Nachrichten Mittwoch, 20. September, 2000
Von Lothar Martin
IWF-Jahresbericht: Tschechien kann mit BIP-Wachstum von 2,3 % rechnen
Der reale Zuwachs des Bruttoinlandproduktes in der Tschechischen Republik sollte in diesem Jahr 2,3 Prozent und im Jahr 2001 bis zu 3,2 Prozent betragen. Dies geht aus dem Weltwirtschaftsbericht des Internationalen Währungsfonds (IWF) hervor, der anläßlich der Eröffnung der Herbsttagung von IWF und Weltbank am Dienstag in Prag veröffentlicht wurde. Des weiteren gehen die IWF-Experten von einem anhaltenden Wachstum der US-amerikanischen Wirtschaft, einer robusten Expansion in Europa, den ersten Anzeichen der Wiederbelebung in Japan und eines zunehmenden wirtschaftlichen Wachstums in den Entwicklungsländern aus, so dass sie in diesem Jahr mit einem Zuwachs der Weltwirtschaft von 4,7 Prozent rechnen. Zum Verfall des Euro sagte IWF-Chefökonom Michael Mussa zum Auftakt der Tagung wörtlich: "Das ist bislang mehr eine Peinlichkeit als ein Problem. Doch je länger dieser Zustand anhält, beginnt er in der Tat zum Problem zu werden." Zur Tagung, deren offizieller Teil unter Anwesenheit von 182 Ministern und Gouverneuren der Zentralbanken vom 26. bis 28. September stattfindet, werden nahezu 18.000 Wirtschaftsexperten aus rund 180 Ländern in Prag erwartet.
Berlin und Prag wollen Ausschreitungen bei IWF-Tagung verhindern
Die Sicherheitsbehörden aus Deutschland und Tschechien arbeiten bei der Tagung von Weltbank und Internationalem Wirtschaftsfonds in Prag eng zusammen. Es dürfe nicht zu ähnlichen Ereignissen wie in Seattle kommen, sagte Bundesinnenminister Otto Schily am Dienstag in Berlin nach einem Treffen mit seinem tschechischen Amtskollegen Stanislav Gross. Gross und Schily haben darüber hinaus zwei Verträge über die Zusammenarbeit beider Innenressorts unterzeichnet. Es handelt sich dabei um den Vertrag zur gegenseitigen Hilfe bei Katastrophenfällen und um den Vertrag zur Zusammenarbeit der Polizei- und Grenzorgane.
Außenminister Kavan verspricht hohen Sicherheitsstandard von Temelin
Das südböhmische Atomkraftwerk Temelin soll den hohen europäischen Sicherheitsstandards entsprechen. Das sicherte der tschechische Außenminister Jan Kavan am Dienstag in Brüssel zu. Sein Land sei bereit, seine Nachbarn mit allen notwendigen Informationen dazu zu versorgen, sagte Kavan nach Gesprächen bei der EU-Kommission vor Journalisten. "Wir werden Temelin so lange nicht ans Netz lassen oder anwerfen, so lange seine Sicherheitsstandards nicht den strengen EU-Regeln entsprechen", sagte Kavan. Kavan verhandelte in Brüssel mit den Vertretern der 15 EU-Mitgliedsstaaten während der turnusmäßigen Jahressitzung des Rates der der EU assoziierten Länder. Der Kernpunkt der Verhandlung lag in der Bewertung, wie es der Tschechischen Republik in den zurückliegenden zwölf Monaten gelungen ist, die Europäischen Vereinbarungen zu erfüllen. In einer ersten Verlautbarung von seiten der 15 EU-Mitgliedsstaaten wurden die guten Ergebnisse der Tschechischen Republik im letzten Jahr in der Politik, der Wirtschaft und bei der Annäherung des Rechtswesens an das der Europäischen Union gewürdigt, aber auch einige Unzulänglichkeiten und beiderseitigen Probleme angesprochen.
Koordinationsrat des Diskussionsforums tagte auf Schloss Stirin bei Prag
Auf dem südlich von Prag gelegenen Schloss Stirin verhandelte am Dienstag der Koordinationsrat des tschechisch-deutschen Diskussionsforums, das zur Entwicklung erfolgreicher Beziehungen zwischen beiden Ländern beitragen soll. Es war die erste Sitzung nach den im März dieses Jahres im Koordinationsrat vorgenommenen personellen Veränderungen. Der Koordinationsrat hat sich dabei vor allem mit der Ausarbeitung des Aktionsprogrammes für das Diskussionsforum im Zeitraum 2000 bis 2001 befasst.
Viertes deutsch-tschechisches Jugendtreffen findet im Grenzgebiet statt
In den Nationalparks Sumava/Böhmerwald und Bayerischer Wald wird in diesen Tagen das vierte deutsch-tschechische Jugendtreffen stattfinden. Zu dem Treffen, das zu beiden Seiten der Grenze vom 21. bis 24. September durchgeführt wird, werden 60 Teilnehmer aus der Tschechischen Republik, 40 junge Leute aus Deutschland und weitere 50 Interessenten aus dem deutsch-tschechischen Grenzgebiet erwartet. Zentrales Thema des Jugendtreffens wird diesmal die Umweltproblematik sein. Dies teilte der hauptverantwortliche Organisator der Aktion, Miroslav Prokes, am Dienstag vor Journalisten mit.
International gesuchter Drogenboss in Tschechien verhaftet
Den tschechischen Drogenfahndern ist ein ganz großer Fisch ins Netz gegangen. Wie die Sprecherin des Polizeipräsidiums Ivana Zelenakova am Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur CTK bekannt gab, haben die Fahnder der Nationalen Antidrogen-Zentrale in der letzten Woche mit dem 39-jährigen Vasuf Sabani einen der bedeutendsten und meistgesuchten Organisatoren des internationalen Drogenhandels festgenommen. Bei seiner Verhaftung erlitt der Drogenboss leichte Verletzungen, da er sich gegen seine Festnahme zur Wehr gesetzt hatte, erklärte die Sprecherin. Sabani, der in Jugoslawien geboren wurde, wird in die Schweiz überführt, wo er wegen Drogenhandels und Geldwäsche bereits im Februar 1992 zu 15 Jahren Haft verurteilt worden ist.
Sydney 2000: Jiras/Máder gewinnen Bronzemedaille im Kanuslalom
Kein Tag ohne Medaille für die Tschechische Republik bei den Olympischen Spielen in Sydney! Nach dem Gewinn der Goldmedaille durch Stepánka Hilgertová im Einer-Kajak der Frauen am Montag eroberten die tschechischen Kanuten zum Abschluss der Wildwasser-Slalomkonkurrenzen im Kunstkanal von Penrith am Mittwoch noch einmal Bronze. Für diese Medaille sorgten Marek Jiras und Tomás Máder in der Zweier-Canadier-Disziplin. Bereits am Vortag hatte der Schütze Martin Tenk die Bronzemedaille in der Männerkonkurrenz Freie Pistole 50 m gewonnen. Demgegenüber konnte die tschechische Fußballauswahl die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Ohne Sieg belegte sie in der Gruppe C den vierten und letzten Platz und muss damit vorzeitig die Heimreise antreten. Nach einem 2:2 zum Auftakt gegen die USA verloren die Schützlinge von Trainer Karel Brückner überraschend mit 2:3 gegen Kuweit und erzielten zum Abschluss nur ein 1:1 gegen Kamerun. Damit ist die Tschechische Republik in keiner Mannschaftssportart mehr in Sydney vertreten.