Wirtschafts-Wochenrückblick: 14. bis 20. September

Foto: Tschechisches Fernsehen

Die Landwirte haben kein besonders gutes Jahr hinter sich, wie die Bilanzen nach der Ernte zeigen. Auch die Winzer sind da keine Ausnahme. Tschechische Züge fahren bald auf deutschen Schienen und amerikanische Messinstrumente kommen bald aus Ústí nad Labem / Aussig. Dies und mehr im Wirtschafts-Wochenrückblick vom 14. bis 20. September.

Raps  (Foto: Štěpánka Budková)
Der Spätsommer ist Erntezeit in Tschechien. Die Landwirte haben jedoch wenig Grund zu feiern, denn ihre Umsätze werden in diesem Jahr um etwa zehn Milliarden Kronen (ca. 370 Millionen Euro) niedriger sein als im vergangenen Jahr. Der Hauptgrund dafür sind die niedrigen Aufkaufpreise für Milch, Schweinefleisch und Getreide. Die einzige wichtige Nutzpflanze, deren Preise in Tschechien wie auch in Europa stabil sind, sei der Raps. Schlechter sei die Lage beim Getreide. In diesem Jahr sei zwar genug Getreide gereift, doch dessen Qualität sei geringer als zuletzt. Das habe zur Folge, dass auch der Binnenpreis für alle Sorten um ein Fünftel niedriger sei als der Weltmarktpreis.

Foto: Tschechisches Fernsehen
Die Umsätze für alle in Tschechien verstärkt angebauten Nutzpflanzen werden in diesem Jahr unter der Grenze von 80 Milliarden Kronen (fast drei Milliarden Euro) liegen. Dies wäre das schlechteste Produktionsergebnis der tschechischen Landwirte seit der Wende, betont Pýcha.


Foto: Štěpánka Budková
Auch die Winzer werden in diesem Jahr keine Freudensprünge machen. In Tschechien wird in diesem Jahr um zehn Prozent weniger Wein produziert als es durchschnittlich in den letzten zehn Jahren der Fall war. Die Ursache dafür liegt im Frühjahr: Wegen der damals starken Fröste sind in den Weinbergen viele der zarten Jungtriebe erfroren. Im Vergleich zum Vorjahr werden laut dem tschechischen Winzerverband diesmal rund 200.000 Hektoliter weniger Wein abgefüllt.

Ersten Schätzungen des Verbandes zufolge wird in diesem Jahr in Tschechien rund eine halbe Million Hektoliter Wein produziert. Es wird also etwas weniger Wein geben. Dank des zuletzt sehr warmen Wetter aber werden die Trauben dort, wo sie nicht erfroren sind, von einer besonders guten Qualität sein. Die Weinlese hat erst vor kurzem begonnen. Die Winzer haben angefangen, die Frühweinsorten zu ernten, wie beispielsweise Solaris, doch vor allem Irsai Oliver und Mährischer Muskateller.


Quelle: Archiv Škoda Transportation
Erfreulichere Nachrichten gibt es da schon aus Plzeň / Pilsen. Die Strecken zwischen Nürnberg, Ingolstadt und München werden in Zukunft auch Züge des Pilsner Traditionsunternehmens Škoda Transportation bedienen. Der Auftrag der Deutschen Bahn dazu umfasst sechs Zuggarnituren zu je sechs doppelstöckigen Waggons samt Lokomotiven. Das Gesamtvolumen der Bestellung liegt bei 2,6 Milliarden Kronen (96 Millionen Euro).

Die Züge erfüllen dabei den höchsten Qualitätsstandard der Deutschen Bahn Q1. Sie können eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 189 km/h erreichen und sind mit einem Druckausgleichssystem ausgestattet. Außerdem verfügen die Züge über drahtloses Internet und Steckdosen an jedem Sitzplatz. Die erste bereits fertiggestellte Zuggarnitur befindet sich derzeit in der Testphase.


Im Přestanov-Park wurde eine Produktionshalle von SSI Technologies eröffnet  (Foto: ČTK)
Und Nordböhmen ist doch attraktiv für Investoren. Im Přestanov-Park bei Ústí nad Labem / Aussig wurde am Donnerstag eine Produktionshalle von SSI Technologies eröffnet. SSI Technologies ist ein 1982 gegründeter US-amerikanischer Hersteller mit Sitz in Janesville, Wisconsin. Das Unternehmen produziert Sensoren, Messgeräte und Instrumente für den Automobilbau und andere Industrieanwendungen.

Die Region um Ústí nad Labem wurde wegen ihrer Lage nahe der Grenze zu Deutschland sowie dank ihrer guten Verkehrsverbindungen gewählt. Auch das Arbeitskräfte-Angebot habe eine wichtige Rolle bei der Wahl gespielt, sagte der Produktionsleiter von SSI Technologies Frank Jassner. Die Arbeitslosenrate im Einzugsgebiet der Elbestadt (Bezirk Ústí nad Labem) lag im August bei 9,5 Prozent, insgesamt 7784 Menschen waren ohne Beschäftigung.


Aircraft Industries  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Während man sich in Ústí über die ausländischen Investoren freut, ist diese Freude im mährischen Kunovice schon verflogen. Die Gewerkschafter des Flugzeugherstellers Aircraft Industries (AI) im mährischen Kunovice haben am Mittwoch eine unbefristete Streikbereitschaft ausgerufen. Darüber informierte Gewerkschaftschef Josef Mikula die Medien. Die Gewerkschafter befürchten einen Einbruch der Produktion in ihrem Werk in Kunovice sowie dessen Überführung nach Russland, woher die Besitzer der Firma kommen.

Aircraft Industries  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Nach der Ausrufung der Streikbereitschaft am Mittwochmorgen berief die Firmenleitung ein Treffen mit den Arbeitnehmern ein. Dabei versicherte die Firmenchefin gegenüber den Beschäftigten, dass sie und die anderen Miteigentümer nicht die Absicht hätten, die Produktion nach Russland zu überführen. Laut Mikula aber werden die Gewerkschafter von ihrer Maßnahme nicht abrücken. Man werde die Streikbereitschaft solange aufrechterhalten, bis man von den Firmeneignern die schriftliche Garantie erhalten habe, dass die Produktion in Kunovice bleibe, sagte der Gewerkschaftsboss der Nachrichtenagentur ČTK.