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Tschechien feiert heute "Tag der tschechischen Staatlichkeit"

In der Tschechischen Republik ist heute Feiertag. Er wird als "Tag der tschechischen Staatlichkeit" begangen und ist dem Schutzpatron des Landes, dem böhmischen Premysliden-Fürsten Wenzel (Vaclav) gewidmet, der an diesem Tage des Jahres 935 durch seinen Bruder Boleslav ermordet wurde. Aus diesem Grunde fanden und finden heute in allen Teilen des Landes Volksfeste und andere Feierlichkeiten zu Ehren des nationalen Märtyrers statt, der als Begründer des starken böhmischen Staates im Mittelalter gilt und später heilig gesprochen wurde.

Doch die Wenzels-Tradition ist nicht unumstritten. Wenzel wollte, anders als sein Bruder Boleslav, Böhmen an das Deutsche Reich annähern und einen kriegerischen Konflikt mit dem mächtigen Nachbarn vermeiden. Während man das heute Realpolitik nennen würde, haben einige tschechische Politiker in der Debatte zum Feiertagserlass vor sieben Jahren diesen historischen Hintergrund als Anzeichen von "Unterwürfigkeit und Kollaboration" bezeichnet.

St. Wenzel-Wallfahrt in Stara Boleslav besuchten über 1000 Gläubige

Wegen des regnerischen Wetters sind heute Vormittag weit weniger Menschen als sonst zur traditionellen St. Wenzel-Wallfahrt nach Stara Boleslav / Altbunzlau gekommen. Bei Dauerregen haben Kardinal Miloslav Vlk sowie weitere böhmische und mährische Bischöfe den Gottesdienst vor über 1000 Gläubigen zelebriert. Unter ihnen waren auch der tschechische Premierminister Mirek Topolanek und die Gattin des Staatspräsidenten, Livia Klausova. In seiner Rede sprach der Olmützer Erzbischof Jan Graubner auch über aktuelle Probleme des tschechischen Staates. Er nannte unter anderem die geringe Geburtenziffer, die von einer Krise erfassten Werte der Ehe und den Mangel an Arbeitskräften.

Hluboka nad Vltavou feiert 100. Jahrestag seiner Erhebung zur Stadt

Hunderte von Menschen haben sich heute bei einer Feierstunde im südböhmischen Hluboka nad Vltavou / Frauenberg an den 100. Jahrestag der Erhebung des Ortes zur Stadt erinnert. Zu dem Festakt waren auch mehr als 100 gebürtige Frauenberger aus ganz Tschechien sowie Vertreter der Partnerstädte von Hluboka angereist. Mit dem deutschen Neustadt an der Aisch kann Hluboka auf eine nunmehr zehnjährige Zusammenarbeit zurückblicken. Der Tag, an dem aus dem einstigen Marktflecken die Stadt Hluboka nad Vltavou wurde, ist auf den 4. Oktober 1907 datiert.

Vaclav Havel wird mit Dolf-Sternberger-Preis des Jahres 2007 geehrt

Der tschechische Menschenrechtler und Ex- Präsident Václav Havel erhält den diesjährigen Dolf-Sternberger- Preis. Wie die gleichnamige Gesellschaft am Freitag in Heidelberg mitteilte, soll die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung Havel am 23. Oktober im Prager Goethe-Institut überreicht werden. Nach Ansicht der Jury hat Havel "die Sprache wirksam in politisches Handeln umgesetzt und damit die politische Bewusstseinsbildung der Bevölkerung seines Landes, aber auch darüber hinaus geprägt". In Rede und Leben habe Havel "den entwertenden Einheitsgebrauch der Sprache in Diktaturen mit der Kraft des freien und befreienden Wortes glaubwürdig bekämpft", hieß es.

Die in Heidelberg ansässige Sternberger Gesellschaft wurde von Schülern und Freunden des deutschen Publizisten und Politikwissenschaftlers Dolf Sternbergers (1907-1989) gegründet. Sie vergibt seit mehr als 14 Jahren zur Erinnerung an dessen Leben und Werk diesen Preis für öffentliche Rede. Václav Havel ist der achte Träger des Preises. (Internet: www.dolf-sternberger.de)

Werk des Prager Autors Franz Kafka erstmals komplett auf Tschechisch

83 Jahre nach dem Tod des Prager Schriftstellers Franz Kafka (1883-1924) liegt das Gesamtwerk des berühmten Autors ("Die Verwandlung") erstmals komplett auf Tschechisch vor. Mit der Veröffentlichung des 13. Bandes mit Schriften und Briefen sei das Projekt endlich vollendet, teilte die Franz-Kafka-Gesellschaft in Prag am Freitag mit. Kafka, gelernter Versicherungsbeamter und Sohn eines jüdischen Gemischtwarenhändlers, hatte ein einzigartiges Werk deutschsprachiger Novellen, Kurzgeschichten und Romane hinterlassen. Eine Übersetzung scheiterte bis 1990 jedoch am Regime in Prag, dem die kafkaesken Visionen "zu reaktionär" waren.

Nach der politischen Wende hatte die Kafka-Gesellschaft mit dem rund 360 000 Euro teuren Projekt begonnen. Leiter war der böhmische Germanist Kurt Krolop (77), einer der weltweit anerkannten Spezialisten für deutschsprachige Prager Literatur. Mehrere der nun vorliegenden 13 Bände waren nie zuvor ins Tschechische übertragen worden, andere wurden komplett neu übersetzt. Auch vor der kommunistischen Machtübernahme 1948 war Kafka bei den faschistischen Besetzern des "Protektorats Böhmen und Mähren" unerwünscht. Germanisten hatten stets geklagt, dass der Autor in Prag zwar als Werbeträger benutzt werde, sein Werk aber weitgehend unbekannt sei.

