Ostern auf Tschechisch

Ostern

Zum Anhören des folgenden Beitrags im Format Real Audio klicken Sie bitte hier: Ostern ist das theologisch bedeutendste Fest der Christen. Es erinnert daran, dass Jesus nach dem grausamen Tod am Kreuz auferstanden ist. Diese Überwindung des Todes, dieser Neubeginn - das wurde das Fundament einer neuen Weltreligion. Und so wird Ostern heute in fast allen Ländern der Erde gefeiert. Oft jedoch in seiner säkularisierten Form. So auch in Tschechien. Sylvie Reichel berichtet.

Ostern
In Tschechien wird Ostern "velikonoce" genannt. Übersetzt heißt das so viel wie "große Nacht" oder "hohe Nacht". Eine sehr christliche Bezeichnung, die für das Unfassbare und Besondere der Auferstehung steht. Velikonoce ist sozusagen die Nacht der Nächte. Ganz anders verhält es sich mit dem deutschen Wort Ostern, erzählt der Kirchenrat für Ökumene und internationale Beziehungen bei der Kirche der Böhmischen Brüder, Gehard Frey-Reininghaus:

"Ostern, das kommt von einer Göttin Ostara, eine Frühlingsgöttin, die darauf hinweist, dass mit dem Frühling das Leben der Natur wieder beginnt und dass es grünt und dass die Fruchtbarkeit wieder spürbar wird."

Im Deutschen erinnert der Name Ostern damit noch an die Tradition, in die sich das christliche Auferstehungsfest schummelte: Die heidnischen Frühlungsfeste, auf denen die verschiedenen Fruchtbarkeitsgöttinen beschworen wurden, den Menschen ein reiches und gutes Jahr zu bescheren. Im Tschechischen dagegen hat sich ganz die christliche Tradition durchgesetzt. Jedoch nur in dem Namen. Denn ansonsten ist Ostern für die meisten Tschechen ein säkulares Fest geworden. Das frühere sozialistische Regime hat sich alle Mühe gegeben, den kirchlichen Feiertagen einen weltlichen Sinn zu geben oder sie sogar ganz zu streichen, erzählt Gerhard Frey-Reininghaus.

"Da ist zum Beispiel der Karfreitag ganz rausgefallen. Der hat im Tschechischen das Wort "velky patek", "großer Freitag", wo auch das ganz Besondere des Freitags zum Ausdruck gebracht wird. Der ist ganz aus dem Bewusstsein verschwunden. Und Karfreitag wird ja hier auch normal gearbeitet außer gerade in kirchlichen Einrichtungen."

Über 70 Prozent der Tschechen gehören keiner Religion an. Für sie ist Ostern ein Relikt aus alten Zeiten. Von den Kindern wird es noch als ein Fest der Süßigkeiten geschätzt. Und unter den Erwachsenen ist es als ein durch den freien Montag verlängertes Urlaubswochenende beliebt. Mehr nicht. Ob sich dies vielleicht noch einmal ändern wird?

"Ich bin da sehr hoffnungsvoll, weil die Feiern um Ostern, die Osternachtsfeier zum Beispiel auch für säkulare Menschen sehr interessante und eindrucksvolle Feiern sind, dass viele Menschen jetzt vielleicht aus Neugier wieder an so einem Nachtgottesdienst teilnehmen werden und dann im Laufe der Zeit, im Laufe der Jahre wieder ein Gefühl dafür entsteht, dass diesse Zeit von Karfreitag bis Ostern etwas ganz Besonderes ist."

Autor: Sylvie Reichel
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