Nachrichten Samstag, 20. Februar, 1999

Radio Prag - Nachrichten

Herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, zum Programm von Radio Prag in deutscher Sprache. In der folgenden halben Stunde hören Sie im Anschlu3 an die Nachrichten wie gewohnt unseren Beitragsblock mit Berichten zum aktuellen Zeitgeschehen in der Tschechischen Republik. Danach senden wir eine neue Ausgabe unserer Sportreports. Am Mikrophon begrü3t Sie Lothar Martin.

Zunächst die Nachrichten:

BOTSCHAFTEN DER USA UND GROSSBRITANNIENS BLEIBEN GESCHLOSSEN

Zum Schutz der Botschaften der USA, Grossbritanniens, Griechenlands, Israels und der Türkei sowie weiterer Institutionen in Prag arbeiten laut Aussage des tschechischen Vizepremiers Jaroslav Basta alle Sicherheitsorgane eng zusammen. Grund für diese erhöhten Sicherheitsma3nahmen ist die Gefahr eines terroristischen Angriffs auf die Botschaft und weitere amerikanische Institutionen in der Tschechischen Republik, sagte Basta auf einer Pressekonferenz am Freitag in Prag. Die Botschaften der USA und Grossbritanniens bleiben aus diesem Grund bis auf weiteres geschlossen. Die tschechische Polizei hat zudem ihr Sicherheitsaufgebot vor dem Gebäude des Senders Radio Freies Europa/Radio Liberty verstärkt. Nach offiziellen Schätzungen leben in Tschechien rund 3000 Kurden.

BEKÄMPFUNG DER ARBEITSLOSIGKEIT SOLL IN DREI ETAPPEN ERFOLGEN

Zur Lösung des Problems der Arbeitslosigkeit sollten dem tschechischen Premier Milos Zeman zufolge die von der Regierung zu treffenden Ma3nahmen in drei zeitlichen Etappen erfolgen. Zeman sprach auf der Konferenz zur Arbeitslosenproblematik am Freitag in Ostrava/Ostrau davon, dass kurzfristig Ma3nahmen zum Schutz des Marktes und zur Erhöhung der Minimallöhne getroffen sowie ein System von Investitionsangeboten und von Investitionen in Industriezonen geschaffen werden müssen. Mittelfristig müsse ein nationaler Plan zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit erstellt werden und langfristig sollten Investitionen zur Qualifizierung der Arbeitnehmer getätigt werden, sagte Zeman auf der Konferenz in Ostrava.

TSCHECHIEN WILL ANZAHL DER NACHRICHTENDIENSTE VERRINGERN

Die tschechische Regierung beabsichtigt die Anzahl der hiesigen Nachrichtendienste von bislang vier auf zwei bis drei zu verringern und grundlegende Änderungen in deren Architektur vorzunehmen. Dies verkündete Vizepremier Jaroslav Basta, dem die Nachrichtendienste unterstellt sind, am Freitag vor Journalisten in Prag.

LIBEREC BEREITET GROSSE NATO-BEITRITTSFEIER VOR

Aus Anlass des NATO-Beitritts der Tschechischen Republik bereitet die nordböhmische Stadt Liberec/Reichenberg am 12. März eine riesige Feierveranstaltung vor. Wie der stellvertretende Bürgermeister Jirí Vacek am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur CTK mitteilte, werden an ihr führende politische und militärische Persönlichkeiten sowie Diplomaten aus 18 Ländern teilnehmen. In Liberec hat die erste tschechische Profikompanie der Chemischen Truppen ihren Sitz.