Festival "Warten auf Wenzel" in renoviertem Studio Beseda eröffnet

Nach 20-monatiger Sanierung ist heute Nachmittag mit dem Studio Beseda die zweite Szene des Klicper-Theaters im ostböhmischen Hradec Kralove / Königgrätz erneut eröffnet worden. Die wiederhergestellte Bühne wurde sogleich mit der Premierenvorstellung des diesjährigen Festivals "Warten auf Wenzel" (Cekani na Vaclava) eingeweiht. Die Kosten der Rekonstruktion, die von der Stadt getragen wurden, belaufen sich auf nahezu 80 Millionen Kronen (ca. 2,9 Millionen Euro).

St. Wenzel-Musikfestival wird in 23 Städten Nordmährens veranstaltet

Mit einem Konzert des Männerchors Schola Gregoria Pragensis, das nach der Eröffnungsrede des tschechischen Starconférenciers Marek Eden beginnt, wird heute Abend in Ostrava / Ostrau das diesjährige St. Wenzel-Musikfestival gestartet. Die Kompositionen des vierten internationalen Festivals der geistlichen Musik werden in den Kirchen von 23 nordmährischen Städten erklingen. Bei mehr als 30 Konzerten mit in- und ausländischen Interpreten können die Besucher des Festivals die geistliche Musik bis einschließlich zum 28. Oktober zu Gehör bekommen. Neben tschechischen und slowakischen Musikschaffenden werden auch britische und bolivianische Künstler auftreten, sagte Festival-Dramaturg Igor Frantisak gegenüber der Nachrichtenagentur CTK.

Iglauer Zoo verzeichnet neuen Besucherrekord

Der Zoologischen Garten in Jihlava / Iglau kann bereits jetzt, ein Quartal vor Jahresende, auf einen neuen Besucherrekord verweisen. Am heutigen Feiertag hat nämlich schon der 250.000 Besucher seit Anfang Januar die Tore des Zoos passiert, der heuer den 50. Jahrestag seit seiner Entstehung feiert. Der bisherige Rekord stammt aus dem Jahr 2005, in dem 241.000 Eintrittskarten verkauft wurden. Die Eintrittskarte mit der Zahl 250.000 entfiel auf das junge Ehepaar Duron aus Prag, die heute gegen 14 Uhr mit ihren beiden kleinen Söhnen den Zoo betraten.

Zahlreiche Verkehrsunfälle mit Todesfolge zu Beginn des langen Wochenendes

Das wegen des Feiertags verlängerte Wochenende in Tschechien wurde bereits an seinem Beginn durch eine ganze Reihe von Verkehrsunfällen mit tödlichem Ausgang überschattet. Vom Donnerstag, an dem landesweit 786 Unfälle registriert wurden, bis zum Freitagnachmittag (16 Uhr) gab es nicht weniger als zwölf Todesopfer zu beklagen.

Vier junge Leute starben heute kurz nach Mitternacht bei einem Unfall im mährischen Altvatergebirge. Zwei weitere Personen wurden schwer verletzt. Die Unfallursache war überhöhte Geschwindigkeit auf regennasser Straße, so dass der Pkw in einer Kurve von der Fahrbahn abkam und gegen einen Baum prallte.

Ebenfalls gegen einen Baum prallte ein Pkw kurz nach drei Uhr in der mährischen Region bei Kromeriz / Kremsier. Der 40-jährige Fahrer des Wagens überlebte den Aufprall nicht, zwei Insassen wurden zur Behandlung in ein Krankenhaus gebracht, ein weiterer Mitfahrer wurde vor Ort behandelt.

Bei einem Unfall auf der Schnellstraße R 35 wurde bei Olomouc / Olmütz ein zweijähriges Mädchen getötet. Die 41-jährige Fahrerin des Autos erlitt eine Gehirnerschütterung, zwei weitere Kinder wurden leicht verletzt. Auch hier die Ursache: Zu schnelles Fahren auf regennasser Fahrbahn, wodurch die Fahrerin die Kontrolle über den Wagen verlor und in eine Böschung fuhr.

In Svetla nad Sazavou, einem Ort der Böhmisch-Mährischen Höhe, wurde heute Morgen nach fünf Uhr ein 29-jähriger Mann von einem Zug erfasst und getötet. Nach Auskunft der Bahninspektion habe der Mann Selbstmord begangen. Erst nach drei Stunden konnte die Bahnstrecke wieder für den Verkehr frei gegeben werden.

Das Wetter

Auch am Samstag bleibt es in Tschechien überwiegend bewölkt und regnerisch. Im Tagesverlauf reißt die Wolkendecke von Osten und Südosten her immer mehr auf. Für die Landkreise Karlovy Vary / Karlsbad und Usti nad Labem / Aussig, wo es bis einschließlich Samstagmittag regnen soll, haben die Meteorologen allerdings eine Hochwasserwarnung herausgegeben. Die Tageshöchsttemperaturen steigen morgen auf 11 bis 15 Grad Celsius, im Osten und Südosten des Landes aber schon wieder auf 18 Grad Celsius.