Täglicher Nachrichtenüberblick

Proteste gegen Zeman überschatten Gedenken an Samtene Revolution

Wütende Proteste gegen Staatspräsident Miloš Zeman haben am Montagnachmittag offiziellen Gedenkfeierlichkeiten zum 25. Jahrestag der Samtenen Revolution überschattet. Während der Enthüllung einer Gedenktafel im Prager Stadtteil Albertov, zu der auch der deutsche Präsident Gauck und die Staatsoberhäupter der Višegrad-Staaten angereist waren, wurde Zeman von der Menschenmenge lautstark ausgepfiffen und beschimpft. Die Demonstranten warfen mit Gegenständen nach Zeman, Joachim Gauck wurde von einem Ei getroffen. Zeman entschuldigte sich bei Gauck dafür, das Ei habe ihm gegolten. Lediglich während der Reden der ausländischen Staatsgäste beruhigte sich die Menge.

Zemans Äußerungen zur Studentendemonstration vom 17. November 1989 hatten am Samstag scharfe Kritik hervorgerufen. Der Präsident hatte gesagt, die Demonstration sei nur eine von vielen Kundgebungen gewesen und die Sicherheitskräfte seien nicht härter als sonst vorgegangen. Zuvor hatte Zeman unter anderem mit einer umstrittenen Reise nach China sowie vulgären Äußerungen in einem Rundfunk-Interview für Unmut gesorgt. Tausende Demonstranten zeigten dem Staatsoberhaupt während eines Protestmarsches in Prag die „rote Karte“ und forderten seinen Rücktritt.

Politiker erinnern in Prag an den Umsturz von 1989

Im Gedenken an den Beginn der Samtenen Revolution hat am Montag auch Premierminister Bohuslav Sobotka den Ort aufgesucht, an dem die Studentenproteste vor 25 Jahren gewalttätig beendet wurden. Vizepremier Andrej Babiš und Ex-Präsident Václav Klaus gehörten ebenfalls zu den Besuchern des Denkmals in der Straße Národní třída im Zentrum von PRag. Sobotka bezeichnete den November 1989 als bedeutenden und in erster Linie positiven Moment der tschechischen Geschichte, der Freiheit und Demokratie mit sich gebracht habe. Tschechien brauche einen funktionierenden Staat, dem das Volk vertraue. Eine Reihe von Dingen sei hierzulande seit der Wende gut gelungen, allerdings seien manche Menschen zum Opfer der Wirtschaftstransformation geworden seien, so der Premier weiter.

Nach dem Kurzbesuch des Denkmals flog Sobotka gemeinsam mit dem Parlamentsvorsitzenden Jan Hamáček nach Washington, wo er der Enthüllung einer Václav-Havel-Büste im amerikanischen Kongress beiwohnen wird. Im Vorfeld waren Sobotka und andere Politiker wegen ihrer Abwesenheit am Staatsfeiertag von verschiedenen Seiten kritisiert worden. Bereits seit den Morgenstunden warteten beim Denkmal in der Národní třída tausende Menschen, um Blumen niederzulegen oder Kerzen anzuzünden. Einige trugen am Revers die Nationalflaggen oder Buttons mit dem Konterfei von Ex-Präsident Havel.

Tausende demonstrieren in Prag gegen Zeman

In der Prager Innenstadt haben sich am Montag mehrere tausend Menschen zu einer Demonstration gegen Staatspräsident Miloš Zeman versammelt. Mit symbolischen „roten Karten“, Pfeifkonzerten und Sprechchören protestierten sie gegen das tschechische Staatsoberhaupt. Einige Demonstranten forderten Zemans Rücktritt mit abgewandelten Parolen aus der Zeit der Samtenen Revolution, die vor genau 25 Jahren ihren Anfang genommen hatte. Auf Transparenten mit Aufschriften wie „Wir wollen keine russische Kolonie sein“ oder „Zeman hier, Zeman dort“ kritisierten die Demonstranten unter anderem Zemans pro-russische Haltung sowie seine jüngsten verbalen Entgleisungen in einem Radiointerview. Für den Nachmittag ist ein Marsch zur Prager Burg, dem Amtssitz des tschechischen Staatspräsidenten angekündigt.

Im Stadtzentrum der tschechischen Hauptstadt finden am Montag auch zahlreiche Veranstaltungen im Gedenken an den Beginn der Samtenen Revolution vor 25 Jahren statt.

