Sportreport

Ahoi und herzlich willkommen zum Sportreport von Radio Prag. Am Mikrofon begrüßt Sie Lothar Martin. Die Wintersportarten sind in vollem Gange und einige von ihnen sind auf ihrem Jahreshöhepunkt, der Weltmeisterschaft, angelangt. Doch tschechische Sportler spielen bei ihnen aller Voraussicht nach keine herausragende Rolle. Darum wenden wir uns heute zunächst dem populären Motorsportereignis zu, das die Schlagzeilen in den ersten drei Januarwochen beherrschte - die Rallye Paris - Dakar. Zumal bei ihr auch eine tschechische Besatzung wieder von sich reden machte. Ebenso im Gespräch ist ein großes tschechisches Fußballtalent, auch wenn es krankheitsbedingt seine Premiere in der deutschen Bundesliga auf einen späteren Termin verschieben musste. Und gänzlich ins Rampenlicht rückt das WM-Championat im Radcross, das an diesem Wochenende im südböhmischen Tabor ausgetragen wird. All dies wird Gesprächsthema unserer nachfolgenden Sendeminuten sein, zu denen ich Ihnen einen guten Empfang wünsche.

Wenn alljährlich zum Jahreswechsel in der französischen Hauptstadt die populäre Wüstenrallye Paris - Dakar gestartet wird und in der Kategorie LKW eine tschechische Besatzung mit dem Fahrer Karel Loprais an den Start geht, kann man mittlerweile bereits blind darauf wetten, dass diese Besatzung im Ziel ganz vorn ankommen wird. In diesem Jahr überquerte der Tatra des 51-jährigen Piloten mit einem Vorsprung von über acht Stunden als Erster die Ziellinie. Bei seiner 14. Teilnahme war es bereits der sechste Erfolg von Karel Loprais, womit er den bisherigen Rekord des französischen Motorradfahrers Stephan Peterhansel egalisierte. Aufgrund technischer Probleme sah es anfangs nicht so verheißungsvoll für den nur liebevoll "Monsieur Dakar" genannten Rallyedriver aus. Doch Loprais ist ein alter Fuchs, lässt sich die Konkurrenz - allen voran die russischen KAMAZ-Piloten - zunächst austoben, um nachher jede ihre Schwächen gnadenlos auszunutzen.

Diese Rennsituation beschrieb er vor der tschechischen Journaille wie folgt: "Auch wenn wir auf die KAMAZ-Fahrzeuge schon zwei Stunden verloren hatten, es war erst der Anfang des Rennens und bis zum Ziel in Dakar war es noch weit. Deshalb haben wir die Hoffnung nicht aufgegeben, auch weil an unserem Tatra keine gravierenden Pannen mehr auftraten. Am Ende entschieden unsere guten Nerven und vor allem die Technik. Wir fuhren ohne größere technische Probleme weiter, während die Konkurrenz einen Ausfall nach dem anderen hatte. Einige von unseren Gegnern mussten ihrer aggressiven Fahrweise wieder einmal Tribut zollen."

Im Gegensatz zum Vorjahr, als das Rennen wegen des Zusammenstoßes mit räuberischen Banden um fünf Etappen verkürzt werden musste, war es diesmal wieder die typisch harte Wüstenrallye. Das bestätigte auch der Navigator des siegreichen Terzetts Josef Kalina: "Es war dieses Jahr wirklich hart. Aber Gott sei Dank dafür, denn gerade deswegen haben wir gewonnen."

Neben Kalina, der nach 1994 und 1999 seinen dritten Triumph feiern konnte, gehörte auch der Mechaniker Petr Hamerla zur Erfolgsbesatzung. Und wenn man den Worten des sechsfachen Paris-Dakar-Siegers Karel Loprais glauben darf, dann ist das letzte Kapitel in seiner Erfolgsgeschichte noch nicht geschrieben. "Ich sehe das so. Solange meine Gesundheit mitspielt, werde ich die Rallye weiterfahren," erklärte Loprais. Also dann, 2002 auf ein Neues!

