Nachrichten Montag, 11. Dezember, 2000
Von Lothar Martin
Tschechische Abgeordnete sehen EU-Reformen als selbstverständlich an
Die Europäische Union durchläuft innere Reformen und gegensätzliche Ansichten ihrer Mitglieder in der Diskussion um deren neues Gewand gehören dazu. In diesem Kontext antworteten am Sonntag tschechische Abgeordnete auf eine entsprechende Anfrage der Nachrichtenagentur CTK. Die EU hat auf ihrem jetzigen Gipfel in Nizza bekundet, dass mit der ersten Welle ihrer Erweiterung bis zum 1. Januar 2004 zu rechnen sei. Die Verhandlungen der Mitgliedsländer über das zukünftige Gesicht der Union offenbarten sich jedoch wie erwartet als kompliziert. Die Vizevorsitzende des Abgeordnetenhauses Petra Buzkova würdigte die Aussagen von EU-Vertretern, die trotz dieser Kompliziertheit bei der Überwindung der Meinungsverschiedenheiten keinen Zweifel daran ließen, dass sie einer weiteren Verschiebung der EU-Erweiterung entschieden gegenüber stehen.
Konzept zur Integration von Ausländern in Tschechien wird vorgelegt
Ein Konzept zur Integration von Ausländern in der Tschechischen Republik wird am Montag vom Kabinett um Ministerpräsident Milos Zeman behandelt. Ein entsprechender Entwurf wird durch Innenminister Stanislav Gross vorgelegt. Dieser Entwurf befasst sich insbesondere mit der Frage der Aufteilung der Kompetenzen und Verantwortlichkeiten der Ministerien bei der Vorbereitung, Ein- und Durchführung ausgearbeiteter Projekte zur Unterstützung der längerfristigen und legalen Ansiedlung von Ausländern in der Tschechischen Republik. Das Konzept zieht auch eine entsprechende Empfehlung durch den Europa-Rat in Betracht.
Zweite Unteretappe im ersten Block des KKW Temelin vor dem Abschluss
Die zweite Unteretappe bei der energetischen Inbetriebnahme des ersten Reaktorblocks im südböhmischen Kernkraftwerk Temelin steht unmittelbar vor ihrem Abschluss. Das gab der Sprecher des KKW Milan Nebesar am Sonntag gegenüber der Nachrichtenagentur CTK bekannt. Die zweite Unteretappe wurde mit einer Reaktorleistung von 12 Prozent und mit einem Umfang von 154 Tests durchgeführt, ergänzte Nebesar. Demgegenüber haben österreichische Atomkraftgegner ihre verbalen Attacken gegen den Atommeiler - einen Tag vor dem für Dienstag in Melk an der Donau anberaumten Treffen zwischen dem tschechischen Ministerpräsidenten Milos Zeman und dem österreichischen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel - noch forciert. Sie warnten die Regierung in Wien davor, auf "einen faulen Kompromiss" einzugehen und sich nicht von der tschechischen Seite bei dem Versprechen nach Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung "über den Tisch ziehen zu lassen."
Spidla: Die Arbeitslosenquote wird zu Jahresende 8,5 Prozent betragen
Der tschechische Vizepremier und Minister für Arbeit und Soziales, Vladimir Spidla, hat am Sonntag ausgeführt, dass sich seiner Meinung nach die Arbeitslosenquote im Lande zu Jahresende um die 8,5 Prozent bewegen werde und sie damit um knapp ein Prozent unter der Quote des vergangenen Jahres liegen dürfte. Seine Einschätzung ist jedoch um einiges optimistischer als die Prognosen der Ökonomen, die bei einer jüngsten Umfrage der Nachrichtenagentur CTK eine Arbeitslosenquote von 8,7 Prozent zum Ende dieses Jahres voraussagt haben.
Spidla: Die Wahl von Kopriva signalisiert Ruck nach rechts der KDU-CSL
Die Wahl von Jaroslav Kopriva zum Kandidaten der Christdemokratischen Volksunion (KDU-CSL) für die Funktion des Leaders innerhalb der Viererkoalition signalisiere nach Meinung von Vizepremier Vladimir Spidla eine stärkere Orientierung der Volksunion nach rechts. Wie der sozialdemokratische Arbeitsminister weiter ausführte, werde die KDU-CSL in Zukunft große Probleme bekommen, ihren jetzigen politischen Charakter aufrecht zu erhalten.
Tschechische Polizei plant präventives Jugendprogramm im Jahr 2001
Auf präventive Maßnahmen zur Bekämpfung der Jugendkriminalität und gegen die an Jugendlichen verübten Gewalttaten sowie auf die Senkung der Verkehrsunfälle, an denen Kinder beteiligt sind, wird die tschechische Polizei im kommenden Jahr besonderes Augenmerk legen. Dies erklärte der Präsident der tschechischen Polizei Jiri Kolar, indem er das Jahr 2001 zum "Jahr der Junioren" ausrief. Über das entsprechende Präventivprogramm der Polizei informierte der Sprecher der westböhmischen Polizeiverwaltung Jiri Soukup am Sonntag die Nachrichtenagentur CTK.
Pilsner Urquell-Brauerei von Privatunternehmer hinters Licht geführt
Ein 29-jähriger Unternehmer aus Mnichovice bei Prag steht unter dem Verdacht, anhand von gefälschten Vertragspapieren die Pilsener Urquell-Brauerei um eine Million Kronen (ca. 55.000 Mark) betrogen zu haben. Dies gab der Sprecher der westböhmischen Polizeiverwaltung Jiri Soukup am Sonntag über die Nachrichtenagentur CTK bekannt. Der Privatunternehmer hatte 1998 mit den Pilsenern einen Vertrag über die Sicherstellung von Reklamekampagnen zur weiteren Bekanntmachung der traditionsreichen Brauerei geschlossen. In diesem Vertragswerk hatte er ganz offensichtlich den Absatz über die Vertragsdauer gefälscht, wonach er das ursprünglich angegebene Jahr 2002 durch das Jahr 2012 ersetzte. Dadurch kam er in den Besitz von 1,5 Millionen Kronen, von denen er der Brauerei - nachdem diese die Fälschung festgestellt und den Vertrag daraufhin gekündigt hatte - bisher nur 500.000 Kronen zurückgezahlt hat.
"Tschechische Nachtigall" an Lucie Bila, Karel Gott und Gruppe Lucie
Lucie Bila, Karel Gott und die Gruppe Lucie gingen erneut als Sieger aus der hierzulande äußerst populären Umfrage "Tschechische Nachtigall" hervor. Sowohl beide Interpreten als auch die Band wiederholten damit ihren Erfolg aus dem Vorjahr, wo sie sich ebenso in den Kategorien "Beste Sängerin", "Bester Sänger" und "Beste Gruppe" durchgesetzt hatten. Popdiva Lucie Bila trug überdies mit über 202.000 Punkten den Sieg in der absoluten Wertung dieses Jahres davon. Die Verkündung der Ergebnisse der Umfrage, bei der knapp 150.000 Leute ihre Stimme abgegeben hatten, sowie die Preisverleihung wurde am Samstag Abend in der Prager Staatsoper vorgenommen.