Sieg für Neumannova - Tod für Kickboxer
Die Sommersportarten, einschließlich des Fußballs, haben in Tschechien ihre diesjährige Saison bereits beendet. Im Vordergrund stehen daher nun - ganz besonders im Hinblick auf die Olympischen Winterspiele im Februar 2002 in Salt Lake City - die auf Schnee und Eis zur Austragung kommenden Sportarten der kalten Jahreszeit. Wie diesbezüglich das zurückliegende Wochenende aus tschechischer Sicht ausgefallen ist, dazu ein Überblick von Lothar Martin.
Groß in Form ist derzeit die tschechische Olympiahoffnung im Skilanglauf der Damen, Katerina Neumannova. Nach ihrem Sieg über die 5-km-Strecke vor 14 Tagen im finnischen Kuopio, triumphierte sie am Sonntag im italienischen Cogne mit der freien Technik über die 1500-m-Sprintdistanz. Es war der insgesamt sechste Weltcupsieg für die 28-jährige Athletin. Es scheint, als ob die olympische Silber- und Bronzemedaillengewinnerin von Nagano nach den wenig geglückten letzten zwei Saisons rechtzeitig vor der nächsten Olympiade wieder zu alter Stärke aufläuft. In ihrem Kurzkommentar zum Sieg in Cogne drückte sie dabei auch ihre mit dem olympischen Winter verbundene Hoffnung aus: "Ich möchte diesen Sieg nicht überbewerten, denn im Sprint braucht man wirklich auch etwas Glück, insbesondere aber Geschicklichkeit und keine Kollision mit einer anderen Läuferin. Die Bewertung dieses Rennens steht aber für mich nicht an erster Stelle, ich würde diesen Sieg viel lieber gegen einen Erfolg bei der Olympiade eintauschen." Anlass zu berechtigten Hoffnungen geben auch die vierten Plätze der Biathleten beim Weltcup im österreichischen Hochfilzen - und zwar der der Männer in der 4 x 7,5-km-Staffel und durch Katerina Losmanova über die 10-km-Distanz der Damen. Mit einem beachtenswerten 9. Rang im slowakischen Strbske Pleso meldete sich auch der Nordische Kombinierer Ladislav Rygl in der Weltelite zurück. Entgegen den ermunternden Ergebnissen im aktuellen Wintersportgeschehen, hat die tschechische Sportdiplomatie einen herben Rückschlag erlitten. In der vergangenen Woche wurde nämlich bekannt, dass sowohl die ehemalige Mehrfach-Olympiasiegerin im Turnen, Vera Caslavska, als auch der dreifache Speerwurf-Olympiasieger Jan Zelezny von ihrem Mandat als Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) zurücktreten werden. Während Vera Caslavska diesen Entschluss mit ihrer langanhaltenden Krankheit begründete, was ihr letztmalig im September 1997 ermöglichte, an einer IOC-Sitzung teilzunehmen, will sich der noch aktive Zelezny weiter voll und ganz seiner sportlichen Karriere widmen. Dazu sagte der Vorsitzende des tschechischen NOK, Milan Jirasek: "Honza Zelezny hat schon eine ganze Weile abgewogen, ob er nicht auf sein IOC-Mandat verzichten soll oder nicht. Er will noch einige Zeit auf höchstem Niveau sportlich aktiv sein und somit wegen ständiger Abwesenheit im IOC nicht nur eine Statistenrolle einnehmen. Ich habe von seinem beabsichtigten Rücktritt bereits mit IOC-Präsident Rogge gesprochen, der mir mitteilte, dass er diese Offenheit ebenso zu schätzen weiß wie die Tatsache, das IOC-Mandat zugunsten der weiteren sportlichen Karriere aufzugeben." Die sportliche Karriere des 19-jährigen Zdenek Vobejda hingegen wird bedauerlicherweise keine Fortsetzung finden. Bei den tschechischen Meisterschaften im Kickboxen in Chrudim sackte der Kämpfer des Klubs Macak´s Gym Pardubice gleich zu Beginn der zweiten Runde ohnmächtig zusammen und verstarb trotz erster ärztlicher Hilfe kurz nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus. Über die Todesursache ist noch nichts bekannt. Klarheit soll erst die von den polizeilichen Ermittlern eingeleitete Obduktion ergeben. Für den unerfahrenen Vobejda war der Kampf mit dem Prager Miro Vucicevic gleichbedeutend mit seiner Wettkampfpremiere. Leider mit tragischem Ausgang. Dieser Vorfall überschattete zweifelsohne tiefschwarz das ansonsten schneeweiße und erfolgreiche Sportwochenende aus tschechischer Sicht.