Völliges Neuland wollte am vergangenen Wochenende auch ein anderer Tscheche betreten: der 20-jährige Fußball-Wunderknabe Tomas Rosicky. Noch vor Ablauf der Transferfrist am 15. Januar war er für die hiesige Rekord-Ablöse von 25 Millionen Mark von Sparta Prag zu Borussia Dortmund gewechselt, um von nun ab in einer der stärksten europäischen Ligen - der Bundesliga - sein Können zu zeigen. Über 60.000 Zuschauer waren zum Rückrundenauftakt in das Dortmunder Westfalenstadion gekommen, um ihre Mannschaft gegen den Neuling Energie Cottbus nicht nur siegen zu sehen, sondern um auch das schmächtige Bürschchen aus der Moldaustadt beobachten und im Ruhrpott begrüßen zu können. Doch daraus wurde leider nichts. Wie die 20 extra aus Prag angereisten Journalisten mussten auch sie erfahren, dass das Debüt des vielgelobten Rasen-Rastellis aufgrund einer eitrigen Mandelentzündung ins Wasser fällt. Ohne zu glänzen gewann die Borussia mit 2:0, und so war der Ausfall von Rosicky auch nach dem Spiel noch das Gesprächsthema Nummer 1. Auf was für einen guten Spieler sich aber der deutsche Fußballfans freuen kann, wenn ein genesener Tomas Rosicky zum Einsatz kommt, dazu erklärte Borussen-Trainer Matthias Sammer auf der Pressekonferenz:

An diesem Wochenende gibt sich im südböhmischen Tabor die gesamte Weltelite im Radcross ein Stelldichein. Nach Prag 1972 und Mlada Boleslav im Jahr 1987 findet hier zum dritten Mal die Weltmeisterschaft in dieser attraktiven Sportart in Tschechien statt. Dementsprechend engagiert hat man sich im Austragungsort auf das Championat vorbereitet. Auch Frantisek Dedic, der Bürgermeister der Stadt, weiß um die Bedeutung der Veranstaltung, als er uns gegenüber sagte: "Ganz sicher ist dies das größte sportliche Ereignis in der Stadt, ja ich denke nicht nur in den zurückliegenden Jahren, sondern letztes Endes in der gesamten Geschichte der Stadt überhaupt. Denn zu uns kommen in der Tat Sportler allerhöchsten Niveaus, und das in einer Sportart wie dem Radcross, der sich in Tschechien wie auch ganz speziell in Tabor einer langjährigen Tradition erfreut."

Neben der angesprochenen Tradition kann der tschechische Radcross auch über nicht wenige internationale Erfolge verweisen. So gewannen die hiesigen Asse seit 1956, als sie das erste Mal an einer WM teilnahmen, insgesamt 37 Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften, darunter 13 goldene. Als ein Beispiel für erfolgreiche tschechische Radcrosszeiten steht vor allem Radomir Simunek. Simunek eroberte 1980 seinen ersten WM-Titel bei den Junioren und ließ diesem 1983 und 1984 jeweils die Goldmedaille bei den Amateuren und 1991 als bisher einziger Tscheche auch den Triumph bei den Profis folgen.

In den letzten Jahren aber konnte man insbesondere im Männerbereich nicht mehr an die Erfolge vergangener Jahre anknüpfen. Deshalb hängen die Erwartungen für das Championat im eigenen Land auch nicht zu hoch. Welche jedoch gehegt werden, dazu sagte uns der tschechische Auswahltrainer Petr Kloucek: "Was irgendwelche Ambitionen anbelangt, so haben wir die meisten insbesondere in der Junioren-Kategorie. Hier sind all unsere fünf WM-Starter in der Lage, auf einem Platz unter den besten Zehn zu landen. Die schwächste Altersklasse hingegen ist die Kategorie bis 23 Jahre, wo wir ein kleines Generationsproblem haben. Es handelt sich um eine sehr junge Mannschaft mit guten Perspektiven, aber sie hat leider noch nicht ein solches Leistungspotenzial wie zum Beispiel die Belgier. Nach langen Jahren hegen wir aber endlich wieder gewisse Ambitionen in der Königsklasse, also bei den Profis. Anlass zu dieser Einschätzung geben die anhaltend guten Leistungen und Podiumsplätze von Petr Dlask im Weltcup. Außer Dlask haben jedoch auch Jiri Pospisil, Vaclav Jezek und Ex-Weltmeister Radek Simunek das Zeug, im Vorderfeld mitzumischen."

Wer unter den Teilnehmern aus 22 Ländern letzten Endes ganz vorn landen wird, das werden die Damenkonkurrenz und die drei Männerwettbewerbe auf dem knapp drei Kilometer langen Rundkurs zeigen. Wir werden darüber berichten. Also schalten sie Radio Prag bald wieder ein.