereichten Klage wolle man jedoch die "Entweihung der Ruhestätte" verhindern, sagte ein Sprecher der Organisation am Donnerstag vor Journalisten in Prag. Der tschechische Vizepremier Pavel Rychetsky hält diese Klage jedoch für unbegründet. Seiner Meinung nach herrsche "absolut kein Risiko" vor, dass der Bau gestoppt werden könnte, da er "im Einklang mit dem innerstaatlichen Recht und auf einem privaten Grundstück erfolge," sagte Rychetsky am Donnerstag gegenüber CTK.
Tschechischer Senat beschloss Liberalisierung des Namenrechts
In Tschechien ist das charakteristische Anhängsel "ova" zur Bezeichnung weiblicher Nachnamen nicht mehr verpflichtend. Eine entsprechende Änderung des Namenrechts habe der Senat in Prag beschlossen, berichteten tschechische Tageszeitungen am Donnerstag. Anfang Juli hatte bereits das Abgeordnetenhaus entschieden, dass es Tschechinnen künftig freigestellt ist, ob sie die Endung führen wollen oder nicht. Die Novellierung komme vor allem Tschechinnen entgegen, die mit Ausländern verheiratet oder deren Väter Ausländer sind, hieß es am Donnerstag in Prag.
Premier Zeman verstößt gegen das Gesetz des Interessenkonflikts
Nach dem tschechischen Minister für regionale Entwicklung, Petr Lachnit, der bis vor kurzem als Geschäftsführer der privaten Firma Alfa Horizont tätig war, hat nunmehr offensichtlich auch Premier Milos Zeman gegen das Gesetz des Interessenkonflikts verstoßen. Laut dem tschechischen Handelsregister wird er nämlich als Vorstandsvorsitzender der Aktiengesellschaft Cíl geführt, die Eigentümer des Prager Volkshauses ist. Nach Aussage des Anwalts Petr Toman verstoßen Zeman und weitere Mitglieder der Regierung, die im Vorstand oder im Verwaltungsrat dieser Gesellschaft sitzen, damit gegen die Bestimmungen des Gesetzes über Interessenkonflikte, das Mitgliedern des Kabinetts verbietet, in Organen von unternehmerischen Privatgesellschaften tätig zu sein. Wie der Vizevorsitzende der regierenden Sozialdemokraten Karel Kobes am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur CTK versicherte, werde die Vollversammlung der Gesellschaft diese Unzulänglichkeit so schnell als möglich abstellen.
Anzahl der Straftaten und Gefangenen in Tschechien weiter steigend
Im vergangenen Jahr ist die Anzahl der mit Freiheitsentzug bestraften Gefangenen in der Tschechischen Republik um rund 10,5 Prozent gegenüber dem Jahr 1998 angestiegen, so dass sich im Durchschnitt täglich etwas mehr als 16.000 Täter in den tschechischen Gefängnissen aufhielten. Die Gesamtanzahl der Gefangenen stieg um 1236 gegenüber dem Jahr 1998 an, so dass im zurückliegenden Jahr insgesamt 23.133 Personen in den tschechischen Gefängnissen registriert wurden. Bei einer jüngst vom tschechischen Innenministerium durchgeführten Inspektion wurde andererseits festgestellt, dass die Anzahl der von Polizisten verübten Straftaten im ersten Halbjahr dieses Jahres um nahezu die Hälfte gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres angestiegen ist. Die häufigste durch Polizisten begangene Straftat war der Missbrauch der polizeilichen Amtsbefugnis. Dies teilte der Direktor der Inspektion Mikulas Tomin am Donnerstag in Prag vor Journalisten mit.
Britische Abgeordnete gewinnen Fußball-Freundschaftsspiel in Prag
Mit einem 3:2-Erfolg für das britische Team endete am Donnerstag das im Prager Sparta-Stadion ausgetragene Freundschaftsspiel zwischen den Parlamentariern der britischen Insel und der Tschechischen Republik. Die siegreichen britischen Abgeordneten, vorwiegend jüngere Repräsentanten der Labour Party, nahmen nach der Begegnung den Erinnerungspokal in Form eines gläsernen Fußballs in Empfang. Der Erlös der Veranstaltung in Höhe von 200.000 Kronen verblieb jedoch in Prag. Ein Scheck in der entsprechenden Höhe wurde auf dem Spielfeld an Vertreter der Einrichtung für bluterkrankte Kinder des Krankenhauses im Prager Stadtteil Motol überreicht.
Böhmerwald erlebt Traditionstreffen tschechischer und deutscher Christen
Zur traditionellen Marien-Wallfahrt im Böhmerwald, die an diesem Wochenende im südböhmischen Kasperske Hory/Bergreichenstein stattfindet, werden sich einem jahrhundertealten Brauch zufolge wieder tschechische und deutsche Christen begegnen. Höhepunkt des Pilgerfestes für die Jungfrau Maria Schnee werden die sonntägliche Prozession und der feierliche Gottesdienst in der Kirche der heiligen Margarethe sein, der gemeinsam vom diplomatischen Vertreter des Vatikans, Erzbischof Giovanni Coppa, und vom Bischof der Budweiser Diozöse, Antonin Liska, zelebriert wird.
Auftakt zum fünften Orgel-Festival am Donnerstag in Prag erfolgt
Die katholische Kirche des heiligen Jakob in Prag ist seit Donnerstag Austragungsstätte des fünften Orgelfestivals in Tschechien. Bis zum 21. September werden hier bei acht Konzertveranstaltungen neben einheimischen Interpreten auch Orgelkünstler aus Kanada, Polen, Slowenien und Frankreich auftreten. Die Konzerte finden stets am frühen Donnerstag Abend statt.
Nahe Ceska Lipa soll ein riesiger Freizeitpark entstehen
Einer der größten europäischen Freizeitparks soll auf dem ehemaligen Militärgelände Ralsko nahe der nordböhmischen Kreisstadt Ceska Lipa/Böhmisch Leipa entstehen. Mit einer bebauten Fläche von 350 Hektar soll der Park, der durch die Gesellschaft Kludsky Land in Zusammenarbeit mit weiteren ausländischen Investoren finanziert werden soll, darüber hinaus Arbeitsplätze für mindestens 1000 Leute schaffen. Das erklärte der Mitinhaber der Gesellschaft Kludsky Land Bohumil Kludsky am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur CTK.