Nachrichten Freitag, 22. Dezember, 2000

Markéta Maurová

Streit um öffentlich-rechtliches Fernsehen in Tschechien

Der Streit um das öffentlich- rechtliche Fernsehen CT hat sich zugespitzt. Die Redaktion der Hauptnachrichten unterbrach am Mittwoch Abend die Sendung und zeigte kurz eine Tafel, auf der die Wahl des neuen Generaldirektors Jiri Hodac als bedrohlich für die Existenz des Senders bezeichnet wurde. Der 53- Jährige war wenige Stunden zuvor vom Fernsehrat gewählt worden, nachdem der bisherige CT-Chef Dusan Chmelicek nach nur zehn Monaten wegen angeblicher Mängel in der Programmgestaltung abgesetzt worden war. Der mit Vertretern politischer Parteien besetzte Fernsehrat wird von zahlreichen Angestellten des Senders sowie von vielen Künstlern und Bürgerrechtlern in seiner jetzigen Form abgelehnt. Sie sehen das neunköpfige Gremium lediglich als Instrument zur Durchsetzung von Parteipolitik.

Der Krisenausschuss des Tschechischen Fernsehens hat am Donnerstag an Jiri Hodac appelliert, aus rechtlichten Gründen die Funktion des Generaldirektors nicht zu übernehmen. Der scheidende Direktor Dusan Chmelicek habe die schriftliche Benachrichtigung über seine Abberufung nicht erhalten, heißt die Begründung. Hodac lehnte diese Aufforderung ab. Der Krisenausschuss will des weiteren den Fernsehrat auffordern, seine Entscheidung zu annullieren und unmittelbar darauf abzutreten. Am Donnerstag begann man in großen Städten Tschechiens, Unterschriften zu sammeln, die den Protest gegen den neuen Generaldirektor unterstützen. Nicht einmal das Treffen zwischen Hodac und den Fernseh- Gewerkschaftlern am Donnerstag hat den Streit geordnet.

Klaus für die Privatisierung des Tschechischen Fernsehens

Der Vorsitzende des Abgeordnetenhauses und der Demokratischen Bürgerpartei ODS, Václav Klaus, hat sich am Donnerstag für die Privatisierung des öffentlich- rechtlichen Tschechischen Fernsehens ausgesprochen. In einer schriftlichen Erklärung lehnt er des weiteren ab, dass er persönlich oder seine Partei die schnelle Wahl des neuen Generaldirektors Jiri Hodac beeinflusst hätten. "Es zeigt sich, dass die Hybride, die sich als öffentlich-rechtliche Institution bezeichnet, nicht funktioniert, und dass es sich weder um eine staatliche noch um eine private Institution handelt. Es gibt in diesem Fall keinen Besitzer, keinen Inhaber, keinen Aktionär bzw. dieser kann seine Interessen nicht durchsetzten. Deswegen ist es Zeit, die Vorbereitung zur Privatisierung dieser Institution zu starten," führte Klaus an.

Atomkraftwerk Temelin speist erstmals Strom in tschechisches Netz

Das südböhmische Atomkraftwerk Temelin hat am Donnerstagabend erstmals Strom in das Netz des Landes gespeist. Nach dem Hochfahren des ersten Reaktorblocks auf etwa 29 Prozent habe ein Turbogenerator 59 Megawatt Elektrizität produziert, sagte AKW-Sprecher Milan Nebesar. Temelin befindet sich seit zehn Wochen in Probebetrieb und soll bis zum kommenden Frühjahr auf volle Leistung gebracht werden. Österreichische Atomkraftgegner nannten die Stromproduktion "eine böse Weihnachtsüberraschung". Die jüngste Vereinbarung zwischen Prag und Wien, das Kraftwerk vor der "kommerziellen Inbetriebnahme" unter EU-Aufsicht zu testen, sei aber nicht verletzt worden, hieß es in einer Mitteilung, die am Abend in Wien veröffentlicht wurde.

Pithart: Hauptsinn des Senats sei die legislative Kontrolltätigkeit

Der Hauptsinn der Oberen Parlamentskammer beruht nach der Meinung des neugewählten Senatsvorsitzenden, Petr Pithart, in der Kontrolltätigkeit im Bereich der Gesetzgebung. Pithart führte dies in seiner Rede an, die er anlässlich des vierten Jahrestags der konstituierenden Sitzung des Senats am Mittwochnachmittag hielt. Er sprach sich für die Gründung neuer Kommissionen aus, die den Senat langfristig als ein Organ prägen sollen, das sich überzeitlichen Themen widmet. Als Beispiele für solche Themen nannte er den Aufbau einer bürgerlichen Gesellschaft, die Justizreform, ethische Probleme oder die Außen- und Integrationspolitik.

Neues Abkommen erleichtert Tschechen Studium in Deutschland

In Tschechien können Schüler in Zukunft an zwei Lehranstalten in Prag und Liberec (Reichenberg) zusätzlich zur tschechischen Reifeprüfung das deutsche Abitur ablegen. Das sieht ein Abkommen vor, das am Mittwoch vom tschechischen Bildungsminister Eduard Zeman und dem deutschen Botschafter in Prag, Hagen Graf Lambsdorff, unterzeichnet wurde. Auf Grund des neuen Abitur-Abkommens haben erfolgreiche Abgänger der beiden Spezialgymnasien die gleiche Berechtigung zum Studium in Deutschland wie deutsche Abiturienten. Mit einem weiteren Abkommen verliehen beide einem seit 1990 laufenden Deutschlehrer-Programm einen völkerrechtlichen Rahmen.

Geschenk der Stadt Vimperk für Schüler im Kosovo

Der Bürgermeister der südböhmischen Stadt Vimperk-Winterberg, Miroslav Kvasnicka, hat am Donnerstag in der Kosovo-Gemeinde Gornji Sibovac ein Geschenk von seiner Stadt überreicht. Es handelt sich um 150 Schultaschen für dortige Schüler. Gemeinsam mit dem Generalstabschef der Tschechischen Armee, Jiri Sedivy, eröffnete er auch ein neues Schulgebäude, an dessen Aufbau sich die Tschechische Armee beteiligt hat.

Masaryk-Büste im Einkaufszentrum in Mexiko

Die Büste des ersten tschechoslowakischen Präsidenten Tomas Garrigue Masaryk dominiert seit Mittwoch dass Luxus-Einkaufszentrum Plaza Masaryk in der mexikanischen Hauptstadt. Der feierlichen Enthüllung der Statue wohnte am Mittwoch die tschechische Botschafterin in Mexiko Vera Zemanova bei. Das Einkaufszentrum befindet sich auf dem Boulevard Masaryk, der bereits seit 1936 den Namen des Begründers der Tschechoslowakei trägt.

Jan Zelezny zum Sportler des Jahres 2000 gewählt

Der Speerwerfer Jan Zelezny ist zum dritten Mal zum besten Sportler des Jahres in der Tschechischen Republik gewählt worden. Er siegte in einer Umfrage des Klubs der Sportjournalisten, deren Ergebnisse am Donnerstagabend veröffentlicht wurden. Der 34-jährige Leichtathlet, der ein dreifacher Träger Olympischen Goldes ist, triumphierte auch in einer Umfrage des Tschechischen Fernsehens und wurde von mehr als 126 Tausend Zuschauer zum Sportstar des Jahres gewählt.

Wetter

Abschließend der Wetterbericht. Am Freitag wird eine Hochdruckfront über Mitteleuropa ostwärts ziehen. Es soll bedeckt sein, auch Nebel kann aufkommen. Die Tageshöchstwerte erreichen minus 6 bis minus 2 Grad Celsius.