Nachrichten Samstag, 20. März, 1999

Willkommen, verehrte Hörerinnen und Hörer, bei Radio Prag. Die Nachrichten, der Aktuelle Beitragsblock und unsere Sendereihe Sportreport - dies erwartet Sie in der nachfolgenden halben Stunde. Gute Unterhaltung und einen ungestörten Empfang wünscht Ihnen Markéta Maurová. Die Meldungen:

HAVEL KRITIESIERT DIE LANGSAME ANPASSUNG AN EU-NORMEN

Der Platz von Tschechien in der ersten Gruppe von zukünftigen EU- Beitrittsstaaten ist nach Ansicht von Präsident Václav Havel gefährdet. "Fallen wir ins zweite Glied zurück, wäre das allein unsere Schuld", sagte Havel am Freitag vor Journalisten in Brünn. Er kritisierte vor allem das langsame Tempo bei der Anpassung tschechischer Rechtsnormen an die EU-Gesetzgebung. Havel zufolge würde nur eine kleine Verfassungsänderung ausreichen, um europäische Normen direkt in das tschechische Rechtssystem einzugliedern.

VERHANDLUNGEN DES AUSSCHUSSES FÜR DIE EU-ASSOZIIERUNG IN PRAG

Die Beschleunigung der Übernahme der europäischen Legislative wurde auch vom Parlamentsausschuss für die Assoziierung der Tschechischen Republik und der EU empfohlen, der am Freitag seine Verhandlungen in Prag beendete. In der abschliessenden Erklärung steht, dass das Tempo des EU-Beitritts Tschechiens davon abhänig sei, wie schnell die Tschechische Republik das Kommunitätsrecht annehme und Institutionen für dessen Durchsetzung gründe.

PRÄSIDENT HAVEL BESUCHT BRNO

Der tschechische Präsident Václav Havel weilte an diesem Freitag in Begleitung seiner Gattin Dagmar Havlová zu Besuch im südmährischen Brno/Brünn. Mehr zu seinem Programm erfahren Sie in unserem Beitragsblock im Anschluss an die Nachrichten.

PREMIER ZEMAN BEENDET SEINE BALKANREISE

Zum Abschluss seines zweitägigen Rumänien-Besuchs hat der tschechische Premier Milos Zeman in Bukarest einen Vortrag über die Wirtschaftsreform in Tschechien gehalten. Er setzte auch seine bereits am Donnerstag begonnenen Gespräche mit dem rumänischen Amtskollegen Radu Vasile fort. Erörtert wurden dabei u.a. die Möglichkeiten für eine NATO-Osterweiterung, die Kosovo-Krise, Probleme der illegalen Migration und der Ausbau der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen. Zum Auftakt seiner für drei Tage anberaumten Balkan-Reise hat Milos Zeman Bulgarien besucht.

ABSTIMMUNG ÜBER DIE EUROPÄISCHE SOZIALCHARTA

Die Befürchtungen der Sozialdemokraten, dass es ihnen nicht gelingen werde, die Billigung der Europäischen Sozialcharta im Parlament durchzuseten, werden realistisch. Für das Dokument werden in der kommenden Woche wahrscheinlich weder Abgeordnete der Demokratischen Bürgerpartei ODS, noch Mitglieder der Freiheitsunion US stimmen. "Unsere Beziehung zur Charta der Sozialrechte ist sehr kritisch. Wir sind uns dessen bewusst, dass sie eine bestimmte Ideologie sehr stark verfolgt," sagte dazu der Parteichef der Freiheitsunion Jan Ruml.

MINISTER JAROMÍR CÍSAR BESUCHT DIE SLOWAKEI

Minister für regionale Entwicklung Jaromír Císar weilte zu einem zweitägigen Besuch in der Slowakei. Am Freitag morgen kam er zu einem Arbeitsfrühstück mit dem slowakischen Minister für Aufbau und öffentliche Arbeiten, István Harna zusammen. Císar interessierte sich für slowakische Erfahrungen mit dem Staatsfonds für Wohnenentwicklung, dessen Errichtung auch in Tschechien erwägt wird. Konretere Ergebnisse soll der Gegenbesuch des slowakischen Ministers in Prag im April bringen. Císar nahm auch an der Touristik-Messe "Expotour-Slovakia 99" in Zilina teil, wo eine Reihe tschechischer Aussteller präsent ist.

AUSSENMINISTER KAVAN EMPFÄNGT ÖSTERREICHISCHE ABGEORDNETE

Der tschechische Aussenminister Jan Kavan hat am Freitag Abgeordnete der österreichischen Partei der Grünen empfangen, die durch ihre Aktivitäten für Mitteleuropa ohne Atomenergie bekannt sind. Sie werden aussenpolitische Aspekte der Inbetriebnahme des südböhmischen Kernkraftwerks Temelín erörtern. Kavan soll zu diesem Thema im Auftrag der Regierung ein Material erarbeiten, das als Unterlage bei der Entscheidung des Kabinetts über die Zukunft des Kraftwerkes dienen wird.

