Tschechischer Ex-Außenminister Schwarzenberg rechnet mit Zerfall Russlands

Der tschechische Ex-Außenminister Karel Schwarzenberg (Top 09) rechnet infolge Russlands Kriegs gegen die Ukraine mit einem Zerfall Russlands. Der „Presse am Sonntag“ sagte er, der Dekolonialisierungsprozess werde sich in der Russischen Föderation fortsetzen. Große Teile werden sich Schwarzenberg zufolge, sobald sie können, selbständig machen. Er machte darauf aufmerksam, dass sich Russland seit dem 15. Jahrhundert ständig erweitert. Der Politiker erinnerte daran, dass der Zusammenbruch der Sowjetunion für die Generation von Kreml-Chef Putin „die größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ war, die Putin „wiedergutmachen“ wollte.

Die Tragödie Russlands sei, dass es seine Grenzen nicht kenne, so der Ex-Außenminister. Jede Imperialmacht muss seinen Worten zufolge eine große Niederlage erleben, bevor sie wieder zu normalem Denken zurückkehrt.

Schwarzenberg erläuterte mit historischen Analogien die Notwendigkeit, die Ukraine zu unterstützen. „In der Vergangenheit hat es immer wieder diese Idee gegeben, dass sich die kleinen Nationen gefälligst für die größeren opfern sollten. Ob das 1938 in München oder 1945 in Jalta war. Doch dieses Denken führt uns immer wieder in Katastrophen“, warnte der Ex-Außenminister. „Selbstverständlich“ kann sich Schwarzenberg die Ukraine als EU-Mitglied vorstellen.