Vladimir Zelezny
Neben Afghanistan hat in der letzten Zeit in den tschechischen Medien kaum jemand so für Schlagzeilen gesorgt wie Vladimir Zelezny, Direktor des hierzulande äußerst populären privaten Fernsehsenders
Was ist passiert?
Zelezny, der seinen Sender mit Hilfe von amerikanischen Investoren hochgezogen hatte, machte diesen in der Folge die Sendelizenz streitig, auf die sie als Ausländer kein Anrecht hätten. Er lieh sich Geld, um seinen Sender auf eigene Faust über die Gesellschaft CET 21 zu betreiben, woraufhin die amerikanischen Investoren ein (internationales) Arbitrageverfahren einberiefen. In dessen Folge wurde Zelezny die alleinige Sendelizenz zugesprochen, gleichzeitig wurde er jedoch verpflichtet, die ehemaligen amerikanischen Investoren mit 1 Milliarde Kronen (rund 60 Mio DM) zu entschädigen. Genau das aber tat Zelezny nicht und wird seitdem des Betrugs an seinen Gläubigern beschuldigt. Vor 14 Tagen wurde Zelezny daher von der Polizei vorläufig festgenommen und die Prager Studios seines Senders nach Beweismaterial durchsucht. Trotz einer entsprechenden Forderung des Staatsanwaltes wurde Zelezny nach zwei Tagen wieder aus der (Untersuchungs)haft entlassen, sein Rechtsanwalt - Ales Rozehnal - befindet sich jedoch nach wie vor in Haft.
Besondere Brisanz bekam die Angelegenheit dadurch, dass die Ermittler in der Angelegenheit Zelezny- Vladimir Machala und Miroslav Antl - sich öffentlich über den politischen Druck beklagten, dem sie ausgesetzt seien.
Empört über ein solches Urteil traf sich vergangene Woche der Chef des Abgeordnetenhauses und Vorsitzende der größten Oppositionspartei Vaclav Klaus persönlich mit Zelezny zu einem Gespräch über unternehmerische Freiheit und stellte sich danach ebenso wie weitere führende Politiker der Bürgerdemokratischen Partei ODS öffentlich hinter den Medienmogul. Präsident Vaclav Havel indes zweifelte nicht an der Glaubwürdigkeit der Ermittler und bewertete Klaus' Verhalten als politische Unterstützung für Zelezny.
Eine typisch tschechische Geschichte? Oder ein Beispiel für die Verschränkung von politischem Einfluss und Medienmacht, wie es auch aus anderen Ländern - Stichwort: Berlusconi - bekannt ist?
Dies fragten wir den Kommentator Adam Drda von der tschechischen Redaktion der BBC:
"Ich denke, das ist eine vielleicht nicht typisch tschechische, aber typisch postkommunistische Angelegenheit. Denn in den westlichen Ländern würde sich selbstverständlich wohl kaum ein Unternehmer oder Mediendirektor erlauben, auf die Weise mit seinen Partnern abzurechnen, wie Vladimir Zelezny es getan hat - sei es nun gesetzlich korrekt oder nicht. Aber in moralischer Hinsicht hat Zelezny seinen Partner betrogen."
Und noch aus einem anderen Grund, der oben bereits erwähnten Politisierung der ganzen Angelegenheit, hält Drda den Fall Zelezny für typisch postkommunistisch:
"Die Angelegenheit ist auch dadurch typisch postkommunistisch, dass sich Unternehmer hier seit dem Herbst 1989 immer auf politische Unterstützung verlassen haben. Das war bei allen Besitzern großer Fabriken. Bei Zelezny ist es ziemlich ähnlich, er hat zweifelsohne auch damit gerechnet, dass Politiker - besonders aus der Bürgerdemokratischen Partei - ihn in dieser Angelegenheit stützen."
Für die weitere Entwicklung des Falls Zeleznys hat Drda folgende Prognose: Der Einfluss Zeleznys bei Nova werde beständig abnehmen, die Gestalt sowie das Programm des Senders jedoch gleich bleiben. Für Veränderungen gäbe es aus Sicht eines möglichen künftigen Direktors auch keinen Grund: Denn das Konzept eines Boulevard-Fernsehens mit klaren Schwerpunkt auf Unterhaltungssendungen hat sich - gemessen an der Einschaltquote - zweifelsohne bewährt.