Russische Musik eröffnet die Musikfestspiele "Prager Herbst"
Von Marketa Maurova.
Zum 11. mal wird an diesem Mittwoch das Musikfestival "Prager Herbst" eröffnet. Aus diesem Anlass bat ich den Festivaldirektor Pavel Spiroch ans Mikrophon. Hat sich in den vergangenen Jahren eine bestimmte Tradition im Programmangebot herausgebildet?, war meine erste Frage an ihn:
"Wir lassen uns bei der Programmgestaltung durch keine Jahrestage oder thematische Abende beeinflussen, es gibt aber doch ein paar feste Programmsäulen. Der Eröffnungsabend stellt immer ein großes vokal-symphonisches Werk vor, in diesem Jahr ist es der russischen Musik gewidmet. Es erklingt die bei uns sehr selten gespielte - wenn sie überhaupt je aufgeführt wurde - Kantate "Tod Stjenka Rasins" von Dmitrij Schostakowitsch. Und außerdem bringen wir die tschechische Premiere des "Johann von Damaskus" vom russischen, weniger bekannten Komponisten Tanjejew aus dem Jahre 1884. Es handelt sich dabei sogar um sein Opus Nr. 1."
Eine weitere Konstante ist die Aufführung des Violoncello-Konzerts von Antonin Dvorak zum Abschluss des Festivals.
"Wir können auf eine Tradition der zehn besten Violoncellisten der Welt zurückblicken, die dieses Konzert bei uns aufführten. Und bis zum Jahre 2005 ist dieses Konzert mit weiteren fünf Interpreten besetzt. 2005 wird Mischa Maiski auftreten, der es bereits während des ersten Festivaljahrgangs gespielt hatte."
Wenn man das Festival in Bezug auf die Attraktivität charakterisieren sollte, handelt es sich um ein eher anspruchsvolles Festival oder kommt es den Hörern entgegen?
"Wir sind der Überzeugung, dass wir unsere Besucher nicht durch unerwartete Sachen überraschen dürfen. Und wenn schon, dann im positiven Sinne. Wir sind aber nicht der Meinung, dass wir uns dem Publikum anbiedern müssen. Sie sehen selbst, dass ich Werke genannt habe, die hierzulande relativ selten erklingen. Auch in der romantischen Musik und bei sehr bekannten Autoren sind bemerkenswerte und wenig gespielte Werke zu finden. Ich weise etwa auf unseren Zyklus der Mahler-Werke hin. Mahler ist heute in der Welt ein modischer Autor, aber trotzdem können wir in seinem Werk Neuigkeiten für unsere Hörer finden."
Wie ist eigentlich die deutsche Musik vertreten, kann man auch in dieser Richtung interessante Sachen erwarten?
"Die deutsche Musik spielt natürlich eine große Rolle im Weltrepertoire, und daher auch in unserem Programm. Ich möchte unsere langjährige Zusammenarbeit mit dem Orchester der Beethoven-Halle in Bonn erwähnen. Im Rahmen des diesjährigen Projekts wird die erneuerte Weltpremiere des Oratoriums von Max Bruch "Odysseus" gespielt, das vor 120 Jahren unter der Leitung von Johannes Brahms uraufgeführt wurde."