REAKTIONEN TSCHECHISCHER REPRÄSENTANTEN ZUM NATO-BEITRITT

Der Befehlshaber des Generalstabes der Tschechischen Armee, General Jiri Sedivy, sagte am Freitag in Washington gegenüber der Nachrichtenagentur CTK, dass hochrangige amerikanische Repräsentanten bezüglich der Tschechischen Republik keine Unzulänglichkeiten zusammensuchen, die den NATO-Beitritt Tschechiens verhindern könnten. Sedivy, der sich seit Montag in den Vereinigten Staaten aufhält, verwies jedoch darauf, dass ihn die amerikanischen Vertreter noch einmal erinnert haben an die mit Verspätung durchgeführten und noch durchzuführenden Sicherheitsüberprüfungen jener Personen, die für die NATO-Strukturen und den Umgang mit Geheimdokumenten vorgesehen sind. Zudem sei er darauf aufmerksam gemacht worden, dass die Tschechische Republik alsbald ein Gesetz verabschieden solle, anhand dessen der Aufenthalt der vereinten Armeen der NATO-Paktstaaten auf dem tschechischen Territorium ebenso ermöglicht wird wie der Einsatz der Tschechischen Armee im Ausland. Wie der Vizevorsitzende der Demokratischen Bürgerpartei ODS, Ivan Langr, am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur CTK äusserte, werde mit dem NATO-Beitritt auch die Tschechische Republik Mitglied in der Weltgemeinschaft der demokratischen Länder, die entschieden gegen alle Formen des Terrorismus eintreten. Das bedeute, dass man dann auch einen Teil der Verpflichtungen einschliesslich des Risikos auf sich nehme und man selbst zur Zielscheibe von Angriffen werden könne, gegen die man sich entschieden verwahre. Langer sagte dies auch als Reaktion auf die von den USA und Grossbritannien unternommene Ma3nahme, aus Sicherheitsgründen ihre diplomatischen Vertretungen in Prag auf unbestimmte Zeit zu schlie3en.

TREFFEN ZWISCHEN STAAT UND KIRCHE SOLL STREIT BEILEGEN

Der monatelange Streit zwischen der sozialdemokratischen Regierung Tschechiens und den Kirchen des Landes soll bei einem Treffen von Vertretern beider Seiten beigelegt werden. Wie ein Sprecher der Katholischen Kirche am Freitag in Prag mitteilte, werden sich Ministerpräsident Milos Zeman und Erzbischof Miloslav Vlk in der kommenden Woche zu einem Abendessen treffen. Auch der Vorsitzende des Ökumenischen Rates, Pavel Smetana, bat Zeman am Freitag um ein persönliches Gespräch. Hintergrund des Streits ist die Nominierung eines kommunistischen Vertreters in die gemeinsame Staat-Kirche- Kommission zur Lösung von Eigentumsfragen. Die christlichen Kirchen lehnen diesen Vertreter ab.

KINNOCK VERHANDELT IN TSCHECHIEN ÜBER EISENBAHN-KORRIDORE

Die Problematik der Tschechischen Eisenbahnen und der Ausbau des ersten Eisenbahnkorridors in Tschechien von Decín/Tetschen über Prag nach Breclav stehen im Mittelpunkt der Verhandlungen, die der EU-Kommissar für Verkehrswesen Neil Kinnock bei seinem zweitägigen Besuch in der Tschechischen Republik zu Beginn der nächsten Woche in Prag führen wird. Kinnock wird sich hierbei unter anderem zu Gesprächen mit Tschechiens Premier Milos Zeman und dem Generaldirektor der Tschechischen Eisenbahnen Dalibor Zelený treffen.

BILANZ DER TSCHECHISCHEN EUROPALIA

Die sechs Ausstellungen, hunderte von Konzerten und über 50 Theater- und Ballettvorstellungen, die tschechische Kulturschaffende während des Festivals Europalia 98 in Brüssel innerhalb der drei Monate von Mitte Oktober bis Mitte Januar aufführten, wurden von rund 180.000 zahlenden Zuschauern besucht. Die örtlichen Organisatoren werten das als Erfolg, wie sie am Freitag der Nachrichtenagentur CTK mitteilten.

ZWEI KÄLTETOTE IN TSCHECHIEN

Der erneuten Kälteperiode in Tschechien ist ein 59jähriger Mann zum Opfer gefallen. Wie die Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" am Freitag berichtete, war ein Einwohner des mährischen Ortes Vyskovec wahrscheinlich nach einer nächtlichen Kneipentour im Freien eingeschlafen und erfroren. Es war der zweite Kältetote in Tschechien in diesem Jahr. Zu Wochenbeginn war bereits ein 20jähriger Mann ebenfalls in Mähren auf ähnliche Weise ums Leben gekommen.

Und abschlie3end der aktuelle Wetterbericht:

Am Samstag wird es in der Tschechischen Republik überwiegend bewölkt sein, örtlich ist mit Schneeregen oder Schneeschauern zu rechnen. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen Werte zwischen plus 1 und plus 5 Grad Celsius. Die weiteren Aussichten: Am Sonntag und am Montag keine wesentlichen Wetterveränderungen Die Nachttemperaturen bewegen sich weiterhin um den Gefrierpunkt, die Tageshöchsttemperaturen liegen zwischen plus 1 und plus 5 Grad Celsius.

Das waren die Meldungen. Durch unser weiteres Programm begleitet Sie nun meine Kollegin Markéta Maurová.