Wirtschafts-Wochenrückblick: 29. Oktober bis 3. November
Das Reverse-Charge-Verfahren kommt in Tschechien wohl vorerst nicht, hat die EU-Kommission in der vergangenen Woche beschlossen. Außerdem gab es Neuigkeiten aus der Landwirtschaft und vom tschechischen Softdrinkhersteller Kofola. Der Wirtschaftsrückblick von 29. Oktober bis zum 3. November.
Die Fleischproduktion in Tschechien ist im dritten Quartal um zwei Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres gesunken. Der Einkauf von Milch stieg dagegen um 2,8 Prozent. Von den Preisen der landwirtschaftlichen Produkte haben sich im Jahresvergleich nur die Kaufzahlungen für Schlachtvieh erhöht. Die Milchpreise sind dagegen zum Vorjahr um mehr als 20 Prozent gefallen. Diese Angaben veröffentlichte das Tschechische Statistikamt (ČSÚ) in der vergangenen Woche. Im vergangenen Jahr hat die Fleischproduktion erstmals nach elf Jahren wieder zugenommen, und zwar um 0,8 Prozent. Im ersten Quartal dieses Jahres hielt der neue Trend noch an, die Produktion wuchs um weitere 1,1 Prozent. Dann aber setzte erneut ein Rückgang ein. Dazu hat insbesondere der starke Abfall in der Produktion von Schweinefleisch beigetragen, sie ging im dritten Quartal um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr auf insgesamt 55.263 Tonnen zurück. Demgegenüber wurde die Produktion von Rind- und Kalbsfleisch um 2,6 Prozent auf 16.330 Tonnen gesteigert. Die Produktion von Geflügel erhöhte sich um 0,6 Prozent auf 39.831 Tonnen. Ein erheblicher Abfall wurde indes bei Hammel- und Ziegenfleisch verzeichnet. Hier sank die Produktion um mehr als ein Viertel auf 41 Tonnen. Die Molkereien haben im dritten Quartal von heimischen Produzenten über 612 Millionen Liter Milch gekauft, das sind um 2,8 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr. Die Kaufpreise für Milch sind allerdings in den vergangenen zwölf Monaten auch rapide gesunken. Der Preisverfall liegt bei 22,6 Prozent. Die Hersteller verkauften Milch zuletzt für durchschnittlich 7,32 Kronen je Liter (ca. 27 Euro-Cent je Liter).
Kofola steuert auf ein neues Rekordergebnis zu. Der Getränkehersteller hat in den ersten drei Quartalen 5,56 Milliarden Kronen Umsatz gemacht, und damit 16,3 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Wie Kofola in dieser Woche mitteilte, hat der Gewinn um 27,2 Prozent auf nunmehr 2,29 Milliarden Kronen zugelegt.
Laut Unternehmenssprecherin Jaroslava Musilová ist der operative Gewinn um 34,6 Prozent auf 988,5 Millionen Kronen gestiegen. „Auf unsere Bilanz wirkt sich auch die Direktvermarktung der Getränke auf dem tschechischen Markt positiv aus, die wir im vergangenen Jahr eingeführt haben“, so Musilová weiter. Außerdem expandierte das Unternehmen zuletzt auch im Ausland. Im März dieses Jahres übernahm Kofola 40 Prozent vom größten Hersteller nichtalkoholischer Getränke in Slowenien, der Water Holding Gruppe – das slowenische Kartellamt muss allerdings noch grünes Licht geben. Bereits abgewickelt ist die Übernahme der slowenischen Mineralwasserfirma Radenska. Kofola hat in diesem Jahr seinen Firmensitz von Polen nach Ostrava in Tschechien verlegt und beschäftigt insgesamt 2300 Menschen, etwa 700 davon in Tschechien. Produziert wird an acht Standorten in Polen, Tschechien, Slowenien, Russland und in der Slowakei.
Die Firma Bühler CZ im ostböhmischen Žamberk / Senftenberg plant den Bau neuer Produktionshallen. Dadurch könnte man auch einige Hundert neue Mitarbeiter beschäftigen. Dies gaben Firmenvertreter in dieser Woche bekannt.
Das Unternehmen, das im Besitz der Schweizer Bühler AG ist, stellte innerhalb von 18 Monaten sein Produktionsprogramm um. Die einstige Herstellung von Textilmaschinen wurde dabei durch den Bau von Produktionsanlagen für die Lebensmittelherstellung ersetzt. Die Maschinen aus Žamberk werden vor allem bei der Schokolade- oder Teigwarenproduktion genutzt.
Die Firma, die rund 400 Menschen beschäftigt, eröffnete erst voriges Jahr eine neue Produktionshalle, was allerdings zu Verlusten führte. Die Firmenleitung ist sich dessen bewusst, dass es nicht einfach sein wird, neue Mitarbeiter zu finden, da es in Tschechien an Arbeitskräften mit technischer Ausbildung mangelt. Darum betreibt das Unternehmen ein eigenes Schulungszentrum für künftige Mitarbeiter. Der Durchschnittslohn in der Firma beträgt 24.000 Kronen monatlich (890 Euro). Dies ist um rund 700 Kronen (26 Euro) mehr als der Durchschnittslohn im Kreis Pardubice.Die Schweizer Bühler AG kaufte das Unternehmen 2011 von der Firma Rieter CZ. Die ostböhmische Firma liefert ihre Maschinen sowohl für den Export als auch für Teigwaren- oder Schokoladenhersteller in Tschechien.