Nachrichten Mittwoch, 11. Oktober, 2000
Von Martina Schneibergova
Im AKW Temelin wurde die erste nukleare Kettenreaktion ausgelöst
Im südböhmischen Atomkraftwerk Temelin ist am Mittwoch Morgen die erste nukleare Kettenreaktion ausgelöst worden. Das AKW war am Montagabend angefahren worden.
Drei österreichisch-tschechische Grenzübergänge auch weiterhin blockiert
Österreichische Atomkraftgegner, die gegen das AKW Temelin protestieren, sind den Informationen der Nachrichtenagentur ctk zufolge bereit, die Blockade von drei österreichisch-tschechischen Grenzübergängen bis zum kommenden Montag 12.15 Uhr zu verlängern. Die Teilnehmer der Protestaktion blockieren so weiterhin die Grenzübergänge Wullowitz-Dolni Dvoriste, Weigetschlag- Studanky und Guglwald-Predni Vyton. Sie haben vor, die Blockade auf weitere vier Grenzübegänge auszudehnen. Österreichische Umweltinitiativen entschieden sich, den tschechischen Premier Milos Zeman gemeinsam mit dem österreichischen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel zu Verhandlungen in der Nähe der Staatsgrenze einzuladen. Während der Verhandlungen würden sie die Blockade abbrechen. Regierungssprecher Libor Roucek erklärte am Dienstag jedoch, es werde kein ähnliches Treffen vorbereitet. Der deutsche Umweltminister Jürgen Tritttin hat den Probebetrieb in Temelin am Dienstag als eine falsche Entscheidung bezeichnet.
Außenminister Kavan befürchtet im Zusmamenhang mit dem AKW Temelin keine Probleme mit dem EU-Beitritt
Das tschechische Außenministerium bereitet der Nachrichtenagentur ctk zufolge keine rasanteren Schritte gegen das Verhalten österreichischer Behörden vor, die den Atomkraftgegnern ermöglichen, einige österreichisch-tschechische Grenzübergänge zu blockieren. Außenminister Jan Kavan erklärte am Dienstag gegenüber Journalisten, er sei kein Befürworter der Konfrontationspolitik und starker Worte. Kavan stellte weiter fest, er befürchte nicht, dass die EU im Zusammenhang mit dem AKW Temelin der Tschechischen Republik Probleme mit dem EU-Beitritt machen würde.
Havel: Es ist mein großer Fehler, dass ich den Bau des AKW Temelin nicht verhindert habe
Der tschechische Staatspräsident Vaclav Havel wirft sich vor, dass er zu Beginn der 90er Jahre die Chance verpasst hatte, den Bau des Atomkraftwerks Temelin zu verhindern. In einem Rundfunkinterview am Montag erklärte Havel, er halte es für seinen größten Fehler, den er während der vergangenen zehn Jahre gemacht habe, dass er sich 1990 nicht energisch gegen Temelin ausgesprochen habe. Ausführlicher befassen wir uns mit der Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Temelin im Tagesecho im Anschluss an die Nachrichten.
Havel für Auslieferung Milosevics an das UN-Kriegsverbrechertribunal
Präsident Vaclav Havel ist ein nüchterner Optimist, was die weitere Entwicklung in Jugoslawien anbelangt. Als das Hauptproblem bezeichnete Havel am Montag in einem Rundfunkinterview die künftige Haltung Montenegros und der Provinz Kosovo zu Serbien. Präsident Havel sprach sich des weiteren für die Auslieferung des ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic an das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag aus. "Milosevic hat vier Kriege angezettelt, die eine Viertelmillion Opfer kosteten und den Exodus von Hunderttausenden bewirkten," betonte Havel und fügte hinzu: "Verbrechen sollten bestraft werden, das gehört zur Hygiene der Gesellschaft."
