Täglicher Nachrichtenüberblick

Zeman bei Lidice-Gedenken: Verherrlichung von Tiso ist Neonazismus

Auf der Gedenkveranstaltung zu Ehren der Opfer des NS-Massakers in Lidice hat der tschechische Präsident Miloš Zeman am Samstag vor der Gefahr des wiederkehrenden Nazismus gewarnt. Als Neonazis bezeichnete das Staatsoberhaupt dabei den slowakischen Regionalpolitiker Marian Kotleba und den Vorsitzenden der tschechischen Arbeiterpartei der sozialen Gerechtigkeit (DSSS), Tomáš Vandas. Er erinnerte daran, dass die Arbeiterpartei Kotleba bei dessen Wahlkampagne geholfen habe. Kotleba verberge nicht, dass er den Präsidenten des ehemaligen Slowakischen Staates Jozef Tiso verherrliche. Die sei der Präsident gewesen, der hinter der Deportation von slowakischen Juden und der blutigen Niederschlagung des Slowakischen Aufstands stand. Und „wer aktiv den Neonazismus unterstützt, auch wenn es im Nachbarland ist, ist objektiv gesehen selbst ein Neonazi“, sagte Zeman über den Chef der Arbeiterpartei.

Bei dem Massaker in Lidice wurden 1942 von den Sicherheitsbehörden der nationalsozialistischen Besatzungsmacht nahezu alle männlichen Einwohner ermordet und das Dorf zerstört. Frauen und Kinder wurden in Konzentrationslager deportiert oder zur Germanisierung nach Deutschland verschleppt. Dieses Verbrechen fand als Teil der Racheaktionen nach dem Attentat auf Reinhard Heydrich 1942 statt.

Außenminister Zaorálek: Zukunft ohne EU für mich unvorstellbar

Auf einer Konferenz zur Sicherheit in Tschechien und Europa, die am Freitag von der Fakultät für Sozialwissenschaften der Karlsuniversität in Prag veranstaltet wurde, haben sich Experten besonders mit der Zukunft der Europäischen Union auseinandergesetzt. Den drei Szenarien einer möglichen Zerrüttung der EU stellte sich Tschechiens Außenminister Lubomír Zaorálek (ČSSD) vehement entgegen. Der Sozialdemokrat räumte ein, dass Europa derzeit Probleme habe, den Gedanken an eine allmähliche Teilung der EU oder ihren gänzlichen Zerfall wies er jedoch weit von sich. Die Idee und die Prinzipien, nach denen die Union gegründet wurde, haben dem ganzen Kontinent den Frieden gesichert, und dies über mehrere Jahrzehnte, betonte Zaorálek. Kaum jemand könne sich daher vorstellen, welche Folgen es haben würde, wenn die EU zu bröckeln beginnt und die Mitgliedsstaaten es ablehnen werden, in bestimmten Fragen gemeinsame Entscheidungen zu treffen, bei denen sie ein Stück weit auf ihre Souveränität verzichten. „Sollte man die Basis zerstören, dann werden sich alle wundern“, warnte der Außenminister.

Auf der Konferenz „Krisen, Katastrophen, Kollapse: Wie können die EU und Tschechien dem begegnen“ wurden die möglichen Visionen, dass vom einheitlichen Europa nichts übrigbleibt, es sich in mehrere Einheiten spaltet, die lediglich ein einheitlicher Markt zusammenhält, oder die Zerschlagung der EU und ihr völliger Neuaufbau diskutiert. Zaorálek lehnte alle drei Versionen ab und nannte es ein riesiges Problem, falls sich Großbritannien nach dem Referendum in zwei Wochen aus der EU verabschieden würde.

Streit um Polizei: Ano gegen Reorganisation, Polizei will Debatte im Sicherheitsrat

Im Koalitionsstreit um die geplante Reorganisation der Polizei sind die Wogen weiter nicht geglättet. Die Führung der Polizei hat deshalb vorgeschlagen, dass sich der Sicherheitsrat des Landes mit der hitzigen Situation befasst. Die Polizei verwahrt sich gegen das Vorgehen der Staatsanwaltschaft in Olomouc / Olmütz und die Kriminalisierung der Reorganisation. Innenminister Milan Chovanec (Sozialdemokraten) sprach davon, dass die Staatsanwaltschaft versuche, Druck auf leitende Polizeibeamte auszuüben.

