Tschechische Leichtathleten enttäuschen - Sparta Prag spielt in Champions League

Roman Sebrle, Foto: CTK

Ahoi und herzlich willkommen zum Sportreport von Radio Prag, in dem wir heute Rückschau halten wollen auf zwei Events, die die hiesigen Sportfans in der letzten Augustwoche in ihren Bann gezogen haben: die Weltmeisterschaft der Leichtathleten in Paris und die Qualifikation zur Champions League im Fußball. Wenn Sie erfahren wollen, wie sich hierbei die tschechischen Vertreter geschlagen haben, dann bleiben Sie doch einfach dran!

Roman Sebrle,  Foto: CTK
Vor 14 Tagen hatten wir Sie unter anderem darüber informiert, dass der tschechische Leichtathletik-Verband seine Erwartungen an die Welttitelkämpfe in der französischen Hauptstadt diesmal nicht allzu hoch geschraubt hatte, da vieles in der Vorbereitung nicht so gelaufen war, wie man es sich gewünscht hatte und insbesondere die Topathleten des Landes immer wieder vom Verletzungspech geplagt wurden. Aber zwei Medaillen sollten es schon sein, hatte Auswahl-Cheftrainer Václav Fiser verlauten lassen. Und es war auch ganz klar, welche zwei Kandidaten er dafür im Auge hatte: Zehnkampf-Weltrekordler Roman Sebrle und die Speerwurf-Ikone Jan Zelezný. Doch wie sich am Ende leider herausstellte, konnte nur Sebrle ein Edelmetall mit nach Hause nehmen, und dieses Edelmetall hatte zudem nicht die Farbe, die er erträumt hatte. Sebrle, der als Weltjahresbester an den Start gegangen war, hatte aufgrund einer der WM vorausgegangenen Viruserkrankung nicht seine beste Form mit nach Paris gebracht, so dass er sich trotz allen Einsatzes und Kampfgeistes im Duell um die WM-Krone in der Königsdisziplin dem US-Amerikaner Tom Pappas beugen musste und (in Anführungszeichen) nur die Silbermedaille gewann. Entsprechend fiel dann auch seine Antwort aus, als ihn ein tschechischer Rundfunkkollege mitteilte, dass seine Fans in der Heimat nicht ganz zufrieden seien:

"Nun, ich wundere mich nicht darüber, ich bin auch enttäuscht, auch wenn ich mich damit trösten kann, immerhin die WM-Silbermedaille gewonnen zu haben. Aber so habe ich wenigstens noch genügend Motivation für die nächste Weltmeisterschaft."

Jan Zelezny,  Foto: CTK
Seine wohl letzte Weltmeisterschaft hingegen erlebte Jan Zelezný, der erfolgreichste tschechische Leichtathlet der Gegenwart. Bereits dreimal konnte er den Titel gewinnen, ebenso oft war er Olympiasieger. Dem Gesetz seiner Serie folgend, blieb ihm allerdings ein weiterer Triumph versagt, denn Zelezný war zuvor von jeder dritten WM ohne Medaille zurückgekehrt. Sein Ergebnis von Paris war jedoch schon ärgerlich, da er nur den undankbaren vierten Platz belegte und er die Bronzeplakette nur um ganze 65 cm verfehlte. Aber der 37-Jährige trug die Niederlage mit Fassung, zumal er wegen seiner ständigen Schulterprobleme in dieser Saison nur ganz wenige Wettkämpfe bestreiten konnte. Und diese Tatsache ging auch in seine Analyse ein:

"Mir hat es gefehlt, dass ich stabil technisch gute Würfe mache. Es reicht nämlich nicht, bei den Wettkämpfen nur ein zwei gute Würfe hinzulegen. Man muss vielmehr seine Technik von Wettkampf zu Wettkampf verbessern, um Stabilität und damit auch den Glauben an sich selbst zu gewinnen."

Dies war beim sympathischen Altmeister der Leichtathletik in diesem Jahr nicht der Fall, doch an ein Ende seiner Karriere verschwendet er noch keinen Gedanken. Zumal im kommenden Jahr bereits wieder Olympische Spiele sind, und da wollen Zelezný, Sebrle und die anderen tschechischen Athleten zeigen, das noch immer mit ihnen zu rechnen ist.

