Tschechische Fußballauswahl scheitert in WM-Relegation an Belgien
"Die Weltmeisterschaft verpasst", "Das Ende der Träume...und eine Schande dazu!", "Die Relegation endete mit einer tschechischen Schande" - so titelten führende tschechischen Tageszeitungen am Donnerstag über das Scheitern der tschechischen Fußball-Nationalmannschaft in der Qualifikation für die WM-Endrunde 2002 in Japan und Korea. Über die Gründe für das klägliche "Aus" in den Relegationsspielen mit Belgien informiert Sie Lothar Martin.
Der tschechische Fußball wird über die Landesgrenzen hinaus geschätzt ob seiner erstklassigen Kicker und Talente, von denen die besten in den stärksten europäischen Ligen einen festen Platz gefunden haben. Über einen für Juventus Turin spielenden Pavel Nedved, einen im Dress von Lazio Rom kickenden Karel Poborský oder einen bei Borussia Dortmund fast vergötterten Tomás Rosický beneidet ihn halb Europa. Diese und weitere Spieler sollten Tschechien auch bei der kommenden Weltmeisterschaft in Asien präsentieren, doch sie versagten vor allem psychisch. Schon in den Gruppenspielen waren die Schützlinge von Trainer Jozef Chovanec unter ihren Möglichkeiten geblieben, sodass sie in die Relegation und dort gegen Belgien antreten mussten. Nach der 0:1-Niederlage vom Samstag in Brüssel galt es am Mittwoch im Rückspiel vor ausverkauftem Haus im Letná-Stadion zu Prag den Spieß umzudrehen. Die Aufholjagd aber misslang und kurz vor Spielende pfiff der energische schwedische Schiedsrichter Frisk auch noch einen berechtigten Strafstoß gegen die Gastgeber: Dieses Wunder kam auch nicht, sondern noch eine weitere Gelb-Rote-Karte für Angreifer Baros, der wie die meisten seiner Mannschaftskameraden die eigenen Nerven nicht im Zaum hatte. Auch Trainer Jozef Chovanec, der sich während der Qualifikation mehrere taktische Fehlgriffe geleistet hatte, wollte den berechtigten K.o. nicht wahrhaben und sprach auf der dem Spiel folgenden Pressekonferenz lediglich vom fehlenden sportlichen Glück und zweifelhaften Schiedsrichterentscheidungen in beiden Relegationspartien zuungunsten seines Teams. Deshalb war es auch schon nicht mehr verwunderlich, dass der Coach nicht den Mumm hatte, seinen sofortigen Rücktritt zu erklären, sondern dies einer umfassenderen Bewertung seiner Arbeit durch den Exekutivausschuss des Böhmisch-Mährischen Fußballverbandes (CMFS) überlassen will. Dies ist nur ein weiteres Mosaiksteinchen in der unkritischen Sichtweise, die unter den Hauptakteuren der tschechischen Fußballauswahl während der gesamten WM-Qualifikation über vorherrschte. Die fünf Platzverweise und die unnötigen Punktverluste gegen Malta und Island kamen nicht von ungefähr. Deshalb sollten die Verantwortlichen für dieses Desaster schleunigst die Konsequenzen ziehen und den Weg freimachen für einen Neuanfang. Ansonsten wird man die tollen tschechischen Ballkünstler auch das übernächste Mal, bei der WM 2006 Deutschland, nicht live in Aktion erleben können.