Kostunica wird Tschechien besuchen
Der tschechische Staatspräsident Vaclav Havel hat den Mitarbeiter der Präsidialkanzlei Petr Burianek sowie Vizeaußenminister Martin Palous nach Belgrad entstandt. Der neue jugoslawische Präsident Vojislav Kostunica versicherte am Montag während des Gesprächs mit der tschechischen Delegation, er werde bald die Tschechische Republik besuchen. Palous übermittelte dem jugoslawischen Staatsoberhaupt die Einladung von Vaclav Havel. Palous informierte Kostunica des weiteren über die politische Entscheidung der tschechischen Regierung, die gegen Jugoslawien verhängten Sanktionen aufzuheben. Die Sanktionen seien bereits jetzt de facto aufgehoben worden, das Kabinett werde sich mit dieser Frage auf seiner nächsten Sitzung am Mittwoch beschäftigen und dann würden die Sanktionen de jure aufgehoben, so der Sprecher des tschechischen Außenministeriums Ales Pospisil. Der tschechische Vizeaussenminister traf in Belgrad auch mit dem führenden Vertreter der Demokratischen Opposition Serbiens Zoran Djindjic und mit weiteren Oppositionspolitikern zusammen.
Havel führt Gespräche in der Türkei
Präsident Vaclav Havel ist am Dienstag zu einem dreitägigen offiziellen Besuch in der Türkei eingetroffen. Thema der Gespräche mit führenden türkischen Politikern werden bilaterale Fragen, die Entwicklung auf dem Balkan, die Lage im Nahen Osten sowie die vor kurzem in Prag veranstaltete Tagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank sein. Es wird erwartet, dass u.a. ein Zollabkommen zwischen der Türkei und Tschechien unterzeichnet werden wird.
Klaus informierte in Bratislava über das Geschehen in Tschechien
Der Vorsitzende des tschechischen Abgeordnetenhauses Vaclav Klaus hat seinen jetzigen offiziellen Besuch in Bratislava als einen Beitrag zu normalen tschechisch-slowakischen Beziehungen bezeichnet. Vaclav Klaus tauschte mit dem slowakischen Parlamentspräsidenten Jozef Migas u.a. Meinungen über die geplante Reform der öffentlichen Verwaltung aus. Klaus stimmte mit Migas nicht überein in bezug auf den Sinn der Zusammenarbeit im Rahmen der sog. Visegrader-Staaten-Gruppe. Klaus hält diese Gruppierung auch weiterhin für künstlich, falsch und unnötig. Migas ist dagegen der Meinung, dass die Belebung der Zusammenarbeit der mitteleuropäischen Länder Sinn mache, es sei jedoch - so Migas - notwendig, dass diese Zusammenarbeit sachlicher wird. Mit dem slowakischen Premier Mikulas Dzurinda diskutierte Vaclav Klaus vor allem über bilaterale Beziehungen, über die Zusammenarbeit im Kulturbereich und über die europäische Integration. Der slowakische Außenminister Eduard Kukan informierte den tschechischen Abgeordnetenchef über das Interesse der Slowakei, der EU ungefähr zur selben Zeit wie Tschechien, Polen und Ungarn beizutreten.
Wallström: CR ist im Umweltschutz vorangeschritten
Nach Meinung der EU-Kommissarin für Umweltfragen, Margot Wallström, ist die Tschechische Republik bei der Anpassung ihrer Gesetze im Bereich des Umweltschutzes an die der EU-Legislative vorangekommen. Wallström traf am Montag in Brüssel mit den Umweltministern der 13 EU-Beitrittskandidaten zusammen.
Zwei Piloten kamen beim Zusammenstoß von Militärflugzeugen ums Leben
Beim Absturz zweier Militärflugzeuge sind am Dienstag Vormittag in Ostböhmen beide Piloten ums Leben gekommen. Die Maschinen vom Typ MiG-21 waren heute bei der Rückkehr von einer Übung unweit der Stadt Havlickuv Brod zusammengestoßen. Die Unfallsursache war zunächst nicht bekannt.