Die Regierungspartei Ano hat die Pläne zur Reorganisation der Polizei scharf kritisiert und deren Aufhebung gefordert. Die gesamte Maßnahme sei weder gut vorbereitet noch mit irgendjemandem konsultiert worden. Sie sei das Werk des Polizeipräsidenten und seiner Mitstreiter in der Polizeiführung, die lediglich Marionetten von Innenminister Chovanec seien. Daher lehne Ano die politische Verantwortung für diese Reform ab, schrieb Parteichef Andrej Babiš in einem Brief an Premier Bohuslav Sobotka (Sozialdemokraten).

Finanzminister Babiš reagierte damit auf eine Aussage des Regierungschefs, der davon sprach, die Ano-Partei sei mit ihrer Haltung bestrebt, die Polizei zu politisieren und zu destabilisieren. Innenminister Chovanec wiederum entgegnete, er „verstehe die Hysterie nicht“, die um die Reorganisation der Polizei derzeit gemacht werde. Die Maßnahme sei noch nicht abgesegnet und zudem Gegenstand der Kabinettssitzung am nächsten Mittwoch. Vizepremier Babiš sei jedoch intensiv darum bemüht, den Koalitionspartnern seine Position in dieser Frage über seine Medien zu kommunizieren, so Chovanec.

Chef der Antikorruptionspolizei respektiert geplante Reform

In die Debatte um die Reorganisation der Polizei hat sich mittlerweile auch der Chef der Abteilung zur Enthüllung von Korruption und Finanzkriminalität (ÚOKFK), Jaroslav Vild, eingeschaltet. Vild äußerte, die Reorganisation sei ein Vorhaben der Polizeiführung, das er respektiere. Gleichzeitig wies er die Kritik an seiner Abteilung zurück. „Die wenig objektive Einschätzung der Abteilung und der dabei gezogene Vergleich mit anderen Abteilungen sind möglicherweise ein interessantes mediales Thema, doch diese Bewertung ist gezielt und unwahr“, sagte Vild. Nach den Plänen der Polizeiführung sollen seine und andere Spezialeinheiten der Polizei ab dem 1. Juli unter dem Dach einer landesweiten Zentralstelle zum Kampf gegen das organisierte Verbrechen neu aufgestellt werden. Laut Vild werde diese Reform nicht einfach, er werde sie aber mitbestreiten. Der Leiter der Polizeieinheit zur Aufklärung organisierten Verbrechens (ÚOOZ), Robert Šlachta, ist dagegen zurückgetreten. Šlachta sagte, er wolle sich an dem Umbau nicht beteiligen.

Anatomie-Legende Radomír Čihák im Alter von 88 Jahren verstorben

Im Alter von 88 Jahren ist in Prag der tschechische Professor für Anatomie, Radomír Čihák, verstorben. Der Professor war eine große Kapazität auf seinem Fachgebiet und wurde auch von seinen Kollegen an der 1. Medizinischen Fakultät der Prager Karlsuniversität als „legendäre Legende“ bezeichnet. Čihák ist der Autor eines der meistgenutzten Lehrbücher für Anatomie in Tschechien, auf dessen Grundlage mehrere Generationen von Ärzten ausgebildet wurden. Darüber hinaus hat er wesentlich zur internationalen Anerkennung der tschechoslowakischen Anatomie beigetragen, aus der unzählige Kontakte erwuchsen. In einem noch vor kurzem mit Čihák geführten TV-Interview sprach der Professor unter anderem über die Konstitution von Karl IV. und dessen gesundheitlichen Problemen. Er war nämlich einer der wenigen Wissenschaftler, die die Möglichkeit erhielten, Untersuchungen an den sterblichen Überresten des ehemaligen böhmischen Königs und römischen Kaisers vornehmen zu dürfen.

