Nachrichten Sonntag, 19. November, 2000

Von Martina Schneibergova

Präsident Havel führt Konsultationen über die Ergänzung des Aufsichtsrats der Zentralbank

Der tschechische Staatspräsident Vaclav Havel hat am Freitag - ähnlich wie in den vergangenen Tagen - seine Konsultationen bezüglich der Ergänzung des Aufsichtsrats der Tschechischen Nationalbank fortgesetzt und hat den Generaldirektor der Ceskoslovenska obchodni banka-CSOB, Pavel Kavanek, empfangen. Darüber informierte Präsidentensprecher Ladislav Spacek die Nachrichtenagentur ctk. Der Präsident wird höchstwahrscheinlich einen neuen Gouverneur der Zentralbank und weitere Mitglieder des Aufsichtsrates erst Ende November ernennen. Vorher wird er noch mit dem jetzigen Chef der Zentralbank Josef Tosovsky zusammentreffen. Der Gouverneur der Tschechischen Nationalbank Josef Tosovsky und Miroslav Hrncir, Mitglied des Aufsichtsrats, werden zum 1. Dezember d.J. zurücktreten. Bis zu der Zeit möchte Präsident Havel ihre Nachfolger im Amt ernennen.

Sozialdemokraten verhandeln mit den Kommunisten über die Unterstützung

Der sozialdemokratische Kandidat in den Senat im mährischen Prostejov - der jetzige tschechische Außenminister Jan Kavan hat bestätigt, das Premier Milos Zeman bereits vor seinem Treffen mit dem Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Böhmens und Mährens Miroslav Grebenicek über die gegenseitige Unterstützung und Zusammenarbeit mit den Kommunisten in Prostejov gesprochen hat. Dies erklärte Kavan am Samstag im Tschechischen Rundfunk. Am Freitag behaupteten noch einige führende Sozialdemokraten, darüber nichts gewusst zu haben. Zeman verhandelte mit Grebenicek am Mittwoch über die Lage nach den Landkreiswahlen und nach der ersten Runde der Teilwahlen zum Senat. Der Chef der Kommunisten Grebenicek erklärte danach gegenüber der Nachrichtenagentur ctk, das Resultat der Gespräche könne als eine Vereinbarung über die gegenseitige Unterstützung der Kandidaten in der zweiten Runde der Senatswahlen gedeutet werden. Dies wurde jedoch von Premier Zeman abgelehnt, seinen Worten zufolge ist keine Vereinbarung geschlossen worden.

Die Sozialdemokraten verhandelten mit den Kommunisten über die gegenseitige Unterstützung ihrer Kandidaten in den Senatswahlen auch in Rokycany und in Domazlice in Westböhmen. Darüber informierte am Samstag die Vizevorsitzende der Kommunisten Zuzka Rujbrova.

Temelin wurde automatisch abgeschaltet

Das im Probebetrieb laufende südböhmische Atomkraftwerk Temelin ist am Samstag automatisch abgestellt worden. Den Informationen der Nachrichtenagentur ctk zufolge hat das Kontrollsystem den ersten Reaktorblock während einer Testreihe gestoppt. Der Sprecher des Atomkraftwerks Milan Nebesar erklärte, das Abschalten sei vorschriftsmäßig gewesen. Jetzt bereite man das erneute Anfahren des Reaktors vor. In Temelin sind inzwischen Brennstäbe für den zweiten Reaktor eingetroffen. Dies bestätigte der Sprecher der Atomsicherheitsbehörde in Prag, Pavel Pitterman, in der Samstagsausgabe der Tageszeitung Pravo. Die Brennstäbe seien am vergangenen Mittwoch von dem US-Unternehmen Westinghouse unter strengster Geheimhaltung in zwei Spezialflugzeugen aus Pittsburgh aus nach Brno/Brünn gebracht worden, berichtete die Zeitung. Aus Brno wurde das Material mit einem Sonderzug über Jihlava/Iglau nach Temelin befördert. Berichten zufolge soll der zweite Reaktorblock im August 2002 ans Netz gehen.

Österreichische Gegner des AKW Temelin haben am Samstag im Zusammenhang mit dem Abschalten des Reaktors eine erneute Durchführung der Kontrolle des automatischen Steuersystems der ganzen Einrichtung gefordert.

In Zlin wurde der Ereignisse vom 17. November 1939 gedacht

Ungefahr 150 junge Menschen haben am Freitag im mährischen Zlin mit einem Meeting vor dem Stadtrat der Verhaftung tschechischer Studenten durch die Gestapo am 17. November 1939 gedacht. Die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung begaben sich dann zum Mahnmal für die Opfer des Nazi- Regimes.

Demo der Republikaner in Orlova verlief ohne Zwischenfälle

Ohne Zwischenfälle ist die ungefähr eine Stunde dauernde Protestdemonstration der rechtsradikalen jungen Republikaner in Orlova in Nordmähren verlaufen. Die Republikaner kritisierten in ihren Reden Präsident Vaclav Havel und weitere Politiker für die angebliche Begünstigung ethnischer Minderheiten.