Täglicher Nachrichtenüberblick

Premier Sobotka weist Kritik an Tschechien betreffs Flüchtlingskrise zurück

Premier Bohuslav Sobotka (Sozialdemokraten) hat am Samstag Kommentare europäischer Politiker zurückgewiesen, nach denen sich Tschechien in Fragen der Flüchtlingskrise nicht mit den anderen EU-Ländern solidarisch zeige. Sobotka lehnte es zudem ab, dass die Haltung von Mitgliedstaaten in dieser Krise mit der Geldverteilung bei den europäischen Fonds verknüpft werden sollte. Der tschechische Regierungschef reagierte damit auf die Kritik des österreichischen Verteidigungsministers Hans Peter Doskozil. Seine Reaktion erwiderte Sobotka am Samstag nach seinem Treffen mit Präsident Miloš Zeman auf Schloss Lány bei Prag.

Nach Meinung von Hans Peter Doskozil, die der österreichische Verteidigungschef gegenüber dem Internetportal Spiegel Online äußerte, seien weder Tschechien noch die Slowakei und Ungarn solidarisch mit den anderen Ländern der Union. Sobotka hielt dem entgegen, dass Tschechien in der Migrationskrise sehr wohl helfe. „Als Land sind wir sehr aktiv bei der Hilfe für Flüchtlinge beispielsweise in Jordanien, im Libanon oder in der Türkei. Wir sind ganz entschieden kein Land, das nicht solidarisch ist“, sagte der Premier vor Journalisten. Er bemerkte zudem, dass sich Tschechien mit Personal aktiv beim Grenzschutz in Slowenien und Mazedonien beteilige. Und auf die Aussage Doskozils, dass es nicht mehr akzeptabel sei, EU-Gelder in großem Maße an Mitgliedsländer zu vergeben, die eine gemeinsame Lösung der Krise nicht unterstützten, sagte Sobotka, er lehne es ab, die europäischen Fonds als eine Art Knüppel zu benutzen, um andersdenkende EU-Staaten in der Migrationspolitik auf Kurs zu bringen. Zugleich verwies der Premier darauf, dass jetzt auch die österreichische Regierung dazu übergegangen sei, den Flüchtlingsstrom zu regulieren.

EU-Kommission hält Tschechien hohe Steuerverluste und Ineffizienz der Staatsverwaltung vor

Die tschechische Wirtschaft ist in den letzten Jahren enorm gewachsen, was zu Verbesserungen am Arbeitsmarkt und zu einer Erneuerung der ökonomischen Konvergenz mit der Europäischen Union geführt habe. Dennoch blieben noch einige Fragen offen, zum Beispiel das anhaltend hohe Ausmaß an Steuerhinterziehungen, die sehr schwache Fiskalpolitik oder die Unzulänglichkeiten in der öffentlichen Verwaltung. Diese Einschätzung geht aus einem Arbeitsdokument der Europäischen Kommission hervor, das am Freitag veröffentlicht wurde. Die in Brüssel gemachte Analyse sei zwar nicht der offizielle Standpunkt der EU-Kommission, sie diene jedoch als Grundlage für konkrete Empfehlungen, die Tschechien und die weiteren EU-Staaten in Kürze zu erwarten hätten. Ihre jährliche Bewertung zur Lage in den Mitgliedsländern gibt die Kommission gewöhnlich zum Frühjahrsende bekannt.

Tschechen droht Todesstrafe wegen Dokument zur Christenverfolgung im Sudan

Dem Tschechen Petr Jašek, der seit Monaten in einem sudanesischen Gefängnis sitzt, droht die Todesstrafe. Alles deutet darauf hin, dass der 52-Jährige in dem streng islamischen Land ein Filmdokument gedreht hat, das die Verfolgung der christlichen Minderheit in dem afrikanischen Land bezeugt. In der Hauptstadt Khartum erwartet ihn schon bald ein Prozess, nach dem islamischen Recht der Scharia muss er eine harte Strafe befürchten, schreibt die Tageszeitung „Mladá fronta Dnes“ in ihrer Samstagausgabe.

