Nachrichten Samstag, 21. November, 1998
Willkommen bei Radio Prag. Am Mikrophon begrüsst Sie Daniel Steinmetz. Zunächst hören Sie die Nachrichten, auf die der Beitragsblock sowie das Verkehrsmagazin folgen. Nun die aktuellen Meldungen.
Handelsbilanzdefizit für Oktober 5 Milliarden Kronen
Das tschechische statistische Amt hat am Freitag die Handelsbilanzdaten für den Monat Oktober 1998 veröffentlicht. Demnach ist es im Oktober zu einem deutlichen Anstieg des Handelsbilanzdefizits auf insgesamt 5 Milliarden Kronen gekommen. Im Vormonat betrug die Differenz zwischen Exporten und Importen noch 18 Millionen Kronen. Trotz dieses zwischenzeitlichen Anstiegs ist das Handelsbilanzdefizit der Tschechischen Republik gerechnet auf die Monate Januar bis Oktober mit 52,8 Milliarden Kronen noch erheblich niedrieger als im vergleichbaren Zeitraum 1997: Damals wurde mit 110,1 Milliarden Kronen ein mehr als doppelt so hohes Defizit wie dieses Jahr ausgewiesen.
Zweite Runde der Senatswahlen
Am Freitag und Samstag findet die zweite Runde der Senatswahlen in Tschechien statt. Da keinem Wahlkreis im ersten Wahlgang vor einer Woche von einem Kandidaten die notwendige absolute Mehrheit erreicht wurde, stellen sich nun erneut die beiden Kandidaten mit der höchsten Stimmenzahl zur Wahl. Zum Gewinn einer der 27 Senatssessel reicht diesmal die einfache Mehrheit aus. Insgesamt wird ein Drittel der Senatoren neu gewählt, wobei mit ersten Ergebnissen der Wahl zur oberen Kammer des tschechischen Parlaments am späten Samstagnachmittag gerechnet wird.
Zusammenarbeit Tschechien-Sachsen
Die Zusammenarbeit zwischen Tschechien und Sachsen soll wieder intensiviert werden. Der tschechische Vizepremier Egon Lansky kündigte in diesem Sinne am Freitag in Dresden die Schaffung einer bilateralen Arbeitsgruppe an. Das Gremium soll sich vor allem wirtschaftlichen und verkehrspolitischen Fragen widmen, sich aber auch über Probleme des Umweltschutzes austauschen, sagte Lansky gegenüber der Nachrichtenagentur CTK.
Gesundheitsminister David: Staatliche Unterstützung fürt Krankenhäuser
In der Frage der zahlreichen verschuldeten tschechischen Krankenhäuser schlägt Gesndheitsminsiter Ivan David staatliche Hilsmassnahmen vor. Mit der Gründung eines mit zunächst 700 Millionen Kronen ausgestatteten Fonds sollen die verschuldeten Krankenhäusern finanziell unterstützt werden. Als weitere Massnahme zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage will David den Krankenhäusern in Zukunft gestatten, Einnahmen aus Verkäufen überflüssigen Eigentums behalten zu dürfen. Bislang müssen Krankenhäuser solche Erlöse an den Staat abführen. Der Gesundheitsminister sagte weiter, die Regierung sehe es als ihre Aufgabe an, das Überleben der Krankenhäuser, die in ökonomische Schwierigkeiten geraten sind, zu sichern. Rein ökonomische Prioritäten zu setzen, ginge nur zu Lasten der Patienten.
Slowenischer und kroatischer Aussenminister in Prag
Der tschechische Aussenminister Jan Kavan ist am Freitag mit seinen Amtskollegen aus Slowenien und Kroatien zusammengetroffen. Nach den Worten des Sprechers des Aussenministeriums bildete vor allem die Frage einer Intensivierung der Zusammenarbeit Tschechiens mit beiden Staaten ein Thema der Gespräche. Auch wolle Tschechien die Integrationsbemühungen Sloweniens und Kroatiens in die westeuropäischen Strukturen unterstützen. Slowenien war zwar bereits zu Beitrittsgepsrächen zur Europäischen Union eingeladen worden, musste sich aber in jüngster Zeit ebenso wie Tschechien heftige Kritik aus Brüssel an seinen Beitrittsvorbereitungen anhören.
Zeman besucht Slowakei
Im Vorfeld des Besuchs des tschechischen Premiers Milos Zeman in der slowakischen Hauptstadt Bratislava am Montag wird allgemein eine Verbesserung der tschechisch-slowakischen Beziehungen erwartet. Die Beziehungen waren nach der Teilung der Tschechoslowakei 1993 eher kühl gewesen und von zahlreichen Streitigkeiten um die Aufteilung des Eigentums des Föderalstaates gezeichnet. Auch die Zahl der Kontakte auf hoher Ebene war auf ein Minimum beschränkt geblieben. Nach dem Antritt der neuen slowakischen Regierung unter Premier Mikulas Dzurinda, die den als autoritär geltenden Ministerpräsidenten Meciar ablöste, kam es bereits zu einer ganzen Reihe von Kontakten von Politikern beider Staaten, die nun mit dem Zusammentreffen beider Regierungschefs fortgesetzt werden. Mit Spannung erwartet wird vor allem das weitere Schicksal der Zollunion beider Länder, die in letzter Zeit vor allem von slowakischen Vertretern in Frage gestellt worden war.
Zilk: Prag-Besuch noch ungewiss
Der ehemalige Wiener Oberbürgermeister Helmut Zilk, der in den Verdacht einer Zusammenarbeit mit dem tschechoslowakischen Geheimdienst in den 50er und 60er Jahren geraten war, ist noch nicht entschlossen, ob er nach Prag reisen wird. Auf Einladung des tschechischen Präsident Vaclav Havel sollte Zilk dort eine Einsicht in Akten, die der tschechoslowaksiche STaatssicherheitsdienst über ihn geführt hatte, ermöglicht werden. Gegenüber dem Tschechischen Rundfunk erklärte Zilk in Wien, er wolle erst den Eingang eines offiziellen Einladungsbriefes abwarten, bevor er über weitere Schritte entscheiden wird. Zilk war aufgrund des Spionageverdachts von der Liste der Kandidaten für hohe STaatsorden gestrichen worden, die am 28. Oktober von Präsident Havel überreicht wurden. Der Spionageverdacht erwies sich jedoch als äusserst strittig.
Abschliessend die Wettervorhersage bis Montag:
Das Gebiet der Tschechischen Republik steht unter Kaltfronteinfluss von Westen. Überwiegend bewölkt und verienzelt Schneeschauer. Nachttemperaturen minus 6 bis minus 10 Grad Celsius, Tageshöchstwerte minus 5 bis minus 1 Grad Celsius. WEiterhin sehr kalt.
Das waren die Nachrichten von Radio Prag. Weiter geht es mit meinem Kollegen Franz-Josef Balkhausen und dem aktuellen Beitragsblock.