Täglicher Nachrichtenüberblick

Erzbischof Graubner: In Tschechien herrscht nur geringe Bereitschaft zu uneigennütziger Hilfe

Die von der Kirche in Tschechien schon traditionell veranstalteten „Tage des guten Willens“ haben am Sonntag mit dem Wallfahrtsgottesdienst im mährischen Velehrad einmal mehr ihren Höhepunkt erlebt. Der Olmützer Erzbischof Jan Graubner machte bei dieser Gelegenheit nachdrücklich auf die christlichen Werte in der heutigen Gesellschaft aufmerksam, er kritisierte die gegenwärtigen Verhältnisse im Land und die geringe Bereitschaft zu unentgeltlicher Freiwilligenarbeit genauso wie zur Aufnahme von Flüchtlingen.

Zum Wallfahrtsgottesdienst in Velehrad sind bei großer Hitze über 20.000 Besucher erschienen. Die Messe wurde vornehmlich von Kardinal Dominik Duka zelebriert. Während des Gottesdienstes erinnerte er daran, dass man in diesem Jahr mehrere Jubiläen begehe. Darunter fielen der sich zum 1200. Male jährende Geburtstag des heiligen Method, der Besuch von Papst Johannes Paul II. vor 25 Jahren sowie das Treffen in Velehrad vor 30 Jahren. Im damaligen totalitären Regime sei Velehrad eine Insel der Freiheit gewesen, und das 85er Treffen habe nicht unwesentlich zum Sturz des diktatorischen Regimes beigetragen, betonte Duka.

Minister Chovanec: Tschechien wird 2015 und 2016 mehrere Hundert Flüchtlinge aufnehmen

Die Mitte-Links-Regierung von Premier Bohuslav Sobotka (Sozialdemokraten) werde am kommenden Mittwoch über die Anzahl der Flüchtlinge entscheiden, die Tschechien in der Lage sei aufzunehmen. Das erklärte Innenminister Milan Chovanec am Sonntag in einer Diskussionsrunde des Tschechischen Fernsehens (ČT). Nach Ansicht von Chovanec werde Tschechien weniger Flüchtlinge im Land unterbringen, als es der Vorschlag der Europäischen Kommission nach einer verbindlichen Aufnahmequote vorsah.

„Die Zahl der Flüchtlinge werde geringer sein als die 1800, die die EU-Kommission festlegen wollte.“ Gegenwärtig überprüfe man die Kapazitäten und Möglichkeiten zur Unterbringung der Migranten, sagte Chovanec in der TV-Talkshow. Seine Kollegen im Ministerium und er erarbeiten gerade den Entwurf für die Entscheidung im Kabinett. Zurzeit wisse er die Anzahl der Menschen, die man aufnehmen könne, noch nicht ganz genau, doch er denke, dass Tschechien in diesem Jahr einige Hundert Flüchtlinge und im nächsten Jahr wieder mehrere hundert Menschen im Land aufnehmen könne, so Chovanec.

Tschechiens Kirche bietet Staat Hilfe bei Unterbringung von Flüchtlingen an

Die katholischen Bischöfe der böhmischen und mährischen Diozöse haben der Regierung in Prag ihre Hilfe bei der Unterbringung von Migranten angeboten, deren Leben bedroht wird. Dieser Hilfe liegt der Aufruf an alle Pfarreien zugrunde, dass sie Flüchtlinge christlicher Familien bei sich aufnehmen sollen. Hierbei sollten sie nach Möglichkeit mit der örtlichen Caritas zusammenarbeiten. Das haben die Mitglieder der Tschechischen Bischofskonferenz auf ihrer Versammlung am Samstag in Velehrad beschlossen.

Dieser Beschluss gehe aus von dem generellen Empfinden für Solidarität, der jedem Menschen zueigen sei und auf den sich die internationale Lebensgemeinschaft stütze. Wir alle sehen, wie sich die Lage in Nordafrika und im Mittleren Osten, aber auch an der ukrainisch-russischen Grenze zuspitzt. Viele Menschen suchen eine Zuflucht und verlangen nach Hilfe. Es sei unsere Pflicht, sie ihnen zu gewähren, sagte Kardinal Dominik Duka am Samstag.

