Sportreport

Ahoi und herzlich willkommen zum Sportreport von Radio Prag. Am Mikrofon begrüßt Sie Lothar Martin.

In der zurückliegenden Woche schwang hierzulande wieder einmal "König Fußball" klar das Zepter. Dabei ging es diesmal nicht nur darum, den Ball möglichst oft ins Netz zu bugsieren, sondern auch darum, ihn möglichst gekonnt über das Netz zu schmettern. Die Rede ist von der Sportart Fußballtennis, die am vergangenen Wochenende ihre 4. Weltmeisterschaft im mährischen Prostejov austrug. Bei diesem Großereignis waren wir mit unseren Mikrofonen ebenso vor Ort wie bei den Bewährungsproben der tschechischen Clubmannschaften Sparta Prag und Slovan Liberec in der Champions League bzw. im UEFA-Cup. Wenn Sie wissen wollen, mit welchem Ergebnis die tschechischen Akteure aus diesen Wettbewerben heraus gegangen sind, dann bleiben Sie doch einfach dran.


...war das eine Stimmung in der mit 2.500 Zuschauern proppenvollen Stadthalle von Prostejov, als die drei Endspiele bei der diesjährigen WM im Fußballtennis unmittelbar bevor standen. Und wie schon vor zwei Jahren beim letzten WM-Championat im ungarischen Szolnok standen sich auch diesmal ausschließlich Spieler aus Tschechien und der Slowakei in den Finals gegenüber. Kein Wunder, wurde doch diese Sportart in der ehemaligen Tschechoslowakei aus der Taufe gehoben. Kein Geringerer als der große Torjäger vergangener Zeiten, Josef "Pepa" Bican, machte dieses Spiel in den 40-er Jahren populär. Auch seine Nachfolger haben immer noch Gefallen am "Nohejbal", wie dieser Sport hierzulande bezeichnet wird. Und nicht nur das. Sie haben ihn nahezu perfektioniert, worüber auch das Einzelfinale zwischen dem Slowaken Stefan Forrai und dem tschechischen Lokalmatador Petr Bubniak Zeugnis ablegte. In der hochklassigen Finalpartie kam es u.a. zu dieser Szene:

Im Einzel gewann die Tschechische Republik damit zum ersten Mal die Goldmedaille, was die Hoffnungen von Nationaltrainer Ales Opravíl nährte, erstmals alle drei Titel bei einer WM abzuräumen. Doch sowohl im Doppel als auch im Wettbewerb der Dreiermannschaften fanden die Gastgeber diesmal in den benachbarten Slowaken ihren Meister, sodass die Slowakei mit 2x Gold und 1x Silber als erfolgreichste Nation aus dieser WM hervor ging. Doch gewonnen hat vor allem die Sportart Fußballtennis selbst, was uns auch der sichtlich beeindruckte Präsident des internationalen Fußballtennis-Verbandes IFTA, der Schweizer Alfred Meyer, bestätigte:


Kommen wir nun vom freudbetonten Fußball in der Halle zum großen Fußball auf dem grünen Rasen. In der Champions League wurde der tschechische Rekordmeister Sparta Prag erneut gewogen und diesmal für zu leicht befunden. Im Vorjahr blieben die Blau-gelb-roten in der 1. Hauptrunde noch ungeschlagen und wurden Gruppensieger, in dieser Saison hingegen belegten sie mit nur einem Sieg und fünf Niederlagen den letzten Platz in der Gruppe B. Nach dem abschließenden 0:1 gegen Lazio Rom am Dienstag vor 20.000 Zuschauern im ausverkauften Prager Letná-Stadion erwiderte Sparta-Trainer Ivan Hasek auf die Frage, worin er die Ursachen für das im Vergleich zum Vorjahr unbefriedigende Abschneiden sehe, folgendes: "Ein gewisser Unterschied besteht schon darin, dass wir in diesem Jahr eine weitaus stärkere Gruppe hatten als in der vergangenen Saison. Der zweite Grund war, dass wir in keiner der sechs Begegnungen mit dem besten Kader antreten konnten, ständig fehlten uns zwei bis drei wichtige Spieler. Und der dritte Grund war der, dass wir unsere Chancen sehr schlecht verwertet haben, weil meinen Spielern ganz einfach das nötige Selbstvertrauen beim Abschluss gefehlt hat."

Einen weiteren Grund für die magere Ausbeute des tschechischen Meisters in der Champions League nannte Kapitän und Libero Jirí Novotný: "Also, vor und zu Beginn dieser Saison haben uns vier wichtige Spieler verlassen. Dafür sind andere gekommen, aber das Gesicht der Mannschaft hat sich fraglos verändert. Sicher haben einige Akteure schon Erfahrungen in der Champions League gesammelt, doch für einige war es die Premiere. Und das machte sich auch bemerkbar."

Die internationale Premiere an sich erlebte der FC Slovan Liberec. Der bereits 1904 gegründete Verein aus der Isergebirgsmetropole gab nämlich in diesem Herbst seinen Einstand im UEFA-Cup. Und die "Nobodys" aus der Fußballprovinz bestanden ihn mit Auszeichnung. Nachdem sie in der 1. Runde den schwedischen Vertreter IFK Norrköping ausgeschaltet hatten, hatten sie es in Runde 2 mit dem Weltclub FC Liverpool zu tun. Das Hinspiel auf der Insel hatten die Schützlinge von Trainer Ladislav Skorpil nur denkbar knapp mit 0:1 verloren. Vor 6800 begeisternd mitgehenden Zuschauern im ausverkauften Stadion von Reichenberg boten die Blau-Weißen dann noch einmal eine famose Leistung und hatten sogar die Sensation vor Augen:

...ja, wie Sie der Stimme des Stadionsprechers entnehmen konnten, hatte Jiri Stajner dieses Tor erzielt, dass die Slovan-Fans noch siegestrunkener werden ließ. Doch nach diesem Schock spielte der FC Liverpool nach und nach seine ganze internationale Klasse und Reife aus und zog durch Tore von Barmby, Heskey und Owen auf 3:1 davon, ehe Breda mit einem satten Schuss in den rechten Winkel zum 2:3-Endstand aus Sicht der tapferen Reichenberger verkürzen konnte. Die Zuschauer honorierten die engagierte Vorstellung ihrer Mannschaft - trotz des Ausscheidens - nach Spielende auch zu Recht mit langanhaltenden Ovationen. Und auch der Deutsche Christian Ziege, seit Saisonbeginn in Diensten des mehrfachen Europacupsiegers, wusste die Leistung der Platzherren entsprechend einzuordnen:

Die Reichenberger haben sich also gut verkauft und sind - anders als Sparta Prag - sich selbst und ihrem Anhang nichts schuldig geblieben. Das Ausscheiden der beiden Clubs war jedoch noch nicht das letzte Wort des tschechischen Clubfußballs in den europäischen Wettbewerben dieser Saison. Slavia Prag sorgte nämlich durch einen letztlich ungefährdeten 4:1-Heimsieg über den griechischen Verein OFI Kreta dafür, dass zumindest noch ein Vertreter aus dem Herzland Europas in der 3. Runde des UEFA-Cups dabei ist.