Pläne mit der Brünner mit "Vankovka"
Es gibt nicht viele Städte in Tschechien, wo fast im Zentrum liegen noch freie Gewerbeflächen. Wenn überhaupt einige Quadratmeter zu finden waren, dann wurden sie schon längst bebaut. Doch als eine Ausnahme gilt die südmährische Metropole Brünn. Nur ein paar hundert Schritte vom historischen Zentrum entfernt findet man eine große alte Fabrik - die "Vankovka". Der Betrieb steht seit Jahren still und die Hallen verfallen allmählich. Mit diesem Objekt haben die Brünner jetzt große Pläne. Mehr im Beitrag von Ladislav Kylar.
Einstmals Stolz der habsburgischen Monarchie, jetzt Schande der Großstadt. So könnte man den Zustand der ehemaligen Maschinenfabrik des Friedrich Wannieck kurz charakterisieren. Da, wo vor Jahren Maschinen für die Zuckerindustrie in der ganzen Welt gebaut wurden, wachsen jetzt zwischen verfallenen neugotischen Backsteingebäuden Bäume und Gras und überall herrscht Stille. Nachdem die Fabrik am Anfang der 90er Jahre zum Stillstand gebracht wurde, dachte die Stadt darüber nach, was sie mit so einer lukrativen Fläche eigentlich tun sollte. Gerade in dieser Zeit entstanden überall in Tschechien neue Supermärkte und man überlegte, ob man die alte Fabrik einfach sprengen lassen und die freie Fläche verkaufen sollte. Zum Glück wurde das Areal als Baudenkmal geschützt und seitdem wird ein Investor gesucht, der das ganze Objekt sensibel rekonstruieren kann. Natürlich, von einer neuen Fabrik kann keine Rede mehr sein. Doch als Geschäfts- und Unterhaltungszentrum kann man sich die "Vankovka" ziemlich gut vorstellen. Für manche westlichen Großstädte ist eine solche Einkaufpassage etwas Normales. Doch manche haben Angst, dass es bei der Rekonstruktion das Genius loci verloren gehen könnte.
In den letzten Jahren galt die "Vankovka" als ein bekanntes alternatives Kulturzentrum. Die Stiftung zur Rettung der "Vankovka" und verschiedene Buergervereine bemühen sich, hier alle möglichen Veranstaltungen zu präsentieren - von kleinen Ausstellungen über Konzerte und Theater bis zu thematischen Workshops. Gleichzeitig entwickeln die Initiativen eigene Projekte für die Wiederbelebung der "Vankovka". Vor zwei Wochen lief die letzte Runde der Verhandlungen, was eigentlich in diesem Objekt sein sollte. Frau Eva Stankova, Mitglied des Bürgervereins "Vankovka" leitete diese Versammlung:
"Ich denke nicht, dass aus der "Vankovka" ein Gegenpol, eine Konkurrenz zum übrigen Stadtzentrum entstehen sollte. Die "Vankovka" sollte eher die Funktionen, die dort nicht sein können, ergänzen. Man muss sich vorstellen, dass diese Fabrik etwa 4- bis 5-hundert Meter südlich von der ehemaligen Stadtmauer entfernt liegt, und damit ist die ganze Stadtplanung verbunden. Es gibt hier in Brünn eine lange Nord-Süd-Fussgängermeile durch das ganze historische Zentrum und an diese Strecke könnte auch die Vankovka angeknüpft werden, so dass man das Areal der Fabrik bis zu seinem Südende durchqueren könnte. Und da liegt auch der Busbahnhof. Das wäre dann für die Stadt eine ideale Verbindung."
So Frau Stankova aus dem Buergerverein "Vankovka". Im Areal sollten dann verschiedene Geschäfte entstehen, zum Beispiel wird ein Einkaufsgalerie geplant. Aber nicht nur Business sollte die "Vankovka" beherrschen. Außerdem rechnet man auch mit Kultur- und Bildungsinstitutionen und dazu noch mit neuer Wohnfläche, von der es auch in Brünn sowieso zu wenig gibt.
Mit der Projektleitung wurde die Hamburger Firma ECE Projektmanagement beauftragt. Doch die Verhandlungen sind noch nicht zu Ende. Wenn man Anfang der 90er Jahre die Restaurierungskosten auf eine Höhe von 2 Mio. DM berechnet hatte, ist es jetzt mindestens doppelt so viel. Das Geld könnte natürlich ein großes Hindernis werden. Aber für so ein Areal ist es eigentlich noch relativ wenig. Wenn man berechnet, was für ein Geschäftswert die 2 Hektar Geschäftsfläche im Zentrum haben, dann ist es fast jede Investition wert.