Spontane Reaktion: Hunderte Albaner entschuldigen sich für Tod zweier Tschechen

Die Ermordung zweier tschechischer Touristen am Freitag in den Bergen Nordalbaniens hat auch die örtliche Bevölkerung der Unglücksgegend erschüttert. Tausende Albaner, darunter hohe Beamte der Polizei, haben sich in den sozialen Netzwerken für die verbrecherische Tat entschuldigt. Am Samstagabend fand zudem in der nordalbanischen Stadt Shkodra eine Totenfeier für die Opfer statt, an der Hunderte Menschen teilnahmen. Die Leichen der beiden Opfer – ein 27-jähriger Mann und eine 36-jährige Frau aus Westböhmen – sind in der Nacht zu Samstag in ihrem Auto nahe Shkodra gefunden worden. Die Polizei ermittelt wegen Mordes, da die Toten mehrere Schusswunden aufwiesen.

„Wir verurteilen die schändliche Tat unserer Verbrecher. Am Samstag haben wir in Shkodra eine Totenfeier für die Opfer durchgeführt. Wir hielten tschechische Fahnen, Kerzen und die Fotos der Ermordeten in den Händen. Ich kann aufrichtig sagen, dass ich mich noch nie in meinem Leben so schlecht gefühlt habe. Ich bete für die Familien der Opfer“, schrieb der Albaner Albert Bikaj an das Internetportal Lidovky.cz.

Ähnlich wie Bikaj reagierten auf Facebook Lidovky.cz mehrere Hundert Albaner. Anton Kabashi entschuldigte sich sogar „im Namen des gesamten albanischen Volkes für das, was geschehen ist.“ Nach Angaben der Agentur Reuters, die sich auf Aussagen von Augenzeugen und Vertretern der örtlichen Polizei bezieht, seien die beiden Tschechen am Freitag auf offener Straße im Berggebiet erschossen worden. Ihre Mörder hätten sie dann im Auto in eine Schlucht gestürzt, damit das Verbrechen wie ein Unfall aussehe.

Unter dem Hashtag #AlbaniansSaySorryToCzechPeople.“ (Albaner entschuldigen sich gegenüber dem tschechischen Volk) wurde ein Beitrag veröffentlicht, zu dem sich bis Sonntagmittag fast 6000 Menschen mitgeteilt haben.

Hitzewelle in Tschechien fielen mindestens vier Menschen zum Opfer

Die tropische Hitze in Tschechien hielt auch am Samstag an, die registrierten Höchsttemperaturen bedeuteten bei fast der Hälfte aller Messstationen in Tschechien neuen Wärmerekord für einen 4. Juli. Die heißeste Temperatur des Tages wurde erneut aus Doksany bei Litoměřice / Leitmeritz gemeldet, dort wurden am frühen Nachmittag 36,5 Grad Celsius gemessen. Der bisherige Rekord, der dort festgestellt wurde, stammte aus dem Jahr 1952 – er lag bei 36,1 Grad Celsius. Werte von knapp unter 36 Grad wurden zudem an mehreren anderen Orten verzeichnet.

Wie gefährlich die Hitze besonders für ältere und herzschwache Menschen ist, belegt ein Todesfall aus dem Isergebirge. Dort erlag ein 90-jähriger Mann der Sonnenflut nach einem Kreislaufkollaps. Das Gesundheitsministerium hat die Bürger deshalb wiederholt aufgefordert, regelmäßig und viel zu trinken. Doch auch im erfrischenden Wasser von Badeseen lauern Gefahren. So ist am Samstagnachmittag in einer Sandgrube bei Čelákovice nahe Prag ein Mann ertrunken, die Kriminalpolizei begann vor Ort mit den Ermittlungen nach der Todesursache. In einem Baggersee bei der Gemeinde Dřisy unweit von Prag wurde ebenso eine Person als vermisst gemeldet. Bereits am Freitag sind in Mittelböhmen zwei Menschen ertrunken, zwei weitere Personen konnten von Rettungsmännern vor dem Ertrinken gerettet werden. Der Rettungsdienst appellierte daher an alle Badelustigen, sich bei der Hitze mit ihrer sportlichen Aktivität nicht zu übernehmen und die Gefahren des tropischen Wetters nicht zu unterschätzen.

Laut Auskunft der Meteorologen soll sich die Hitzewelle auch am Sonntag und in den folgenden Tagen fortsetzen. Für die Feiertage am 5. und 6. Juli werden Höchstwerte von 33 bis 37 Grad Celsius erwartet, eine Abkühlung wird erst für Ende Juli in Aussicht gestellt.