Slavia - Sparta,  Foto: CTK
Ganz groß auf der Rechnung muss man in diesen Tagen auch den tschechischen Fußball haben. Denn an diesem Samstag und am nächsten Mittwoch steigt für die Nationalmannschaft des Landes die wohl entscheidende Phase der Qualifikation zur Europameisterschaft 2004 in Portugal. In der Gruppe 3 führen die tschechischen Kicker derzeit mit 13 Punkten dank des besseren Torverhältnisses vor den punktgleichen Niederländern, die sie am 10. September in der Prager Toyota Arena zum "Spiel des Jahres" empfangen. Ein Sieg und vier Tage zuvor drei Punkte in Weißrussland würden das EM-Ticket bedeuten für die Stars um Nedved, Rosický, Koller & Co., andererseits müssten sie im Spätherbst in die Relegation. Aber belassen wir es bei der Vorfreude auf diese Partien und werfen lieber noch einmal einen Blick zurück, was sich in der vergangenen Woche auf den Prager Fußballplätzen getan hat. Immerhin wollten die beiden hauptstädtischen Traditionsvereine Sparta und Slavia erstmals gemeinsam in die lukrative Champions League einziehen, allerdings mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen. Meister Sparta nämlich hatte vom Hinspiel beim mazedonischen Vertreter Vardar Skopje einen wertvollen 3:2-Erfolg mitgebracht, der SK Slavia dagegen musste eine herbe 0:3-Niederlage korrigieren, die er beim spanischen Verein Celta Vigo erlitten hatte. Doch wie es nicht selten im Sport so ist, die vermeintlich leichtere Aufgabe für Sparta wurde zur Nervenschlacht, und das scheinbar aussichtslose Unterfangen von Slavia geriet beinahe zur Sensation. Schließlich schaffte Sparta durch ein mühevoll erkämpftes 2:2 das angestrebte Ziel, musste jedoch gleich zweimal einem Rückstand hinterherlaufen. Dass es gelang, diesen jeweils wettzumachen, daran hatte vor allem Nationalspieler Karel Poborský einen Riesenanteil. Bereits in Skopje hatte er zwei Tore erzielt, ehe er in der Prager Begegnung wie folgt zu glänzen verstand:

Die Leistungen der Routiniers Poborský und Nemec wusste nach dem Abpfiff auch Sparta-Trainer Jirí Kotrba zu schätzen:

"Genauso wie in Skopje muss ich die älteren Spieler loben, denn sie haben nie die Übersicht verloren, besonders nicht in den Phasen, wo sich die Partie für uns nicht zum Besten zu entwickeln schien. Sie haben die Begegnung wenigstens bis zum Unentschieden geführt."

Ein 3:3-Unentschieden in der Endabrechnung beider Spiele und ein Plus in der Verlängerung bzw. im Elfmeterschießen - das war auch das erklärte Ziel von Slavia Prag, dem zweiten renommierten Hauptstadtverein. Doch der Gegner war kein Geringerer als Celta Vigo, der Vierte der vergangenen Saison in der spanischen Primera Division. Die Mannen um Kapitän Pavel Kuka, der einige Jahre auch in Deutschland, in Kaiserslautern, Nürnberg und Stuttgart an den Ball getreten hat, mussten drei Tore schießen und keinen Gegentreffer erhalten, um sich ihre Minichance zu wahren. In einer turbulenten ersten Halbzeit kam es u.a. auch zu dieser Situation:

Gut zehn Minuten später schafften die Gastgeber auch noch das 2:0, doch in der zweiten Halbzeit, als sich die Spanier fast ausschließlich nur auf das Verteidigen ihres Vorsprungs beschränkten, mussten die Rot-Weißen ihrem Tempo Tribut zollen und bitter erkennen, wie schwer es ist, gegen ein Klasseteam einen Drei-Tore-Rückstand aufzuholen. Das 2:0 am Ende war also zu wenig und Slavia war abermals in der Qualifikation zur Champions League gescheitert. Was den Pragern bleibt, ist der UEFA Cup, doch der zählt angesichts der Summen, die in der Champions League gezahlt werden, eher als Trostpflaster. Zudem treffen die Schützlinge von Trainer Miroslav Beránek dort in der ersten Runde auf einen namenlosen Gegner aus Serbien/Montenegro, den niemanden hinterm Ofen vorlockt. Wesentlich besser meinte es da das Los mit dem nordböhmischen Verein FK Teplice, der sich mit dem 1. FC Kaiserslautern auseinander zu setzen hat. Im Vorjahr hatten die Kurstädter die Pfälzer im UI-Cup eliminiert, was ihnen in positiver Erinnerung geblieben ist, ihr Trainer Frantisek Straka hebt aber dennoch warnend den Zeigefinger:

"Von der psychologischen Seite her haben wir einen gewissen Vorteil, denn wir haben im vergangenen Jahr zwei sehr gute Spiele gegen die Lauterer gemacht, auswärts nur 0:1 verloren und zu Hause 4:0 gewonnen. Aber das bedeutet nicht, dass wir die beiden Duelle miteinander vergleichen können. Das wird ein völlig anderer Vergleich und daher sehe ich die Chancen dort 50:50."

Das Leben geht also weiter, auch im Fußball, wo es immer wieder heißt: neues Spiel - neues Glück. Wer in den anstehenden wichtigen Partien, die tschechische Kicker in diesem Herbst zu bestreiten haben, am Ende der Glücklichere ist, darüber halten wir Sie auf dem Laufenden. In diesem Sinne, schalten Sie uns wieder ein, heute in 14 Tagen zum Sportreport von Radio Prag.