Dem Blatt zufolge sei das Hauptbeweisstück für die Anklage von Jašek eine Videoaufnahme, die der Tscheche während seines Aufenthalts in dem rigiden islamischen Land gemacht hat. Darin ist die Aussage eines Mannes mit schweren Brandwunden festgehalten, der erzählt, wie er zu seinen Verletzungen gekommen sei. Nach Aussage von Jašek sei dies ein Beispiel der Gewalteinwirkung von Muslimen gegenüber Christen. Der schwerverletzte Mann hat seine auf dem Video hinterlegte Aussage indes vor den sudanesischen Behörden verleugnet und behauptet, dass ihm Jašek seine Worte aus dem Kontext gerissen habe. Seine Verletzungen habe er sich bei einem Unfall zugezogen, sagte er. Jašek wird außerdem des illegalen Übertritts der Staatsgrenze beschuldigt. Sein Prozess soll schon bis Ende März beginnen.

Tschechische Diplomaten, die bisher vergeblich über eine Freilassung von Jašek verhandelt haben, sind sich nicht sicher, welche Strafe ihren Landsmann erwartet. Den Informationen von „Mladá fronta Dnes“ zufolge aber sei seine Lage ernst, weil den sudanesischen Gesetzen nach eine Verbreitung des Christentums hart bestraft werde. Jašek hat offenbar im Auftrag einer christlichen Institution gehandelt. Dafür spricht die Tatsache, dass sein Aufenthalt im Sudan von der amerikanischen Organisation Voice of Martyrs bezahlt wurde. Eine Zweigstelle der Organisation mit dem Namen „Občanské hnutí - Pomoc pronásledované církvi“ (Bürgerbewegung – Hilfe für Verfolgte der Kirche) hat ihren Sitz in Tschechien.

Neuer Dissens zwischen Präsident und Außenminister wegen Vertrags mit Norwegen

Präsident Miloš Zeman und Außenminister Lubomír Zaorálek haben sich ein weiteres Mal überworfen. Der Grund dafür ist eine Behauptung des Staatsoberhaupts während seines Besuchs im Kreis Liberec / Reichenberg. Hierbei hatte Zeman am Freitag verlauten lassen, dass er sich mit Zaorálek einig sei über den Wortlaut seines zweiten Entwurfs zu einem internationalen Vertrag mit Norwegen über die Herausgabe von Kindern mit tschechischer Staatsbürgerschaft. Den ersten Entwurf, den Zeman Ende Januar vorlegte, hatte das Außenministerium abgelehnt mit der Begründung, dass er im Widerspruch zur UN-Kinderrechtskonvention und anderen internationalen Vereinbarungen stehe.

Nur kurze Zeit nach Zemans Statement bestätigte Außenminister Zaorálek den Erhalt des zweiten Dokuments, welches seine Behörde jetzt studiere. Der Sozialdemokrat wies indes die Behauptung zurück, sich mit dem Präsidenten darüber bereits einig zu sein. Daraufhin warf Präsidentensprecher Jiří Ovčáček dem Chefdiplomaten vor, er würde seinem Dienstherrn etwas Anderes sagen als den Medien. Mit Hilfe des Vertrags sollen Fälle von tschechischen Kindern gelöst werden, die das norwegische Jugendamt „Barnevernet“ den in Norwegen lebenden Eltern anderer Nationen abgenommen hat.

Französischer Filmpreis César für tschechischen Bühnenbildner Kurel

Bei der 41. Verleihung des französischen Filmpreises César am Freitagabend in Paris hat erstmals auch ein Tscheche die begehrte Trophäe gewonnen. Es ist der Bühnenbildner Martin Kurel, der die Auszeichnung für die „Beste Kulisse“ in dem Film "Madame Marguerite oder die Kunst der schiefen Töne" entgegennahm. Der Streifen von Xavier Giannoli wurde zudem in den Kategorien Beste Schauspielerin, Kostüm und Ton ausgezeichnet. Den César als beste Schauspielerin erhielt Catherine Frot für ihre Leistung als tragikomische Diva in dem Film, der in Prag und weiteren tschechischen Städten gedreht wurde. Er handelt über eine Frau, die gerne Opernsängerin wäre, aber einfach nicht singen kann.

Den Hauptpreis als bester französischer Film hat das Sozialdrama "Fatima" von Regisseur Philippe Faucon erhalten. Das Porträt einer aus Marokko eingewanderten Haushaltshilfe, die ihre beiden Töchter alleine großzieht, wurde mit dem begehrten César ausgezeichnet. Bester ausländischer Film wurde der Streifen "Birdman" des mexikanischen Regisseurs Alejandro González Iñárritu.

