Nachrichten Montag, 04. Dezember, 2000

Von Jitka Mladkova

Präsident Havel wird sich wegen Notenbankchefernennung nicht an das Verfassungsgericht wenden

Staatspräsident Vaclav Havel werde sich nicht an das Verfassungsgericht wenden, um die Kompetenzfrage bei der Ernennung des Nationalbankgouverneurs überprüfen zu lassen. Der Präsidentensprecher Ladislav Spacek reagierte somit gegenüber der Nachrichtenagentur CTK auf inoffizielle Nachrichten über den Inhalt des Gesprächs, zu dem sich Havel am Freitag mit Vizepremier Pavel Rychetsky traf. Über eine mögliche Lösung der entstandenen Situation wollte sich Spacek nicht äußern. Nach seiner Information schlage der Präsident der Regierung vor, die Legitimität aller bisherigen Zentralbankgouverneure anzuerkennen. Am Mittwoch vergangener Woche ernannte Präsident Havel aufgrund seines in der Verfassung fixierten Rechtes Zdenek Tuma gegen den Willen der Regierung zum neuen Nationalbankchef. Diese besteht auf einer Gegenzeichnung durch den Premier. Das Zeman-Kabinett will am Montag entscheiden, ob es sich in dieser Frage an das Verfassungsgericht wenden wird.

Havel contra Regierung - Hauptthema in TV-Politdebatten

Der ODS-Fraktionschef Vlastimil Tlusty und der stellvertretende Vorsitzende der Christdemokraten(KDU-CSL) Miroslav Kalousek haben den Streit zwischen Präsident und Regierung negativ bewertet. Aus diesem könne keine der beteiligten Seiten als Sieger hervorgehen, sagten sie übereinstimmend in der sonntäglichen Polittalkshow "Die Sieben" im privaten TV-Sender Nova. Beide fürchten eine negative Auswirkung des Streits auf die tschechische Währung.

Milos Zeman kämpfe aus rationalen Gründen für eine weichere Zentralbank, doch dadurch, wie er das tue, schade er der Wirtschaft. Dies sagte am Sonntag in einer Debatte im TV-Sender Prima der Chefökonom der Finanzgesellschaft Patria Finance, Miroslav Singer. Premier Zeman fürchte sich davor, so Singer, dass eine starke einheimische Währung zur Enthüllung der Schwächen der tschechischen Wirtschaft führen würde.

Konferenz des tschechischen Verbandes ehemaliger Zwangsarbeiter

Der tschechische Verband ehemaliger Zwangsarbeiter will die Erfahrungen seiner Mitglieder an die junge Generation weitergeben. Es sei unsere moralische Pflicht, in einem historischen Bild das festzuhalten , was wir erlebt haben, sagte sein stellvertretender Vorsitzender Karel Ruzicka zum Abschluss der zweitägigen Konferenz der Vorsitzenden der Kreisorganisationen des Verbandes in Havlickuv Brod. In letzter Zeit spreche man oft darüber, so Ruzicka, dass alles erst mit dem Jahr 1945 anfange. Der Krieg habe aber 1939 angefangen und die sechs Jahre seien nicht aus der Geschichte auszuradieren.

Maßnahmen zur Rinderwahnvorbeugung

Die Staatliche Veterinärbehörde der Tschechischen Republik (SVS) rechnet ab 1.Januar mit einer mehr als zehnfachen Erweiterung der Tests, die auf die Vorbeugung der BSE-Seuche bei Rindvieh ausgerichtet sind. Dies sagte der SVS-Sprecher Josef Duben gegenüber der Nachrichtenagentur CTK. Im Falle der Billigung der von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen Maßnahmen durch den EU-Landwirtschaftsministerrat, werde Tschechien nur das Rindergedärm als spezifisches Risikomaterial qualifizieren und dieses für den Menschenverbrauch verbieten, sagte Duben. Für ein Verbot von Fleisch- bzw. Knochenmehl zum Zwecke der Verfütterung an Wirtschaftstiere sowie andere von der EU empfohlene Maßnahmen sehe die Staatliche Veterinärbehörde keinen Grund.

Ökumenischer Gottesdienst zum Adventsbeginn

Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der altkatholischen St.Laurentius-Kirche am Prager Petrin-Hügel ist in der tschechischen Hauptstadt das neue liturgische Jahr eingeleitet worden. Der vom Tschechischen Fernsehen in einer Direktübertragung ausgestrahlte Gottesdienst wurde von moderner Musik begleitet. In einer Live-Übertragung strahlte das Tschechische Fernsehen am Sonntagabend das traditionelle Benefizkonzert aus, in dessen Verlauf Fernsehzuschauer mit Spenden zur Finanzierung vorgestellter Sozialprojekte aufkommen.

195. Jahrestag der Dreikaiserschlacht

Mit einem feierlichen Akt am Grabhügel des Friedens bei der südmährischen Gemeinde Prace wurden die diesjährigen Gedenktage zum 195. Jubiläum der sog. Dreikaiserschlacht beendet. Die diesmal für 10 Tage anberaumten Veranstaltungen fanden an mehreren Orten des historischen Schlachtfeldes. Einige davon bei der Gemeinde Tvarozna und in Slavkov/Austerlitz. An der am Samstag stattgefundenen Rekonstruktion der Schlacht vom 2.Dezember 1805, in der Napoleon die Heere des österreichischen Kaisers Franz des Ersten und des russischen Zaren Alexander des Ersten besiegt hatte, nahmen etwa 10 tausend Zuschauer teil.

Freiwillige Beiträge für Loipeninstandhaltung

Um freiwillige Beiträge für die Instandhaltung der Langlaufloipen wollen mehrere Gemeinden im Erzgebirge in der Umgebung von Karlsbad werben. Im Namen einer Gemeindenvereinigung teilte es der Bürgermeister von Bozi Dar, Jan Hornik, mit. Ihm zufolge werden im kommenden Winter insgesamt acht Kassen an frequentierten Trassen untergebracht. Auf beiliegenden Flugblättern werden Wintersportfreunde auf tschechisch, englisch und deutsch aufgerufen, ihre Zufriedenheit mit dem Stand der jeweiligen Loipe mittels eines Geldbeitrags zum Ausdruck zu bringen.

Wetter

Aus südlichen und südwestlichen Richtungen strömt ab Montag wärmere Luft über das tschechische Gebiet. Die Nachttemperaturen bewegen sich zwischen drei bis minus ein Grad. Tagsüber bedeckt, gebietsweise neblig, die Temperaturen steigen auf 4 - 7 Grad.