Nachrichten Samstag, 25. November, 2000

Von: Marketa Maurova.

Tuma bringe Verschlechterung der tschechischen Wirtschaftsentwicklung

Der tschechische Premier Milos Zeman kritisiert die Entscheidung von Präsident Havel, Zdenek Tuma, an die Spitze der Zentralbank zu ernennen. "Herr Präsident übernimmt volle Verantwortung für die Entscheidung, die zur Verschlechterung der tschechischen Wirtschaftsentwicklung führen kann," erklärte Zeman am Freitag vor seiner Abreise zur Sitzung der Mitteleuropäischen Initiative in Budapest. Dem Regierungsvorsitzenden gefällt die Bereitschaft Tumas nicht, im Falle eines Inflationsdrucks Zinssätze zu erhöhen. Darüber hinaus sei Tuma Exponent von zwei Interessengruppen, Patria Finance und Lipa, und Premier Zeman befürchte, dass er eher Interessen dieser beiden Gruppen als der tschechischen Wirtschaft bevorzugen werde. Finanzminister Mertlik warnte in diesem Zusammenhang vor der Politisierung der Bank.

Der bisherige stellvertretende CNB-Vorsitzende, Zdenek Tuma, wird am 1. Dezember bis 2005 Nachfolger von Josef Tosovsky, der zur Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) nach Basel wechselt.

Viererkoalition initiiert die Stellung der Vertrauensfrage im Parlament

Die Viererkoalition hat die Regierung von Milos Zeman aufgefordert, in Folge des Misserfolgs der Sozialdemokraten in Landkreis- und in Senatswahlen, wiederholt eine Vertrauensfrage im Abgeordnetenhaus zu stellen. Dies wäre nach der Meinung der Viererkoalition ein logischer Schritt eines vertrauenswürdigen Kabinetts nach den Wahlen. Premier Zeman wies die Aufforderung zurück. Der Vorsitzende der zweitstärksten Partei im Parlament ODS, Vaclav Klaus führte dazu an, seine Partei werde sich dieser theatralischen Aufforderung nicht anschließen, weil sie sich ihrer Verantwortung für die politische Stabilität im Lande bewusst sei. Klaus betonte, dass seine Partei die sozialdemokratische Partei als den Sieger der Parlamentswahlen von 1998 betrachtet.

Österreichisches Staatsoberhaupt Thomas Klestil zu Besuch in Prag erwartet

Der österreichische Staatspräsident Thomas Klestil ist am kommenden Dienstag zu einem Besuch in Prag erwartet. Er wird seinem tschechischen Amtskollegen das Material übergeben, dass die Befürchtungen der oberösterreichischen Gegner des südböhmischen Atomkraftwerks Temelin zusammenfassen. Klestil bekam dieses Material am Freitag von einer Delegation oberösterreichischer Aktivisten und Landtagsabgeordneter, die ihn in Wien besuchte. Klestil betonte in diesem Zusammenhang, er wolle sich für die Intensivierung und Europäisierung des Dialogs über die Sicherheit der Kernkraftwerke einsetzen. Wichtig sei Klestil zufolge, dass zwischen Wien und Prag eine Atmosphäre des Vertrauens und der guten Nachbarschaft wieder herrsche und man über die Befürchtungen der Leute beiderseits der Grenze möglichst bald offen spreche.

Deutsch-tschechischer Zukunftsfonds fördert 38 Projekte

Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds fördert 38 neue Projekte zur Vertiefung der Beziehungen zwischen beiden Ländern. Das beschloss der Verwaltungsrat des Fonds am Freitag in Hamburg. Die Zusagen bedeuten unter anderem Unterstützung für mehrere Schüleraustausch-Projekte, zwei Kirchen- Renovierungen, eine tschechische Enzyklopädie der deutschen Geschichte sowie für die Zusammenarbeit der Filmfestivals in Cottbus und Plzen (Pilsen). Der Verwaltungsrat beriet bei seiner Sitzung in Hamburg zudem über Modalitäten für die Auszahlung von Entschädigungen aus der deutschen Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" an tschechische Holocaust-Opfer. Am Wochenende nehmen die acht Mitglieder des Verwaltungsrates in Hamburg an der dritten Jahreskonferenz des deutsch-tschechischen Dialogforums teil. Bei der Tagung im Hamburger Rathaus wollen 120 Teilnehmer aus beiden Ländern am Samstag und Sonntag über das Thema "Europäische Sicherheit als gemeinsames Anliegen Tschechiens und Deutschlands" diskutieren.

59 neue Hochschulprofessoren ernannte

Der tschechische Schulminister Eduard Zeman hat am Freitag in der Großen Aula des Prager Karolinum Ernennungsdekrete an 59 neue Hochschulprofessoren übergeben. Darunter befinden sich fünf Frauen und 54 Männer. Den Professortitel nahm u.a. der ehemalige Schulminister und jetzige Dekan der Fakultät humanitärer Studien der Karlsuniversität in Prag, Jan Sokol entgegen.

Deutscher Flüchtling in Südböhmen gefangengenommen

Die südböhmischen Polizei hat am Mittwoch in der Nähe von Cesky Krumlov (Krummau) einen 24jährigen Deutschen gefangengenommen. In Zusammenarbeit mit der deutschen Polizei wurde festgestellt, dass es sich um einen Flüchtling handelt, der Anfang November aus einer Haftanstalt in Deutschland ausgebrochen ist.

Wetter

Abschließend der Wetterbericht. Am Samstag wird eine Tiefdruckfront das Wetter in Tschechien beeinflussen. Es wird bewölkt bis bedeckt sein, tagsüber muss mit örtlichen Regenschauern gerechnet werden. Die Tageshöchstwerte erreichen 5 bis 10 Grad Celsius.