Komponist und Dirigent Zdeněk Marat im Alter von 85 Jahren verstorben

Im Alter von 85 Jahren ist der tschechische Komponist und Dirigent Zdeněk Marat in Prag verstorben. Die Nachricht über seinen Tod hat der Musikverlag Supraphon am Samstag auf seiner Webseite veröffentlicht. Nach Angaben des Verlags sei der ehemalige Hit-Produzent schon am vergangenen Sonntag verstorben, nur wenige Tage nach seinem 85. Geburtstag.

Marat ist Autor von rund 600 Musikkompositionen. Davon sind zwei Drittel Lieder aus dem Bereich der Pop-Musik. Darunter waren viele Hits für populäre tschechische Interpreten wie Josef Zíma, Waldemar Matuška oder Helena Vondráčková. Neben seinen Kompositionen war Marat auch bekannt als Pianist, Dirigent und Publizist.

Snowboard-Weltcup: Ledecká gewinnt Riesenslalom und Globus in Kayseri

Snowboardslalom-Weltmeisterin Ester Ledecká hat am Samstag einen weiteren Weltcupsieg errungen. Im türkischen Kayseri gewann sie den dritten und letzten Parallel-Riesenslalom der Saison und sicherte sich damit auch den kleinen Kristallglobus in dieser Disziplin. Im Finale distanzierte sie die Österreicherin Sabine Schöffmann nach beiden Läufen um vier Sekunden. Zuvor hatte Ledecká bereits die Riesenslalom-Rennen im italienischen Carezza und im slowenischen Rogla gewonnen.

Die 20-jährige Tschechin hat zudem den Triumph im Gesamt-Weltcup der Parallel-Disziplinen vor Augen. Vor dem abschließenden Slalomrennen am 6. März im deutschen Winterberg hat sie 930 Punkte Vorsprung auf die Zweitplatzierte, die Russin Jekaterina Tudegeschewa. Für den Sieg in einem Weltcuplauf werden 1000 Punkte vergeben, Ledecká reicht also ein 23. Platz, für den es noch 80 Punkte gibt.

Eishockey: Legendärer Flügelspieler Jan Klapáč feiert 75. Geburtstag

Der ehemalige Eishockey-Internationale Jan Klapáč feiert am Samstag seinen 75. Geburtstag. Der Tscheche ging in die Geschichte des Pucksports ein als phänomenaler rechter Flügelstürmer von Dukla Jihlava und der tschechoslowakischen Nationalmannschaft. Klapáč spielte vorwiegend in der gefürchteten Angriffsreihe mit den Brüdern Jaroslav und Jiří Holík, mit denen er auch seine großen Erfolge feierte. Mit Jihlava gewann er sieben Titel und ist mit 354 Treffern bis heute der beste Torschütze des tschechischen Rekordmeisters.

Dazu absolvierte er von 1961 bis 1975 insgesamt 524 Ligaspiele. Im Trikot der ČSSR-Auswahl nahm Klapáč an sieben Weltmeisterschaften und zwei olympischen Winterspielen teil. Bei all diesen Turnieren gewann er stets eine Medaille: 1972 den WM-Titel, dazu je dreimal WM-Silber und -Bronze, olympisches Silber 1968 in Grenoble sowie Bronze 1964 in Innsbruck.

Noch zu seiner aktiven Karriere trainierte er die Jugendmannschaft von Modeta Jihlava. Danach aber schlug er die Laufbahn eines Funktionärs ein, die ihn bis in die Verwaltung des Armee-Spitzensports beim Verteidigungsministerium in Prag führte. Der gebürtige Prager betrieb in seiner frühen Jugend zudem Radsport. Heute ist der rüstige Rentner unter anderem der Großvater der tschechischen Snowboard-Weltmeisterin Ester Ledecká.

Das Wetter am Sonntag: wolkig mit Regen oder Schnee, bis 11 Grad

Am Sonntag ist es in Tschechien wolkig bis bedeckt. Morgens vereinzelt, später dann örtlich leichter Regen oder Sprühregen, im Nordwesten wird es ab 1000 Meter Höhe schneien. Die Tageshöchsttemperaturen liegen bei 3 bis 7 Grad, in Mähren und Mährisch-Schlesien steigt das Thermometer auf 7 bis 11 Grad Celsius. In Lagen über 1000 Meter werden aber maximal 1 Grad Celsius erreicht. Es weht ein mäßiger Wind aus Südost bis Ost.