GREENPEACE PROTESTIERT GEGEN TEMELÍN

Die tschechische Zweigstelle der Umweltschutzorganisation Greenpeace hat heute morgen eine Protestaktion vor dem Industrie- und Handelsminiterium in Prag veranstaltet. Die Demonstranten forderten Minister Miroslav Grégr auf, die Augen vor dem Bericht einer unabhängigen Kommission nicht zu schliessen, die zeige, dass der Stop des Aufbaus des Kernkraftwerkes Temelín eine bessere Lösung als der Fertigbau darstelle. Wir möchten die Regierung aufmuntern, die historische Gelegenheit zur Abkehr von der Kernenergie zu nutzen, sagte der Greenpeaceaktivist Tomás Nenicka.

TREFFEN DER VIZEVERTEIDIGUNGSMINISTER IN KARLOVY VARY

Im westböhmischen Kurort Karlovy Vary 'Karlsbad) sind am Freitag die stellvertretenden Verteidigungsminister der neuen NATO- Mitglieder Tschechien, Polen und Ungarn zusammengekommen. Sie berieten über Fragen der Integration ihrer Länder in die NATO sowie über ihre Beziehungen zu den beitrittswilligen Ländern.

NATIONALFONDS FÜR DIE VERTEILUNG DER EU-FINANZEN

Die Tschechische Republik muss einen Nationalfond schaffen, der die aus der EU fliessenden Finanzmittel einnehmen und verteilen wird. Der Leiter einer Delegation der Europäischen Kommission in der Tschechischen Republik, Ramiro Cibrian, sagte dies am Donnerstag auf der Sitzung des Ausschusses für die EU-Integration des tschechischen Abgeordnetenhauses. Er verwies darauf, dass eine Verzögerung bei der Bildung dieses Fonds Tschechien einen Teil der EU-Mittel kosten könne. Die Tschechische Republik soll ab dem Jahre 2000 jährlich 250 bis 300 Millionen Euro von der EU erhalten.

KONFERENZ DES JÜDISCHEN NATIONALFONDS IN PRAG

Mehr als 140 Vertreter europäischer jüdischer Kommunitäten treffen sich an diesem Wochenende in Prag. Sie nehmen an der Konferenz des Jüdischen Nationalfonds mit dem Namen "Aufforderung des vereinigten Israels" teil. Am Sonntag werden die Konferenzteilnehmer vom tschechischen Vizepremier Egon Lánský begrüsst.

ERSTE SITZUNG DER KIRCHENKOMMISSION UNTER KULTURMINISTER DOSTÁL

Zu ihrer ersten Sitzung unter der Leitung von Kulturminister Pavel Dostál ist am Donnerstag die politische Regierungskommission für die Lösung des Kirche-Staat-Verhältnisses zusammengekommen. Neun Vertreter der Kirchen und der Föderation der jüdischen Gemeinden hatten wegen der Präsenz eines kommunistischen Abgeordneten ihre Beteiligung an der Arbeit der Kommission abgelehnt.

PROJEKT "PRAG - KULTURSTADT EUROPAS 2000" GEFÄHRDET

Das Projekt Prag - Kulturstadt Europas 2000 kämpft seit seinem Beginn mit Problemen. Die Realisierung einiger Veranstaltungen wird durch Verzögerung bei den Vorbereitungen und Finanzmangel gefährdet. Am Mittwoch wurde der dreiseitige Vertrag über die Zusammenarbeit und finanzielle Beteiligung zwischen der Gesellschaft Praha 2000, dem Prager Magistrat und dem Kulturministerium nicht unterzeichnet. Der Direktor der Gesellschaft Praha 2000, Michal Prokop, erwägt daher seine Resignation.

SPRACHKENNTNISSE TSCHECHISCHER BÜRGER

Zehn Jahre nach dem Sturz des eisernen Vorhangs verfügt immer noch ein Viertel der tschechischen Bevölkerung über gute Russisch- Kenntnisse. Auf einem befriedigenden Niveau können sich 51 Prozent der Tschechen auf Deutsch verständigen. Nur 16 Prozent beherrschen Englisch, noch geringer ist der Prozentsatz derjenigen, die einer romanischen Sprache mächtig sind. Dies geht aus einer Studie hervor, die in sieben Ländern Mittel- und Osteuropas von der Agentur Fessel-Gfk Austria durchgeführt wurde.

WETTER

Zum Schluss bringen wir den Wetterbericht. Am Samstag soll es in Tschechien bewölkt bis bedeckt sein, vereinzelt ist mit Regen- bzw. gemischten Schauern zu rechnen. Die Nachttemperaturen liegen bei 0, die Tageshöchstwerte steigen auf 2 bis 6 Grad Celsius.

Soweit die Nachrichten von Radio Prag. Es geht weiter mit dem Aktuellen Beitragsblock und Jitka Mládková.