Tschechischer Feiertag zu Ehren der heiligen Kyrill und Method

Der 5. Juli ist in der Tschechischen Republik ein Staatsfeiertag. An diesem Tag wird der heiligen Kyrill und Method gedacht, die 863 nach Mähren kamen. Als byzantinische Gelehrte und Priester betrieben sie gemeinsam die christliche Missionierung slawischer Völker im 9. Jahrhundert und begannen mit der Verschriftlichung slawischer Sprachen, weshalb man sie heute auch als Slawenapostel bezeichnet. Im Jahr 1980 erhob Johannes Paul II. Kyrill und Method zusammen mit Benedikt von Nursia zu Patronen Europas. Im Juni 2013 gaben Bulgarien, die Slowakei, Tschechien und der Vatikan aus Anlass des 1150. Gedenkjahres der Evangelisierung in Großmähren durch Kyrill und Method gemeinsam eine Gedenkbriefmarke heraus.

Zur Erinnerung an die zwei griechischen Brüder, die großen Einfluss auf die Entwicklung der Slawen hatten, wird der 5. Juli in Tschechien und der Slowakei seit zwei Jahrzehnten als Feiertag begangen.

Jan-Hus-Statue in Konstanz enthüllt – sie ist Werk tschechischer Studenten

Im südbadischen Konstanz ist am Samstag eine Jan-Hus-Statue enthüllt worden, die von Studenten der Industrie-Fachschule für Steinmetz- und Bildhauerarbeiten im ostböhmischen Hořice / Horschitz gestaltet wurde. An der feierlichen Enthüllung des Denkmals nahmen auch der Patriarch der Neuhussitischen Kirche in Tschechien, Tomáš Butta, der Vorsitzende des tschechischen Abgeordnetenhauses, Jan Hamáček, und die Vizechefin des Senats, Miluše Horská, teil.

Diese Statue sei ein Bestandteil des Projektes „ Meister Jan Hus –Weg zur Versöhnung“, sagte Patriarch Butta in einem Gespräch mit Journalisten. Die Stele ist das Werk der Autorin Adéla Kačabová und weiterer fünf Studenten aus Hořice. Es sei für sie eine große Ehre, dass gerade ihre Arbeit als neues Denkmal in der Stadt Konstanz ausgewählt wurde. Das Motiv der Statue sei die bekannte Symbolik von Jan Hus und seiner Verbrennung im Jahr 1415. Am Montag jährt sich zum 600. Male der Tag, an dem der böhmische Kirchenreformator in Konstanz auf diese grausame Weise hingerichtet wurde.

Leichtathletik: Hejnová und Špotáková triumphieren in Paris

Beim Leichtathletik-Meeting der Diamond League am Samstagabend in Paris haben Zuzana Hejnová und Barbora Špotáková zwei Siege für Tschechien errungen. Weltmeisterin Hejnová gewann den Lauf auf ihrer Paradestrecke, den 400 Meter Hürden, in 53,76 Sekunden. Mit dieser Glanzzeit verbesserte die 28-jährige Athletin aus Liberec / Reichenberg ihre diesjährige Bestzeit um 24 Hundertstelsekunden und rangierte sich auf Rang zwei der aktuellen Jahresweltbestenliste in dieser Disziplin ein. Doppel-Olympiasiegerin Špotáková setzte sich in der Frauenkonkurrenz im Speerwerfen durch; sie siegte mit der Weite von 64,42 Meter, die sie im fünften Versuch erzielte. Der 34-jährigen Athletin aus Jablonec nad Nisou / Gablonz gelang damit der 13. Erfolg in der Diamond League, in dieser Saison war es indes ihr erster Sieg.

Das Wetter am Montag: bewölkt mit Gewittern, später sonnig, bis 35 Grad

Am Montag ist es in Tschechien überwiegend bewölkt, vereinzelt Schauer oder Gewitter, die örtlich sehr intensiv sein können. Während des Nachmittags gehen die Bewölkung und die Niederschläge zurück, es wird wieder heiß und sonnig. Die Tageshöchsttemperaturen liegen in Böhmen zwischen 27 und 31 Grad sowie in Mähren und Mährisch-Schlesien zwischen 31 und 35 Grad Celsius. In Höhenlagen ab 1000 Meter werden bis zu 23 Grad erreicht, im Altvatergebirge und in den Beskiden sind indes auch bis zu 28 Grad Celsius möglich.