Kampf gegen den Müll: Dritter Aktionstag zum Frühjahrsputz

Foto: Offizielle Facebook-Seite der Initiative „Ukliďme Česko!“

Tschechien hat ein Müllproblem. Auch wenn es nicht so schlimm ist wie beispielsweise in Neapel – Müllsäcke, Flaschen, Verpackungen und anderer Unrat sind an Straßenrändern und in Wäldern leider Normalität. Besonders illegale Mülldeponien machen den Bürgern zu schaffen. Die Initiative „Lasst uns Tschechien aufräumen!“ / „Ukliďme Česko!“ hat nun zum dritten Mal seit 2014 zum Frühjahrsputz geladen.

Foto: Offizielle Facebook-Seite der Initiative „Ukliďme Česko!“
Von der Zigarettenschachtel bis zum Kühlschrank ist in der tschechischen Landschaft fast alles zu finden. Die Verschmutzung der Wege und Wälder ist ein großes Problem, dass die Bürger landesweit belastet. Petr Drozdík, Organisator der Initiative „Lasst uns Orlová / Orlau aufräumen!“ sagt dazu:

„Das ist ein Problem, das ganz Tschechien betrifft. Die Abfälle hinterlassen alle möglichen Menschen. Sie denken, es ist eine Selbstverständlichkeit, dass jemand den Müll für sie aufräumt. Wir finden hier alles: vom Bonbonpapier bis hin zum Traktorreifen. Auch viel Elektroschrott wird einfach weggeworfen. Die Bürger, die den Unrat wegräumen, melden uns regelmäßig Kühlschränke oder Spülmaschinen. Insgesamt ist es eine sehr traurige Realität, vor der wir hier stehen.“

Die Initiative in Mährisch-Schlesien ist Teil des in ganz Tschechien stattfindenden Aktionstags „Lasst uns Tschechien aufräumen!“, der von der Vereinigung Ekosmák organisiert wird. Inspirieren ließen sich die Aktivisten von der estnischen Aktionsgruppe „Let’s do it!“, die sich seit 2008 um die Sauberkeit ihrer Landschaft bemüht. Nach diesem Vorbild geht man in Tschechien seit 2014 aktiv gegen die Müllberge vor.

Miroslav Kubásek  (Foto: Archiv von Miroslav Kubásek)
Die Organisatoren sehen besonders in illegalen Mülldeponien ein Problem. Miroslav Kubásek ist Leiter von Ekosmák. In der Beseitigung der Halden sieht er eine Hauptaufgabe der Aktion:

„Die Vereinigung Ekosmák wurde eigentlich mit dem Ziel gegründet, die landesweiten Aufräumaktionen zu koordinieren. Ein weiteres Ziel ist es aber, auf das Problem der illegalen Deponien aufmerksam zu machen und es in die Medien zu bringen. Es ist leider schwer zu sagen, wie viele dieser Müllberge es tatsächlich gibt. Wir verlassen uns auf jeden Einzelnen von uns. Alle sind dazu angehalten, diese Deponien zu melden und ein weiteres Vorgehen zu ermöglichen. An einigen Orten gibt es mehr, an manchen weniger dieser Ablageplätze. Oft findet sich aber niemand, der sie meldet.“

Foto: Offizielle Facebook-Seite der Initiative „Ukliďme Česko!“
Die Aufräumaktion findet immer mehr Unterstützer. Dieses Jahr zogen an die 70.000 Helfer ihre Gummihandschuhe an, wie die Organisatoren verlauten ließen. Das seien rund 20.000 Menschen mehr als im letzten Jahr. Die Menge des beseitigten Abfalls sei aber noch nicht bekannt, auch wenn es die im Jahr 2015 gesammelte Menge deutlich übertreffen könnte. Im Vorjahr kam man auf 1400 Tonnen.

Neben der Sauberkeit hat das ganze Projekt auch noch einen sozialen Aspekt. Die meisten Helfer kommen aus dem Vereinsbereich, es gesellen sich aber immer mehr andere engagierte Bürger hinzu. Eine Besonderheit ist unter anderem, dass sich auch Obdachlose an der Aktion beteiligen. Gerade ihnen wird oft der größte Anteil an den Verschmutzungen nachgesagt. Petr Drozdík aus Orlová hat bewusst versucht, Obdachlose mit einzubinden:

Aufräumaktion in Orlová  (Foto: Archiv der Stadt Orlová)
„Die Idee, Obdachlose an der Aktion zu beteiligen, kam ganz zufällig. Viele Bürger äußern sich oft negativ über die Menschen am Rand unserer Gesellschaft. Niemand nahm ernsthaft an, dass sie tatsächlich mit aufräumen würden. Meiner Meinung nach haben sie aber trotzdem eine zweite Chance verdient. Ich bin deswegen an den Sozialausschuss herangetreten, der auf die Obdachlosen zugehen sollte. Insgesamt haben neun Leute Interesse gezeigt und sich auch angemeldet.“

Die Initiative stößt in der Öffentlichkeit mittlerweile auf eine enorme Resonanz. Unter anderem bekunden Umweltminister Richard Brabec (Partei Ano) oder das Tschechische Rote Kreuz offen ihre Unterstützung. Auch in den Medien wird den Organisatoren mehr und mehr Platz eingeräumt. Laut des Ekosmák-Vorsitzenden Kubásek konnten die Organisatoren bisher rund einhundert mediale Partner von ihrem Projekt überzeugen.