Tschechien feiert den 25. Jahrestag des Umsturzes von 1989

Tschechien begeht am Montag den 25. Jahrestag des Beginns der Samtenen Revolution. Im ganzen Land finden an dem Staatsfeiertag Kultur- und Gedenkveranstaltungen statt. Ein Schwerpunkt liegt im Stadtzentrum von Prag, wo die Revolution vor 25 ihren Anfang nahm. In der Narodní třída / Nationalstraße haben Studenten einen ganztägigen „Korzo“ mit Theatervorstellungen, Konzerten und Filmvorführungen organisiert. Um 18 Uhr beginnt ein Konzert auf dem Wenzelsplatz mit vielen tschechischen Künstlern.

Am 17. November 1989 war eine angemeldete Kundgebung von mehreren Tausend Studenten in eine Demonstration gegen das kommunistische Regime umgeschlagen. Die Polizei griff brutal durch, es gab mehrere Hundert Verletzte, noch mehr Jugendliche wurden festgenommen. Dies führte zu einem Proteststurm, der immer weitere Teile der Gesellschaft ergriff und letztlich das Regime kippte.

Präsidenten der Višegrad-Staaten verurteilen Annexion der Krim

Die Präsidenten der Višegrad-Staaten haben die russische Annexion der Krim als Aggression verurteilt. Die Staatsoberhäupter von Tschechien, der Slowakei, Polen und Ungarn waren am Sonntag mit dem ukrainischen Staatspräsidenten Petro Poroschenko in Bratislava zusammengetroffen. Anlass war das 25-jährige Jubiläum seit dem Fall des Kommunismus in den ehemaligen Ostblockstaaten. Wie der slowakische Präsident Andrej Kiska zum Abschluss des Treffens bekanntgab, sprechen sich die vier Staatsoberhäupter für ein einheitliches Handeln der EU und damit auch für Sanktionen gegen Russland aus. Poroschenko bedankte sich für die Solidarität und schlug weitere Treffen zwischen der Ukraine und den Višegrad-Staaten vor. Tschechiens Präsident Miloš Zeman hatte die EU-Sanktionen gegen Russland in der Vergangenheit als ineffektiv bezeichnet und ihre Aufhebung gefordert. Wie Zeman am Sonntag über seine Sprecher mitteilen ließ, stimme er der Sprachregelung von einer „Aggression“ zu, unterscheide dies jedoch von einer Invasion.

Doping-Film „Fair Play“ gewinnt Hauptpreis bei Filmfestival in Arras

Der Film „Fair Play“ hat am Sonntag den Hauptpreis beim Filmfestival im französischen Arras gewonnen. Regisseurin und Drehbuchautorin Andrea Sedláčková setzt sich in dem Streifen mit dem Staatsdoping in der Tschechoslowakei der 1980er Jahre auseinander. Der Spielfilm entstand als tschechisch-deutsch-slowakische Koproduktion und feierte diesen Sommer beim Filmfest in Karlovy Vary / Karlsbad seine Premiere.

Die tschechische Filmakademie hat „Fair Play“ ins Rennen um den Oscar für den besten ausländischen Film geschickt. Ob er zu den Nominierten gehört, wird im Januar bekanntgegeben. Von der Auszeichnung in Arras hat Regisseurin Sedláčková in Prag erfahren, wo sie am Sonntag ihren neuen Dokumentarfilm „Václav Havel, ein freier Mensch“ vorstellte.

Fußball: Tschechien besiegt Island in EM-Qualifikation

Die tschechische Fußballnationalmannschaft hat einen wichtigen Schritt gemacht auf dem Weg zur Europameisterschaft 2016. Am Sonntag besiegte sie in Plzeň / Pilsen das Team aus Island mit 2:1 und übernahm anstatt der Nordeuropäer die Tabellenführung in der Qualifikationsgruppe A. Tschechien hat damit alle vier bisherigen Qualifikationsspiele gewonnen.

Die Schützlinge von Trainer Pavel Vrba gerieten in dem Spitzenspiel relativ früh in Rückstand: In der 9. Minute erzielte Ragnar Sigurdsson per Kopf die Führung der Gäste, nachdem der herauslaufende tschechische Torhüter Petr Čech einen weiten Einwurf nicht abgefangen konnte. Danach drückten die Gastgeber und konnten fast mit dem Pausenpfiff nach einer Freistoßkombination durch Verteidiger Pavel Kadeřábek ausgleichen. Zum Sieg verhalf den tschechischen Spielern ein Eigentor des isländischen Stürmers Jon Dadi Bödvarsson in der 61. Minute.

Das Wetter am Dienstag, den 18. November

Am Dienstag ist es in Tschechien stark bewölkt und regnerisch. Im Tagesverlauf nehmen die Niederschläge von Süden her ab. Im Böhmerwald ist in Höhenlagen ab 1100 Meter Schneeregen zu erwarten. Die Tageshöchsttemperaturen liegen bei 5 bis 9 Grad Celsius. In Höhenlagen ab 1000 Meter werden maximal 3 Grad Celsius erreicht.