Suche nach der vermissten Tereza Cermáková bislang erfolglos
Am Dienstag fand im mittelböhmischen Kladno eine der bisher größten Suchaktionen der tschechischen Polizei statt. Nahezu 600 Polizisten hatten ab 9.30 Uhr in der Stadt und deren Umgebung die erneute Fahndung nach der seit dem 20. Juni vermissten fünfjährigen Tereza Cermáková aufgenommen. Doch auch diese großangelegte Aktion blieb erfolglos. Weitere Einzelheiten von Lothar Martin.
Trotz der Befragung von Hunderten von Bürgern und trotz des Einsatzes von Spürhunden konnte die tschechische Polizei auch am Dienstag Abend noch keine Spur von der seit einer Woche vermissten kleinen Tereza vermelden. Die Ohnmacht des Wartens und Nichts-tun-Könnens sowie vielleicht auch das eigene schlechte Gewissen waren vermutlich der Grund dafür, warum Terezas Mutter, Helena Cermáková, am Dienstag Nachmittag versuchte, sich das Leben zu nehmen. Doch sie überlebte den Sprung aus ihrer im dritten Stock gelegenen Wohnung in der Plattenbausiedlung von Kladno-Krocehlavy. Mit schweren Verletzungen wurde sie sofort in ein Krankenhaus überführt, wo sich ihr Gesundheitszustand inzwischen stabilisiert hat. Der Polizei gegenüber hatte sie angegeben, den genauen Zeitpunkt des Verschwindens ihrer Tochter nicht mehr zu kennen, da sie am fraglichen Tag betrunken gewesen sei. Sicher auch mit ein Grund dafür, warum die Kriminalisten nach ihrem Selbstmordversuch in der Wohnung Nachforschungen anstellten, über die Rundfunkreporter Ladislav Pavlik folgende Auskunft gab:
"Die Polizisten analysieren gegenwärtig alle Schriftstücke, die Helena Cermáková in ihrer Wohnung hinterließ. Diese enthalten jedoch offensichtlich keine Hinweise über ein mögliches Versteck oder ein anderes Schicksal der kleinen Tereza."
In der Tschechischen Republik werden alljährlich einige Hundert Kinder vermisst. Die Mehrzahl von ihnen wird in der Regel wieder wohlbehalten aufgefunden. Einige von ihnen sind jedoch das Opfer von gewalttätigen Straftaten geworden und es gibt auch solche, die ohne jegliche Spur von der Bildfläche verschwinden. Allein aus den im vergangenen Jahr durchgeführten Suchaktionen geht hervor, dass nahezu 80 Kinder und Jugendliche bis dato als vermisst gemeldet sind. Und deren Anzahl kann sich gerade in diesen Tagen (leider) wieder erhöhen. Denn aus Angst vor der elterlichen Reaktion auf das im Schuljahr erzielte Zeugnis, bleibt so mancher Schüler dem Elternhaus auf kürzere oder längere Zeit fern. Die Ausgabe der Zeugnisse für das zu Ende gehende Schuljahr 2000/2001 erfolgt an diesem Freitag.