Russlands Krieg gegen die Ukraine: Tschechien als wichtiger Koordinator und Helfer Kiews

Russlands Krieg gegen die Ukraine dauert bereits 1000 Tage. Tschechien hilft dem leidenden Land sowohl mit Lieferungen von Militärmaterial, als auch mit humanitärer Hilfe.

Seit dem Beginn von Russlands Aggression hat Tschechien der Ukraine Militärmaterial im Wert von 7,3 Milliarden Kronen (292 Millionen Euro) geliefert. Wie das Außenministerium in Prag ergänzte, kamen noch humanitäre und stabilisierende Hilfe im Wert von 1,43 Milliarden Kronen (57,2 Millionen Euro) hinzu. Und im Rahmen einer tschechischen Initiative wird Artilleriemunition für die ukrainische Armee in Ländern außerhalb der EU besorgt.

Tomáš Kopečný ist Regierungsbevollmächtigter für den Wiederaufbau der Ukraine. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks merkte er zur Munitionsinitiative an:

Tomáš Kopečný | Foto: Kateřina Cibulka,  Tschechischer Rundfunk

„Das, was wir unseren Partnern im Ausland versprochen und worauf wir uns geeinigt haben, wird erfüllt. Das heißt, dass wir in diesem Jahr der Ukraine 500 Stück an großkalibriger und weiterer Munition liefern.“

Und das Projekt soll weitergeführt werden. Das tschechische Verteidigungsministerium hat das Vorhaben mittlerweile mit dem Titel „Initiative 2025“ versehen. In seinem Rahmen werden sich weiterhin unter anderem Dänemark und die Niederlande an der Finanzierung der Munition beteiligen. Tomáš Kopečný:

„Es haben sich auch schon weitere Staaten gemeldet, die ihre Finanzierung der Munition weiterführen möchten. Wir nennen sie noch nicht, bevor sie dies nicht selbst bekannt gemacht haben.“

Tschechien ist nicht nur Organisator der Munitionsinitiative, sondern greift der Ukraine auch selbst unter die Arme. Wie der Regierungsbevollmächtigte betonte, lieferte man von Anfang an Militärmaterial aus Lagern der tschechischen Armee. Diese Art von Hilfe ist laut Kopečný entweder von der EU finanziell kompensiert worden oder wurde verwirklicht dank Kooperationen mit weiteren Partnern – beispielsweise den USA oder Deutschland. Besonders wichtig sei die humanitäre Hilfe für die Ukraine, betont der Regierungsbevollmächtigte:

„Auch in diesem Bereich spielt Tschechien eine sehr bedeutende Rolle – diesmal nicht als ein Koordinator, sondern aus dem Grund, wie und wo geholfen wird. Im Energiebereich, bei der Wasserreinigung und bei der medizinischen Versorgung gehört Tschechien zu den am stärksten helfenden Ländern. Zudem sind wir in jenen Regionen in der Ostukraine aktiv, die teilweise von den Russen besetzt sind und am nächsten zur Front liegen.“

Am Wiederaufbau der Ukraine beteiligen sich zudem Privatunternehmen aus Tschechien. So hat die Firma MND aus Prag vor kurzem ein großes Windkraftwerk in der Gemeinde Oriv nahe Lwiw erbaut. Und weiter Kopečný:

„Ich habe den Betrieb des Windkraftwerks vor etwa zwei Monaten eröffnet. Dies ist eine der größten tschechischen Investitionen seit Kriegsbeginn. Die Firma MND, die zur Investmentgruppe von Karel Komárek gehört, hat in der Ukraine einen Windpark mit 60 Megawatt Leistung angelegt. Dort wird Strom für rund 125.000 Haushalte produziert. Diese tschechische Investition hat den Wert von mehr als 1,5 Milliarden Kronen (60 Millionen Euro, Anm. d. Red.). Es handelt sich um eine Investition, nicht um ein Geschenk. Tschechische Unternehmen spielen neben den französischen Firmen eine bedeutende Rolle beim Wiederaufbau.“

Jiří Šedivý | Foto: Věra Luptáková,  Tschechischer Rundfunk

Der ehemalige Generalstabschef der tschechischen Armee Jiří Šedivý arbeitet als Sicherheitsanalytiker an der privaten Hochschule Cevro Institute in Prag. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks äußerte er sich zur Lage in der Ukraine. Er fürchte Russlands Drohungen nicht, obwohl der Krieg weiter eskaliere, merkte er an. Russland wird seinen Worten zufolge weiterhin ukrainische Zivilpersonen bombardieren. Der Konflikt könne sich in gewisser Weise auch auf Tschechien ausdehnen, so der Sicherheitsanalytiker:

„Man muss damit rechnen, dass die Russen unterschiedliche Mittel des hybriden Kriegs gegen Tschechien und weitere Verbündete der Ukraine einsetzen. Dabei kann es sich um nicht erklärbare Brände oder beschädigte Datenkabel handeln.“

Autor: Martina Schneibergová | Quelle: Český rozhlas
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