Nachrichten Freitag, 21. August, 1998

Nachrichten 21.8.98

Gedenkfeiern zum 21.August

Genau vor 3O Jahren, am 21.August 1968, haben die Truppen der Warschauer Paktstaaten die Tschechoslowakei überfallen und damit dem seit Januar des Jahres laufenden Demokratisierungsprozess in der Gesellschaft ein brutales Ende gesetzt. Diesem tragischem Jubiläum galt auch eine Gedenkfeier, die heute vormittag in Anwesenheit zahlreicher prominenter Gäste, darünter Regierungs- und Parlamentsmitglieder, vor dem Gebäude des Tschechischen Rundfunks stattfand. Ausführliche Informationen halten wir für Sie im anschliessenden Beitragsblock parat.

Tschechien-Polen

Die zweite Auslandsreise seit seinem Amtsantritt führte den tschechischen Aussenminister Jan Kavan heute nach Polen. Auf Einladung seines polnischen Amtskollegen Bronislaw Geremek wird Kavan sich in Warschau neben Geremek auch mit dem polnischen Präsidenten Kwasniewski, Vizepremier und Innenminister Tomaszewski treffen. Die Gespräche sind neben den gemeinsamen Integrationsbemühungen in die europäischen Strukturen auch der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, OSZE, gewidmet, der Polen dieses Jahr vorsteht. Kavan bezeichnete die tschechisch-polnischen Beziehungen als ein Beispiel für ein über den Standard hinaus gut funktionierendes Verhältnis. Kavan will sich eigenen Worten zufolge auch mit vielen Freunden aus der Zeit der antikommunistischen Opposition treffen.

Budapest-Prag

Budapests Bürgermeister hat sich bei dem tschechischen Staatspräsident für die Invasion auch durch ungarische Truppen im August 1968 entschuldigt. Darüber informierte die Budapester Tageszeitung Magyar Hírlap. Kennern diplomatischer Gepflogenheiten zufolge entspräche das Schreiben zwar nicht den diplomatischen Gewohnheiten und sei nicht als offizielles Dokument anzusehen, Budapests Bürgermeister bitte aber im Namen der Bürger der ungarischen Hauptstadt um Verzeihung.

Tschechien-Schweden-Lansky

Der tschechische Vizepremier Egon Lánsky ist heute nach einem zweitägigen Arbeitsbesuch aus Schweden nach Prag zurückgekehrt. Vor dem Abflug traf sich Lánsky mit einer Reihe schwedischer Grossunternehmer und Politiker. Wie es bei der Nachrichtenagentur ctk heisst, habe man Fragen bezüglich schwedischer Investitionen in Tschechien und der allgemeinen Intensivierung des bilateralen Handels erörtert. Lánsky soll sich ausserdem mit den Erfahrungen des schwedischen EU-Beitritts vertraut gemacht haben. Zu einem Gegenbesuch des schwedischen Premiers in Prag soll es Lánsky zufolge ebenfalls kommen. Ein solcher war aus verschiedenen Gründen bereits dreimal verschoben worden.

Regierungssitzung

Das Kabinett soll sich auf seiner heutigen Sitzung unter anderem einem komplexen Vorschlag zur Freimachung von Subventionen aus dem Nationalen Eigentumsfonds für die restlichen Betriebe befassen, die im Zusammenhang mit dem Privatisierungsprozess nicht aufgegeben werden sollen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass man sich auch mit der Auswahl der Kandidaten für ein neues Präsidium des Fonds für weitere 5 Jahre befassen wird. Aus der Regierungserklärung der Sozialdemokraten geht laut Nachrichtenagentur ctk hervor, dass diese Institution reformiert werden soll. Auch die finanzielle Förderung des Schulwesens soll ein Punkt der Kabinettssitzung darstellen.

Tschechien-USA-Afghanistan-Sudan

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der Abgeordnetenkammer des tschechischen Parlaments, Lubomír Zaorálek, ist sich bei der rechtlichen Grundlage für den us-amerikanischen Angriff auf Ziele in Afghanistan und Sudan nicht sicher. Aus diesem Grund will er den Angriff nicht kommentieren, bevor er nährere Informationen von der US-Botschaft erhält und die us-amerikanische Aussenministerin eine Stellung dazu abgegeben hat. "Grundsätzlich sei der Eingriff zu verstehen," meinte Zaorálek wörtlich "die REchtsgrundlage dieses Eingriffes ist nicht ganz klar." Trotzdem könne man nicht einfach von einer Verletzung der Souveränität der angegriffenen Staaten reden, weil deren Regierungen das eigene Territorium nicht ganz unter Kontrolle hätten. Zaoralek fände die Bildung einer Weltantiterroorganisation zum Zwecke ähnlicher Einsätze wünschenswert.

Der Sprecher der Regierung, Libor Roucek, erklärte die bisherige Zurückhaltung der Regierung in dieser Angelegenheit damit, dass Afghanistan und Sudan relativ weit entfernte Länder seien, und einige Stunden keine Rolle spielten. "Wäre die Tschechische Republik bedroht," - so Roucek - "wäre die Reaktion eine augenblickliche."

Rollings Stones in Prag

Abschliessend eine Nachricht für alle Rollings Stones Fans. Die rollenden Steine werden bereits zum 3. Mal nach der Wende am Samstag in Prag konzertieren. Austragungsort des Konzerts ist die Prager Sporthalle. Wie die Bandmitglieder meinten, liebten sie Prag und dankten ihr für die Unterstützung, die sie all die Jahre aus Prag erhalten haben.

Und abschliessend der Wetterbericht:

Am Samstag überquert eine Kaltluftfront die Tschechische Republik und führt kühlere Luft von Nordwesten her mit. Es ist bewölkt bis bedeckt bei örtlichen Niederschlägen und Gewittern. Die Nachttemperaturen sinken auf 11 Grad ab, die Tageshöchsttemperaturen erreichen Werte zwischen 17 und 21 Grad Celsius. Die weiteren Aussichten: Für den Sonntag werden keine grossen Wetterveränderungen erwartet. Der Montag bringt einen leichten Temperaturanstieg mit sich.

Soweit die Nachrichtenmeldungen vom 21. August 1998.