Nachrichten Sonntag, 01. November, 1998

Radio Prag - Nachrichten - 31.10.98 - 17 Uhr

Herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, zum Programm von Radio Prag in deutscher Sprache. In der folgenden halben Stunde hören Sie die Nachrichten und im Anschluss daran neue Beiträge aus der Reihe unserer beliebten Wochenendrubriken. Am Mikrophon begrü3t Sie Lothar Martin.

Zunächst die Nachrichten:

POLITIKER ÄUSSERN SICH ZUR "AFFÄRE ZILK"

Die ständigen Meldungen darüber, dass der frühere Bürgermeister von Wien, Helmut Zilk, vom damaligen tschechoslowakischen Geheimdienst (StB) als "vertraulicher Kontakt" geführt worden sei und eine entsprechende Geheimdienstakte davon vorliege, haben in der politischen Szene der Tschechischen Republik und der Republik Österreich anhaltende Diskussionen ausgelöst. Die Führung der Demokratischen Bürgerpartei (ODS) kommt zu dem Schluss, dass der Ursprung dieses Falles, der erst durch die beabsichtete und danach wieder zurückgezogene Erteilung einer staatlichen Auszeichnung an Helmut Zilk publik wurde, nötigenfalls im privaten, unüblichen Vorgehen von Präsident Vaclav Havel und ODS-Senator Vaclav Benda, von dessen Aktivitäten sich die ODS öffentlich distanziere, zu suchen sei. "Ich lehne es entschiedenst ab, dass dieser ganze bedauerliche Fall zum Gegenstand gemacht wird für politische Ränkespiele, Politikmacherei und für den Missbrauch zu einem Angriff auf den Präsidenten der Republik," verkündete der Vorsitzende der Freiheitsunion (US), Jan Ruml, zur "Affäre Zilk". Er behaupte, dass die Angelegenheit um den Wiener Ex-Bürgermeister lediglich eine Verkettung unglücklicher Umstände sein könne. Grundsätzlich sollte man sich aber Gedanken darüber machen, ob es angebracht sei oder nicht, die für eine staatliche Auszeichnung vorgesehenen Kandidaten im voraus zu überprüfen.

GERICHT STOPPT VERKAUF VON UMSTRITTENEM BUCH ÜBER HAVEL

Das als angebliches Enthüllungsbuch über den tschechischen Staatspräsidenten Vaclav Havel und seine Frau Dagmar herausgegebene Buch "Sedm týdnu, které otráslý Hradem" (zu deutsch: Sieben Tage, die die Burg erschütterten) darf vorerst nicht mehr verkauft werden. Ein Gericht in Prag bestätigte am Freitag die einstweilige Verfügung einer Fernsehmoderatorin, die auf diesem Weg eine Mit-Autorenschaft durchsetzen will. Über die erneute Freigabe des Buches mu3 nun in einem weiteren Verfahren entschieden werden, meldete die Nachrichtenagentur CTK. Das Buch beschäftigt sich mit Havels Lungenkrebs- Operation im Dezember 1996. Es hatte seit seinem Erscheinen vor zwei Wochen Diskussionen um das Privatleben des Präsidenten und seiner Frau entfacht.

ABBERUFUNG DES KULTURMINISTERS IM GESPRÄCH

Der tschechische Premier Milos Zeman beabsichtige - Presseberichten der Tageszeitungen "Slovo" und Zemské noviny" zufolge - die Abberufung des Kulturministers Pavel Dostál. Die Blätter schreiben am Samstag unter Berufung auf eine nicht genannte Regierungsquelle, dass Zeman sehr verärgert über das Auftreten von Dostal während einer Fernsehdebatte gewesen sein soll, bei der er gemeinsam mit Regierungssprecher Libor Roucek die Position der Regierung in den Beziehungen zur Presse verteidigen sollte. Der erwähnten Quelle zufolge sei Dostál für sein Auftreten kritisiert worden, wogegen Roucek lobend hervorgehoben worden sei.

GEDENKTAFEL ZUR ERINNERUNG DER RÜCKKEHR MASARYKS 1918 ENTHÜLLT

Eine neue Gedenktafel, die an die Rückkehr des ersten tschechoslowakischen Präsidenten Tomás Garrique Masaryk in die befreite Heimat am 20. Dezember 1918 erinnern soll, wurde aus Anlass des 80. Jahrestages der Gründung der Tschechoslowakischen Republik am Samstag auf dem ersten Bahnsteig des Bahnhofes im südböhmischen Horní Dvoriste enthüllt. "Mir ging es vor allem darum, dass bedeutende Ereignisse unserer Geschichte nicht in Vergessenheit geraten," sagte der 27jährige Jiri Anderle aus Vyssí Brod, der die Gedenktafel in völliger Eigenregie anfertigte und sie auch persönlich installierte, während der feierlichen Einweihung am Samstag gegenüber der Nachrichtenagentur CTK.

Und abschliessend noch eine Meldung vom Wetter: Nach dem Riesengebirge vermeldete am Samstag auch der Böhmerwald die ersten Schneefälle vor dem bevorstehenden Winter. Die dünne Schneedecke in den Höhenlagen ab 1.000 Meter erreichte dabei eine Stärke von bis zu 15 Zentimtern. Nach Auskunft der Bergwacht beginnt der Schnee aber tagsüber wieder zu schmelzen, da sich die Lufttemperaturen noch um einige Grad Celsius über dem Gefrierpunkt bewegen. Und daran wird sich voraussichtlich auch in den nächsten Tagen nichts ändern. Am Sonntag rechnen die Meteorologen mit einem stark bewölkten bis bedecktem Himmel über der Tschechischen Republik, örtlich kommt es zu Regenfällen, die in den Höhenlagen der Mittelgebirge zum Teil in Schnee übergehen. Die Tageshöchsttemperaturen liegen zwischen 6 und 10 Grad Celsius. Für Montag und Dienstag gelten die gleichen Wetteraussichten.

Das waren die Meldungen. Hören Sie nun wieder neue, interessante Beiträge aus unseren Rubriken "Geschichte" und "Touristik". Ich wünsche Ihnen dazu gute Unterhaltung und einen ungestörten Empfang.