Sommerschule der slawischen Studien in Prag begrüßt Studenten aus der ganzen Welt

Still und leer ist es in der Karlsuni im August, die Treppen vor dem Eingang sind nur schwach besetzt und keine Rauchschwaden ziehen durchs Treppenhaus. Doch hin und wieder öffnet sich eine Tür, einige Leute strömen heraus und was besonders verwunderlich ist: Sie sprechen alles nur nicht tschechisch. Ein Bericht von Bettina Schlener.

Die Studenten, die sich in den Ferien in das Unigebäude verirren und aus insgesamt 36 Ländern kommen, haben eines gemeinsam: Sie lernen Tschechisch und das vor Ort. Dazu kommt noch Geschichte, Landeskunde und Kultur des Tschechischen. Sie Motive sind unterschiedlich: Fürs Studium, die Arbeit, aus purem Spaß oder weil der Ehepartner Tscheche ist. Wer aus dem Fenster des Zimmers 326 sieht, blickt auf den Hradschin. Vier Wochen lang, täglich von 9 bis 13.20 Uhr pauken in dieser deutschsprachigen Klasse Österreicher, Schweizer und Deutsche. Leicht haben es die Schüler nicht, denn Tschechisch ist eine schwere Sprache. Lehrerin Zina Kopecká räumt ein, dass es spezifische Schwierigkeiten gibt: Sie hat Spaß an dieser anderen Art von Ferien, die sie seit fünf Jahren so verbringt, während sie sonst nur Einzelunterricht gibt. Sie schätzt es, dass so viele Leute tschechisch lernen wollen, obwohl dies nur eine sehr kleine Sprache ist.

Total begeistert vom Tschechischen ist Anja Kuhnle aus Hamburg. Die Studentin der Germanistik und Medienkultur schwärmt von Prag, noch mehr jedoch von der tschechischen Sprache, die aber doch ihre Tücken hat: Auch die gute Organisation der Sommerschule erwähnt sie. Sie fühlt sich gut betreut und wird auch an den verschiedenen Freizeitprogrammen teilnehmen, die an den Nachmitten, Abenden und am Wochenende geboten sind. Auf dem Programm stehen zum Beispiel Kino, Theater oder Ausflüge.

Der Österreicher Klaus Schustereder sieht die Sommerschule ganz pragmatisch. Er lernt tschechisch um für das nächste Semester, das er hier in Prag verbringen wird, fit zu sein. Dass er dafür seine Ferien opfert, stört den Medizinstudenten gar nicht, ganz im Gegenteil: Nicht mehr ganz so jung wie ihre Klassenkameraden ist Roselore Hensel, aber sie fühlt sich wohl in der Sommerschule. Die 57jährige aus Bautzen verrät die Gründe, warum sie Tschechisch lernt: Nun, sie alle haben noch drei Wochen Zeit, den Lern-Urlaub zu genießen; am 26. August schließlich gibt´s ein Fest, bei dem die Zeugnisse überreicht werden. Dann wird ein Teil der Sommerschüler hier bleiben, um zu studieren, für den Rest geht´s wieder nach Hause. Und vielleicht ist dann schon der Kurs für Fortgeschrittene im nächsten Jahr geplant.

Autor: Bettina Schlener
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