Das „Bohemians-Schisma“ hält vorerst an, aber... Kapr hat fertig!

Karel Kapr (Foto: ČTK)

„Kapr! Was mache Kapr?“ schreit der tschechische Fußballfan. „Wie eine Flasche leer, der Kapr!“ Stimmt. Dem Kapr, Karpfen auf Tschechisch, geht das Wasser aus. Im Jahr 2005 hatte sich das Karel Kapr, zwielichtiger Unternehmer und seinerzeit Eigner des Drittliga-Fußballklubs FC Střížkov, anders vorgestellt.

Beinahe genau fünf Jahre ist es her, seit der Kultverein Bohemians Prag Konkurs anmelden musste, seine Zweitliga-Lizenz verlor und das Flutlicht im gemütlichen Stadion Ďolíček für immer auszugehen drohte. Aus der Konkursmasse riss sich Karel Kapr für seinen Nobody-Verein am Prager Stadtrand den klangvollen Namen Bohemians Prag und das unverkennbare grün-weiße Logo mit dem Känguru unter den Nagel. Mit viel Geld päppelte Kapr seine grauen Mäuse im Kängurupelz bis in die erste Liga hoch.

Karel Kapr  (Foto: ČTK)
Doch die Fans der „echten“ Bohemians sind keine Schönwetter-Anhänger und nahmen den schamlosen Versuch an der schillernden Tradition ihres geliebten Vereines zu schmarotzen schwer übel. Sie sammelten für ihren insolventen Klub das Geld für eine Drittliga-Lizenz. Der alt-neue Verein bekam den Namen Bohemians 1905 und schaffte die sportliche Rückkehr in Liga 1. Das „Bohemians-Schisma“ hält bis heute an, und weder Verband, noch Zivilgerichte oder das Amt für gewerbliches Eigentum konnten oder wollten den kuriosen Namensstreit bisher lösen.

Die Begegnungen beider Vereine mit dem Känguru-Logo auf den grün-weiß gestreiften Trikots gelten als Hass-Derbys und daran trägt nicht zuletzt Kapr die Schuld. So mussten die Fans der echten Bohemians zum Gastspiel bei Kaprs Retortenklub im Oktober das Fünffache des normalen Eintrittspreises bezahlen, während die fünfeinhalb Anhänger der Pseudo-Bohemians offenbar umsonst ins Stadion gelassen wurden. Nun aber schwimmen dem windigen Kapr endlich die geklauten Kängurufelle davon. Nachdem der dubiose Unternehmer seinen Kickern verweigert hatte, zum Rückspiel anzutreten, weil der Kontrahent angeblich kein Recht hätte zu existieren, griff der Verband durch: Neben der Wertung des ausgefallenen Spiels mit 0:3 gab es 20 Punkte Abzug für Kaprs falsche Bohemians. Das bedeutet: Abstieg in die Zweite Liga. Kapr selbst darf zwei Jahre lang keine Funktion mehr im Fußball ausüben.

Auch wenn sich der windige Kapr nun an den letzten Strohhalm klammert und die Uefa einschalten will, ist jetzt schon klar: Fans und Verband wollen den Ausverkauf der Fußballkultur an schmierige Geschäftsmänner nicht länger tolerieren. Kapr hat fertig!

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