Nachrichten Mittwoch, 10. Februar, 1999

Headlines * Vaclav Havel kam mit den Chefs der einzelnen Senats- und Abgeordnetenhausfraktionen zusammen

Willkommen zu dieser Sendung von Radio Prag sagt Ihnen, liebe Freunde, Jitka Mladkova. Aktuelles Zeitgeschehen fassen wir wie immer in unserem Beitragsblock zusammen. Diesem schliesst sich das Hörerforum an. Guten Empfang, wir beginnen mit den Nachrichten:

Havel ernannte neue Richter

Über die Notwendigkeit, sich nicht nur mit Gerichtsverfahren, sondern auch mit der sich verändernden Rechtsordnung der Tschechischen Republik auseinanderzusetzen, hat Staatspräsident Vaclav Havel bei der Ernennung von 23 neuen Richtern gesprochen. Er verwies u.a. darauf, dass in einer Zeit, in der sich Tschechien auf die Rechtsnormen der EU umzustellen hat, die Weiterbildung der Richter erforderlich sei.

Chefs der politischen Parlamentsfraktionen zu Besuch bei Havel

Am Montag kommt Präsident Havel mit den Vorsitzenden der einzelnen Abgeordneten- und Senatsfraktionen zum ersten Mal nach den Wahlen im Vorjahr zusammen. Die Chefs der in beiden Parlamentskammern vertretenen Fraktionen der Sozialdemokraten /CSSD/, der Demokratischen Bürgerpartei/ODS/, der Christdemokraten/KDU-CSL/, der Freiheitsunion/US/ und der nur im Senat vertretenen Demokratischen Bürgeralianz/ODA/ werden während des ganzen Nachmittags von dem Präsidenten auf der Prager Burg empfangen werden. Diese Begegnungen knüpfen an die Serie kürzlich vorausgegangener Treffen Vaclav Havels mit den Parteienchefs. Auch diesmal hat er die Kommunistische Partei Böhmens und Mährens/KSCM/ aus dieser Runde ausgeschlossen.

Umfrage zum Verbleiben des Präsidenten im Amt

61 Prozent der Tschechen vertreten die Meinung, dass Vaclav Havel seine Geschäfte schlechter ausführe als vor zwei Jahren. Nur ein Prozent ist vom Gegenteil überzeugt. Wie sich aus einer von der Agentur Sofres Factum durchgeführten Meinungsumfrage weiter ergeben hat, waren 49 Prozent der Befragten für den Rücktritt des Präsidenten. Ohne jegliche Vorbehalte unterstützen 4,6 Prozent sein Verbleiben im Amt, 41,4 prozent sind dafür unter der Voraussetzung, dass Vaclav Havel gesund bleibt.

Präsident Vaclav Havel aus Jordanien zurückgekehrt

Der tschechische Präsident Vaclav Havel ist gemeinsam mit seiner Gattin Dagmar Havlova am späten Montagabend aus der jordanischen Hauptstadt Amman zuruckgekehrt. Das Präsidentenpaar hatte an der Beisetzung des jordanischen Königs Hussein teilgenommen. Der tschechische Präsident ist Träger der höchsten jordanischen Staatsauszeichnung, die ihm bei seinem letzten Besuch in Jordanien von König Hussein verliehen wurde.

Strategieprojekt des Industrie- und Handelsministeriums für EU ist fertig

Das tschechische Industrie- und Handelsministerium ist in der Lage, das Auswärtige Amt in Prag sowie die Europäische Kommission noch vor dem dafür festgelegten Termin am 31.März über die Strategie für die Entwicklung seines Ressorts zu informieren. Damit reagierte das Ministerium auf eine diesbezüglich vor kurzem in Brüssel geäusserte Kritik. Mit dem vorzulegenden Dokument werden sich anschliessend die EU- Mitgliedsstaaten bis Mai auseinanderzusetzen haben.

Zivilschutz künftig in das Ressort des Inneren integriert

Das tschechische Zivilschutzsystem soll künftig nicht mehr Bestandteil des Verteidigungsressorts sein. Über seine Ausgliederung aus diesem Ministerium verhandeln am Montag der Verteidigungs- und der Innenminister, Vladimir Vetchy und Vaclav Grulich. Aufgrund eines Regierungsbeschlusses aus dem Jahr 1997 soll der Zivilschutz zum 1.Januar 2 OOO in das Innenmisterium intergriert werden.

