IOC hat in Prag entschieden: Vancouver wird die Spiele 2010 ausrichten

Foto: CTK

Die 115. Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), die am Freitag in Prag zu Ende geht, erlebte am Mittwochnachmittag ihren mit Spannung erwarteten Höhepunkt - die Wahl des Gastgebers der Olympischen Winterspiele 2010. Hören Sie darüber einen zusammenfassenden Bericht von Lothar Martin.

Foto: CTK
Dieses von IOC-Präsident Jacques Rogge verkündete Wahlergebnis, nämlich dass Vancouver die Spiele erhalten hat sowie der anschließende Jubel der Olympiabotschafter aus der Zwei-Millionen-Stadt an der kanadischen Westpazifikküste, ging am Mittwochnachmittag gegen 17.43 Uhr Ortszeit durch unzählige Fernseh- und Radiokanäle aus aller Welt. Aber der Aufschrei bei den Siegern sowie die Niedergeschlagenheit bei den würdigen Unterlegenen, den Mitbewerbern aus dem südkoreanischen Pyeongchang und dem österreichischen Salzburg, machten binnen Sekunden noch einmal die riesige Anspannung deutlich, unter der die Vertreter aller drei Bewerberstädte bis zur Ergebnisverkündung gestanden hatten. Gleichzeitig aber auch die besondere Spezifik des Sports, der meist nur einen Sieger kennt, die zum Wettkampf angetretenen Konkurrenten aber nicht vergisst und so einfach beiseite schiebt. Das spürte man auch an der Reaktion des überglücklichen kanadischen Premierministers Jean Cretien, der auf der anschließenden Pressekonferenz im Prager Hilton Hotel zunächst den Mitbewerbern für den fairen Wettstreit dankte und nachfolgend sagte:

"Ich denke, dass jeder sein Bestes gegeben und hart dafür gearbeitet hat. Die olympische Entscheidung heute war ein Fotofinish, aber das ist das Schöne am Sport - Sieg ist Sieg!"

In der Tat, es ging am Ende knapp zu, denn die 109 IOC-Mitglieder, die im zweiten und entscheidenden Wahlgang ihr Votum abgegeben haben, hatten mit 56:53 für Vancouver und gegen Pyeongchang gestimmt. So überraschend der hohe Stimmenanteil für die Südkoreaner war, desto enttäuschter über das Votum waren die mit einer brillanten Präsentation aufwartenden Österreicher. Was Wunder, war Salzburg doch bereits im ersten Wahlgang mit nur 16 Stimmen ausgeschieden. Ein Ergebnis, dass Skiass Hermann Maier so kommentierte:

Hermann Maier und Wolfgang Schüssel
"Dass die Präsentation selber weniger eine Rolle spielt, das hat man jetzt gemerkt, und ich denke, dass das hier schon im vornhinein im Groben festgestanden hat."

Mit dieser Aussage spielte Maier darauf an, dass viele IOC-Mitglieder Salzburg nur deshalb ihre Zustimmung verwehrt hätten, da die Winterspiele 2006 mit Turin bereits in Europa stattfinden und sich für die Sommerspiele 2012 gleich fünf andere europäische Städte beworben haben. Daher habe die Salzburg-Bewerbung von Anfang an unter keinem guten Stern gestanden, so Maier. Etwas diplomatischer formulierte Österreichs Bundeskanzler Wolfgang Schüssel die schmerzliche Niederlage:

Wayne Gretzky,  Jean Chrétien,  Catriona Le May-Doan,  Hugh O'Reilly,  Foto: CTK
"Leider gibt es hier keine - im Unterschiede zu Olympia - Silber- oder Bronzemedaille. Das hat auch keinen Sinn, sich auf andere auszureden, auf den Schiedsrichter oder auf die Unebenheiten des Bodens oder auf die eisige Piste, wir müssen uns bei der eigenen Nase nehmen."

Doch bereits nach vor schauend, mit Blick auf die noch eben beworbenen Spiele 2010, fügte Schüssel kämpferisch an:

"Wir werden uns ganz sicher sportlich revanchieren, unsere Athleten werden bei dieser Winterolympiade so motiviert sein wie bei keiner anderen und wir werden sportlich zurückschlagen."

Abschließend sei der Hinweis gegeben, dass wir mit einem ausführlichen Bericht und weiteren Stimmen noch einmal in unserem Sportreport am kommenden Mittwoch auf die 115. IOC-Session zurückkommen werden.