Nacht der Kirchen wird von 112.000 Gästen besucht

Kirchen, Synagogen und der Veitsdom der Prager Erzdiözese wurden in der Nacht zum Samstag von 112.000 Menschen besucht. So viele Gäste registrierten die Veranstalter der traditionellen „Nacht der Kirchen“, bei der alle 315 Gotteshäuser in Prag und dem Mittelböhmischen Kreis am Freitag nach Einbruch der Dunkelheit geöffnet waren. Darunter waren mehrere Räumlichkeiten, die sonst oft verschlossen sind. Die „Nacht der Kirchen“ ist eine Gemeinschaftsaktion von Pfarreien, Kirchengemeinden und weiteren christlichen Kirchengesellschaften.

Tennis: Karolína Plíšková im Finale von Nottingham

Tennisspielerin Karolína Plíšková hat das Finale des WTA-Turniers in Nottingham erreicht. Dazu musste die 24-jährige Tschechin am Samstag indes gleich zweimal ran. Zunächst besiegte sie im Viertelfinale die Australierin Ashleigh Barty in zwei Sätzen mit 7:6 und 7:6, und schon zwei Stunden später Mónica Puig aus Puerto Rico mit 6:2 und 6:2. Für die tschechische Fed-Cup-Spielerin ist es der erste Finaleinzug in dieser Saison. Zuvor war sie zweimal im Halbfinale gescheitert. Zudem hat sie auch die Chance auf den Doppel-Titel. In der Vorschlussrunde trifft sie gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Kristýna auf das tschechisch-chinesische Duo Andrea Hlaváčková und Shuaj Pcheng.

Handball: Tschechien besiegt Mazedonien 28:22 in WM-Qualifikation

In der Relegation zur Handball-WM der Männer hat die tschechische Nationalmannschaft das Hinspiel gegen Mazedonien vor eigener Kulisse gewonnen. In Zlín gewannen die Schützlinge des Trainerduos Jan Filip und Daniel Kuboš am Samstag mit 28:22 und haben sich damit ein relativ gutes Polster für das Rückspiel am Mittwoch in Skopje geschaffen. Auf der anderen Seite sind die Südosteuropäer eine Art Angstgegner für die Tschechen. Bei den Europameisterschaften 2012 und 2014 haben die Mazedonier den Kontrahenten zweimal in der Gruppenphase ausgeschaltet, im vergangenen Jahr behielten sie in der EM-Qualifikation die Oberhand. Zudem muss Tschechien auch im Rückspiel auf Superstar Filip Jícha verzichten, der in Zlín ebenso verletzungsbedingt fehlte wie Pavel Horák und Torhüter Petr Štochl. Der Sieger des Duells qualifiziert sich für die WM in Frankreich, die im Januar 2017 ausgetragen wird.

Fußball-EM: Pole Marciniak pfeift tschechischen Auftakt gegen Spanien

Das EM-Auftaktspiel der tschechischen Nationalmannschaft gegen Spanien wird vom polnischen Schiedsrichter Szymon Marciniak geleitet. Das hat die Uefa am Freitag bekanntgegeben. Der 35-jährige Referee aus Płock pfeift seit 2011 auf internationaler Ebene und hat so auch im vergangenen Jahr Spiele der U21-EM in Tschechien geleitet. In den europäischen Clubwettbewerben hat Marciniak bereits drei Partien mit tschechischer Beteiligung gepfiffen. Die Bilanz ist ausgeglichen: die tschechischen Teams verbuchten einen Sieg, ein Remis und eine Niederlage. Die Begegnung mit Titelverteidiger Spanien wird am Montag in Toulouse ausgetragen.

Das Wetter am Sonntag: wolkig mit Regen oder Schauern, bis 22 Grad

Am Sonntag ist es in Tschechien wolkig bis bedeckt, örtlich gelegentlich Regen oder Schauer, vereinzelt auch Gewitter. Die Tageshöchsttemperaturen liegen bei 18 bis 22 Grad, in Lagen über 1000 Meter werden maximal 15 Grad Celsius erreicht. Es weht ein schwacher Wind aus wechselnden Richtungen.