Generaldirektor des Tschechischen Rundfunks resigniert auf sein Amt

Der Generaldirektor des Tschechischen Rundfunks, Vlastimil Jezek, hat sich entschieden, zum 3O.Juni von seinem Amt zurückzutreten. Jezek, dessen 6-jährige Amtsperiode in diesem Jahr auslafen wird, teilte dies schriftlich dem Rat des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mit, der sich am 17.Februar mit dieser Angelegenheit befassen wird. Der Rat bestätigte kürzlich das Verbleiben Jezeks im Amt für eine neue 6-Jahre- Periode.

Neuer tschechischer Botschafter in Bern

Der ehemalige Aussenminister der Tschechischen Republik, Jaroslav Sedivy, hat das Amt des neuen tschechischen Botschafters in der Schweiz angetreten. Wie das Auswärtige Amt in Prag am Montag die Nachrichtenagentur CTK informierte, hat der Vorgänger des heutigen Aussenministers Jan Kavan der Präsidentin der Schweizerischen Eidgenossenschaft bereits seine Beglaubigungslisten übergeben.

Hohe Auszeichnung für Pavel Kohout

Der international bekannte tschechische Dramatiker und Schrifsteller, Pavel Kohout, ist mit dem österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst der 1.Klasse ausgezeichnet worden. Mehr dazu im Anschluss an die Nachrichten.

IWM-Mission kommt nach Prag

Zu einem 3-tägigen Besuch wird am Mittwoch eine Delegation des Intrenationalen Währungsfonds und der Weltbank in Prag erwartet. Die Mission will sich mit dem Stand der Vorbereitungen für die Jahrestagung der beiden Weltinstitutionen bekannt machen, die im Jahre 2 OOO in der tschechischen Hauptstadt stattfinden soll. Nach Informationen der Sprecherin des tschechischen Finanzministeriums werden die IWF-Vertreter vor Ort kontrollieren, ob tschechische Vertreter die geplante Jahrestagung in Prag wie auch die Gewährleistung der entsprechenden Unterkunftskapazitäten fördern. Wie erwartet, werden sie aus demselben Anlass auch den Stand der Umbauarbeiten am Prager Kongresszentrum unter die Lupe nehmen.

Nur 46 Prozent der Tschechen für den NATO-Beitritt

NATO-Beitritt findet keine Mehrheit in der tschechischen Bevölkerung.Wenige Wochen vor dem NATO-Beitritt der Tschechischen Republik würden in einer hypothetischen Volksbefragung nur 46 Prozent der Tschechen dafür eintreten. Den EU-Beitritt hingegen befürworten 56,9 Prozent der Tschechen. Dies geht aus einer am Montag veröffentlichten Meinungsumfrage der Agentur Sofres factum hervor. Die Unterstützung des NATO-Beitritts in der tschechischen Bevölkerung nimmt seit Februar vergangenen Jahres ständig ab.

Österreichisches Theaterschaffen präsentiert sich in Prag

Anlässlich der Tage des modernen österreichichen Dramas, die Anfang Februar mit einer Fotoausstellung von Joseph Gallus Rittenberg im Prager Strahov-Kloster eingeleitet wurden, stand am Dienstag ein Symposium über die internationale Resonanz der Theaterstücke österreichischer Autoren auf dem Programm. Organisatoren dieser Kulturveranstaltung, das Österreichische Institut Prag und das Theaterinstitut Prag, haben Vorstellungen renommierter einheimischer Theaterhäuser vorbereitet. Diese präsentieren sich mit Stücken z.B. von Thomas Bernhard, Felix Mitterer u.a.

Schneekalamität kompliziert das Autofahren

Neuschnee kompliziert den Autofahrern in Tschechien das Fahren. In einigen Gebieten, vor allem im nördlichen Landesteil um das Riesengebierge und im Böhmerwald führte er zu Verkehrskomplikationen. Die Polizei ermahnte die Autofahrer zu besonderer Vorsicht. Am Montagh kam es auf der Autobahn D1 von Prag nach Brno zu einer Massenkarambolage, bei der ein einjähriges Kind ums Leben kam. 25 weitere Personen wurden verletzt, als bei dichtem Schneetreiben etwa 3O Fahrzeuge kollidierten.

Abschliessend noch die Wetteraussichten:

Auch in den kommenden Tagen liegt Tschechien unter dem Einfluss einer Kaltluftzufuhr. In Böhmen wird es bewölkt sein, zu erwarten sind vereinzelte Schneeschauer. Ähnliches Wetter ist auch für Mähren und Schlesien angesagt. In der Nacht sinkt die Temperatur auf minus sechs bis minus zehn Grad, die Tagestemperaturen bewegen sich zwischen minus sechs bis minus zwei Grad Celsius.

Das waren die Nachrichten, durch die Sendung führt Sie jetzt Franz-Josef Balkhausen.