Am Sonntag endete das 9. Prager Theaterfestival deutscher Sprache
Zwei Wochen lang gaben sich die führenden deutschsprachigen Theater in Prag die Klinke in die Hand. Zum Abschluss des Prager Theaterfestivals deutscher Sprache sprach Thomas Kirschner mit dem Anreger und Organisator des Festivals, dem Schriftsteller Pavel Kohout.
Im bis auf den letzten Platz besetzten historischen Ständetheater in der Prager Altstadt endete am Sonntagabend das 9. Prager Theaterfestival deutscher Sprache. In George Taboris grell überzeichneter Inszenierung von Gotthold Ephraim Lessings aufklärerischem Lustspiel "Die Juden" ließen die Schauspieler des Berliner Ensembles das Historische zur Farce werden, um das Zeitlose herauszuarbeiten: Ein Aufruf gegen Vorurteile, für Toleranz, und damit ein programmatischer Abschluss für das Festival am Schnittpunkt zweier Kulturen. Der geistige Vater des Festivals, der Schriftsteller und ehemalige Dissident Pavel Kohout, zeigt sich zufrieden mit dem Erreichten:
"Es ist immer ein bisschen in den Händen des lieben Gottes, wie das ausfällt, denn es hängt zunächst vom Angebot der Theater ab, das wir berücksichtigen müssen, und dann auch vom Geld, das wir einsammeln können. Und wir hatten in beiden Fällen Glück in diesem Jahr - ich glaube, das war einer der stärkeren Jahrgänge. Und es freut mich, dass das Festival schon seinen Platz im tschechischen Kulturleben gefunden hat."
Die Vorstellungen fanden in deutscher Sprache statt und wurden für tschechische Besucher simultan übersetzt. Daneben hat sich das Festival aber auch zu einem festen Treffpunkt der deutschsprachigen Ausländer entwickelt, die in Prag leben. Keinesfalls aber möchte Kohout das Festival zum Touristenmagnet werden lassen.
"Wir verstecken dieses Festival - ich glaube mit Erfolg - vor den Touristen. Falls da welche waren, dann kamen sie im letzten Augenblick und sie hatten das Glück, dass sie noch Karten bekamen. Denn wir sorgen dafür, dass zunächst das heimische Publikum die Karten bekommt, und man kann sagen, dass wir da sehr, sehr viele junge Tschechen hatten, vor allem von den zweisprachigen Schulen, die es mittlerweile in einigen Städten gibt. Ich glaube, man kann sagen, dass zunächst dieses Publikum mit Karten versorgt wird, und außerdem natürlich das Publikum, das das Festival auch bezahlt, denn wir haben viele Sponsoren aus den Reihen der deutschen, österreichischen und schweizerischen Firmen, die in diesem Lande arbeiten."
Der Abschluss des einen Jahrgangs bedeutet zugleich den Beginn der Vorbereitungen für den nächsten, an dem das Festival dann sein 10. Jubiläum begehen kann.
"Die Pläne werden kontinuierlich geschmiedet, die Suche hat schon begonnen. Wir haben auch schon einige feste Zusagen. Aber weil es eben auch vom Himmel abhängt, möchte ich aus Aberglauben lieber abwarten."
Nach dem allseitigen Erfolg des aktuellen Jahrgangs sollte es an der weiteren Unterstützung des Festivals nicht mangeln, hofft auch der Organisator und Ideengeber Pavel Kohout. Und so dürfte er es auch auf das Theaterfestival beziehen, dass Kulturminister Pavel Dostal ihm im Vorfeld der Abschlussaufführung die Verdienstmedaille "Artis bohemiae amicis"überreichen ließ - auch wenn damit Kohouts herausragende Verdienste um die Vermittlung der tschechischen Kultur im Ausland geehrt wurden.