Böhmen, Mähren und die weite Welt - Tschechien im Globalisierungsindex 8.

Wenn der Flügelschlag eines Schmetterlings in China die Börsenkurse in New York zum erzittern bringt, dann haben wir es mit Globalisierung zu tun. Nun darf Mitteleuropa auch ein wenig mitzittern, wenn anderswo die Börse kracht, denn Tschechien ist im Globalisierungsindex der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich auf Platz 8 gelandet.

Die Konjunkturforschungsstelle der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich hat ihren jährlichen Globalisierungsindex veröffentlicht. Mit Hilfe verschiedener wirtschaftlicher, sozialer und politischer Daten, versuchen die schweizer Ökonomen damit zu ermitteln, wie stark ein Land und seine Bewohner in weltweite Zusammenhänge eingebunden ist. Im nun vorliegenden aktuellen Bericht, ist die Tschechische Republik auf dem achten Platz gelandet und liegt damit vor globalen Größen wie den USA (Platz 22) oder den deutschen Nachbarn (Platz 11). Bisher waren böhmische Dörfer für alles andere bekannt als für weltbewegende Ereignisse und Prag ist zwar bei millionen von Touristen weltweit beliebt, in einem Atemzug mit globalen Metropolen wie New York oder Tokyo nennt man die Stadt dann aber wohl doch nicht. Dr. Axel Dreher von der Eidgenössischen Hochschule erläuteterte gegenüber Radio Prag, wie man die Platzierung Tschechiens auf dem Index zu bewerten hat.

„Es ist zunächst weder gut noch schlecht, sondern nur ein Maß, das ausdrückt wie globalisiert ein Land ist. Weitere Studien müssen dann über positive und negative Auswirkungen des Globalisierungsprozesses auskunft geben. Was man allerdings sehen kann, ist die Entwicklung im Verlauf der Zeit. Die ist durchaus aussagekräftig. Man kann hier im Falle Tschechiens einen kontinuierlichen Anstieg erkennen, was man als fortschreitende Öffnung des Landes nach außen im Laufe der Jahre interpretieren kann.“

Neben der Tschechischen Republik finden sich unter anderem auch noch die Nachbarländer Polen und die Slowakei unter den ersten 25 Plätzen.Die hohe Platzierung der noch jungen mitteleuropäischen Staaten beeindruckte den Ökonomen jedoch wenig.

„Ich denke nicht, dass das überraschend ist. Es ist eine Chance, die diese Länder nach dem Fall des Eisernen Vorhangs von vornherein genutzt haben, sich in einer gewissen Weise zu positionieren und attraktiv für internationale Investoren zu sein. Das wurde im allgemeinen erreicht durch gute Wirtschaftspolitik, teilweise gute Steuerpolitik, durch die Mitgliedschaft in der EU, gute Institutionen und leichte Zugänglichkeit für Menschen aus anderen Ländern.“

Wirft man einen Blick auf die wichtigsten Handelspartner der Tschechischen Republik, wirkt der wirtschaftliche Austausch schon weit weniger weltumspannend. Ein Drittel aller Im- und Exporte gehen über die deutsche Grenze, die wichtigsten Handelspartner liegen in direkter Nachbarschaft, die sich ebenfalls in die oberen Ränge einreihen. Österreich belegt zum Beispiel Platz 2. Der Index ist also kein globales Ranking, in dem ein weltweiter Siegerstaat gekürt wird. Er bildet lediglich einen gewissen Grad an wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Offenheit nach außen ab. Und man ob dies nun Feiern oder Betrauern soll, dazu hat der schweizer Wissenschaftler auch ein klare Meinung

„Das heißt, ob ein achter Platz etwas Gutes oder Schlechtes ist, muss letztlich jeder für sich allein beantworten.“