Nachrichten Sonntag, 17. Dezember, 2000
Von Martina Schneibergova
Die Kettenreaktion im AKW Temelin wurde wegen eines Pumpenausfalls gestoppt
Im südböhmischen Atomkraftwerk Temelin ist am Samstag wegen eines Pumpenausfalls die nukleare Kettenreaktion gestoppt worden. Das Führungssystem hat die Kernspaltung automatisch gestoppt. Der Sprecher des AKWs Milan Nebesar erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur CTK, es gehe um eine Störung im nichtnuklearen Sekundärbereich. Das Problem trat in der Nacht zum Samstag kurz nach einer Mitteilung der tschechischen Atomsicherheitsbehörde (SUJB) auf, dass die Leistung im ersten Reaktorblock auf 30 Prozent gesteigert werden darf. An der Beseitigung des Pumpenausfalls werde - so Nebesar - gearbeitet. Das AKW Temelin befindet sich im Probebetrieb und soll im Frühjahr 2001 ans Netz gehen. Bis zur endgültigen Klärung des jetzigen Vorfalls und Bestätigung der Resultate der Untersuchung durch die Atomsicherheitsbehörde ist das AKW nicht berechtigt, den Probebetrieb fortzusetzen. Darüber informierte der Sprecher der tschechischen Atomsicherheitsbehörde Pavel Pittermann.
Österreichische und bayrische Atomkraftgegner protestierten gegen das AKW Temelin
Bereits vor dem Pumpenausfall im AKW Temelin haben Atomkraftgegner aus Österreich und Bayern für den Samstag Proteste an den Grenzübergängen angekündigt. Am österreichisch-tschechischen Grenzübergang Wullowitz und am deutsch-tschechischen Grenzübergang Philipsreut haben am Samstagnachmittag Demos stattgefunden. Die Demonstranten brachten die Meinung zum Ausdruck, dass ihr Widerstand gegen das AKW Temelin berechtigt ist. An der Demo nahm auch die Vertreterin der tschechischen Umweltbewegung "Südböhmsiche Mütter", Dana Kuchtova, teil, die über Wullowitz nach Zwettl reiste, wo sie an einer Diskussion über Temelin teilnehmen wird.
Der Sprecher der oberösterreichischen Plattform für Atomgefahren Josef Pühringer stellte gegenüber der Nachrichtenagentur CTK fest, der jüngste Zwischenfall in Temelin beweise eindeutig, dass der Widerstand gegen das Kraftwerk weder hysterisch noch panisch sei. Er bezeichnete die Art für unannehmbar, wie die tschechische Seite das Ausland über die Störung informiert hatte. Pühringer erklärte, er habe die Information mehr als zwölf Stunden nach dem Ereignis erhalten. Seine Behauptungen wurden vom Sprecher der tschechischen Atomsicherheitsbehörde Pittermann abgelehnt. Er betonte, die österreichische Seite sei kurz vor Mittag informiert worden. Die tschechische Seite habe laut der Vereinbarung gehandelt, die Premier Milos Zeman am Dienstag in Melk mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssel abgeschlossen hatte.
Der nächste NATO-Gipfel wird in Prag stattfinden
Der nächste NATO-Gipfel wird voraussichtlich in Prag stattfinden. Darauf einigten sich die NATO-Außenminister auf ihrer Herbsttagung in Brüssel. Den Informationen der Nachrichtenagentur CTK zufolge soll der NATO-Gipfel im Jahre 2002 stattfinden, in dem Kommunique aus Brüssel sei jedoch kein Datum genannt worden. Über den NATO-Gipfel in Prag werden die tschechischen Minister auf der Tagung des Sicherheitsrates am kommenden Dienstag beraten. An der Tagung wird auch Präsident Vaclav Havel teilnehmen.
Im Februar beginnt für Tschechien eine neue Etappe der Integration in die EU
Die Tschechische Republik wird ab 1. Februar 2001 eine fortgeschrittene Etappe der Beziehungen mit der Europäischen Union eröffnen. Der Botschafter der Tschechischen Republik bei der EU, Libor Secka, erklärte, die Entscheidung des Assoziierungsrates über den Übergang Tschechiens in die zweite Etappe der Assoziierung habe vor allem eine politische Bedeutung. Die Europäische Union habe - so Secka - die Bemühungen und den durch die Tschechische Republik erreichten Fortschritt gewürdigt. Der wichtigste Beitrag der vertieften Integration besteht in der Beseitigung der Hindernisse für unternehmerische Aktivitäten europäischer Banken und Unternehmen in Tschechien.
Der private Fernsehsender Nova behauptet: George W. Bush hat tschechische Vorfahren
Der neue US-Präsident George W. Bush hat angeblich tschechische Vorfahren - sogar aus der Premyslidendynastie. Darüber berichtete am Freitag der private Fernsehsender Nova unter Berufung auf tschechische Genealogen. George Bush sei - so Jan Drocar - in der 34. Generation ein Nachkomme tschechischer Premysliden. Nach Meinung der Genealogen seien Bushs Vorfahren mit dem englischen König Heinrich III. verwandt gewesen. Von dessen Gattin führen Spuren angeblich über einige polnische Herrscher bis zu Judith von Böhmen und deren Vater, dem böhmischen König Vratislav II.