Täglicher Nachrichtenüberblick

Debatte vor Misstrauensabstimmung läuft

Die Opposition in Tschechien macht mit einem Misstrauensantrag Druck auf Premier Andrej Babiš. Grund ist eine Reportage, die Vorwürfe neu entfacht hatte, Babiš habe mit seiner damaligen Firma Agrofert zu Unrecht EU-Subventionen in Millionenhöhe einkassiert. Ein Erfolg der Oppositionsparteien gilt als unwahrscheinlich, da sie nur über 92 der erforderlichen 101 Stimmen verfügen, um die Regierung zu stürzen. Die Debatte begann am Freitagvormittag.

Die Journalisten hätten ihn wie ein wildes Tier gejagt, wie einen Verbrecher, der seinen Sohn entführt haben soll, empörte sich Babiš am Vormittag vor dem Parlament. Er bezeichnete die Behauptungen, er habe seinen Sohn auf die Krim verschleppen lassen, um nicht gegen seinen Vater aussagen zu können, als Lügen. Diese hätten ein einziges Ziel gehabt, und zwar den Sturz seiner Regierung, so Babiš.

Umfrage: 44 Prozent für Sturz der Regierung

In Bezug auf die Fortsetzung der Regierungspolitik ist die tschechische Öffentlichkeit geteilter Meinung. Einen Tag vor der Parlamentsdebatte zum Misstrauensantrag gegen das Kabinett von Andrej Babiš (Ano-Partei) am Freitag ließ das Tschechische Fernsehen (ČT) eine Blitzumfrage durchführen. Den Ergebnissen zufolge stimmten 48 Prozent der Befragten gegen den Misstrauensantrag, demgegenüber befürworten 44 Prozent der Bürger den Sturz der Regierung. Rund ein Drittel der Befragten sprach sich für die Fortsetzung der Koalition von Ano-Partei und Sozialdemokraten (ČSSD) aus, aber 29 Prozent der Tschechen würde es begrüßen, wenn ein anderer Premier die Regierung führt.

Die Untersuchung der Causa Storchennest halten zwei Drittel der Bevölkerung für wichtig. Mehr als die Hälfte der Bürger glaubt, dass sich Premier Babiš in seiner Reaktion auf die in einer Reportage geschilderte angebliche Entführung seines Sohnes unzureichend und nicht glaubwürdig geäußert habe. 27 Prozent gaben hingegen an, Babišs Erklärungen hätten sie überzeugt. Ein Fünftel der Befragten sagte, man könnte die Situation nicht einschätzen.

Digitalisierung: Tschechien will von Estland lernen

Tschechien will im Bereich Digitalisierung künftig einen vergleichbaren Komfort wie Estland den Bürgern anbieten. Dies sagte der tschechische Premier Andrej Babiš (Ano) nach seinem Treffen mit dem estnischen Amtskollegen Jüri Ratas am Freitag in Prag. In Estland sei üblich, dass die Bürger an der Parlamentswahl via Internet teilnehmen und eine elektronische Steuererklärung abgeben, ergänzte Ratas.

Der estnische Premier hält sich zu einem offiziellen Besuch in Tschechien auf. Die Digitalisierung ist das Hauptthema seiner Gespräche. In Prag nimmt er unter anderem an der Konferenz mit dem Namen Digitales Tschechien 2018+ teil.

Pflanzengenetiker Jaroslav Doležel ist Tschechiens „Kopf des Jahres“

Der Pflanzengenetiker Jaroslav Doležel ist Tschechiens „Kopf des Jahres“. Er wurde mit dem nationalen Wissenschaftspreis „Česká hlava“ („Tschechischer Kopf“) ausgezeichnet. Doležel arbeitet im Institut für experimentelle Botanik der Akademie der Wissenschaften. Im Sommer dieses Jahres haben er und sein Team das Genom des Weizens entschlüsselt.

Der mit einer Million Kronen (etwa 38.500 Euro) dotierte Preis wird von der tschechischen Regierung seit 2006 jedes Jahr verliehen. Weitere Auszeichnungen werden in mehreren Nebenkategorien vergeben. Die Preisträger wurden am Freitag veröffentlich. Die feierliche Preisübergabe findet am Sonntagabend in Prag statt.

Les Echos: Toyota kauft Anteil von PSA am Autowerk Kolín

Die Besitzer des Autowerks TPCA im mittelböhmischen Kolín gehen womöglich demnächst getrennte Wege. Wie die französische Tageszeitung Les Echos am Donnerstag schrieb, hätten die französische PSA Group und der japanische Toyota-Konzern entschieden, die Produktion der Kleinwagen am tschechischen Standort bis zum Jahr 2021 zu beenden. Laut ihrer Vereinbarung würde Toyota dann den Anteil von PSA am tschechischen Werk übernehmen. Wie ein Sprecher von PSA dazu mitteilte, sei jedoch noch Nichts endgültig entschieden.

Seit 2002 produzieren die Autokonzerne Toyota, Peugeot und Citroën Kleinwagen in dem gemeinsamen Unternehmen TPCA in Kolín. Die Kapazität der jährlichen Produktion liegt bei 330.000 Fahrzeugen, sie wurde im Jahr 2009 erreicht. Für dieses Jahr ist eine Produktion von etwas über 200.000 Autos geplant.

Handball: Tschechinnen starten siegreich ins Turnier von Cheb

Die tschechischen Handballerinnen sind erfolgreich in das Vier-Länder-Turnier „O štít města Chebu“ gestartet. In der westböhmischen Stadt Cheb / Eger bezwangen sie am Donnerstagabend das Team der Schweiz mit 34:25. Beste Werferin in der Mannschaft des Gastgebers war Veronika Malá mit sieben Treffern.

Das Turnier in Cheb ist die Generalprobe für die Tschechinnen vor der EM im kommenden Monat in Frankreich. In ihren weiteren Turnierspielen treffen sie am Freitag auf Kroatien und am Samstag auf die Slowakei.

Das Wetter am Samstag: bedeckt mit Regen, bis 8 Grad

Am Samstag ist es in Tschechien überwiegend bedeckt, örtlich gibt es Nebel und Sprühregen. Im Tagesverlauf regnet es auf dem meisten Gebiet, in Lagen über 1000 Meter Schneeregen oder Schnee. Gegen Abend löst sich die Bewölkung etwas auf. Die Tageshöchsttemperaturen liegen bei 4 bis 8 Grad Celsius.