"Treffen mit Tschechisch" - Wissenschaftskonferenz über Tschechisch

"Treffen mit Tschechisch". Unter diesem Namen fand Ende der vergangenen Woche eine wissenschaftliche Konferenz statt, zu der sich Linguisten und Tschechisch-Experten aus der ganzen Welt in Prag getroffen haben. Markéta Maurová war dabei.

Ist die tschechische Sprache durch die Nutzung des Internets bedroht? Haben mitteleuropäische Sprachen gemeinsame Merkmale? Ist die Entlehnung von Wörtern aus Fremdsprachen gut oder schlecht? Bohemisten aus dem In- und Ausland haben sich unter vielen anderen auch diese Fragen gestellt und in einer Debatte Antworten darauf gesucht. Es ist kaum zu glauben, aber mit Tschechisch, das nur 10 Millionen Personen als ihre Muttersprache nutzen, befassen sich Leute in der ganzen Welt. Wie die Situation der Bohemistik in Deutschland ist. fragte ich den Professor der Tübinger Universität, Tilman Berger.

"Also das Interesse für Slawistik geht in den letzten Jahren leider zurück, vielleicht ist der Abbau jetzt gestoppt. Das Interesse für Tschechisch ist eher gestiegen, für Polnisch auch, weil man natürlich in die Nachbarländer relativ leicht reisen kann und dort es dann sprechen kann. Aber leider ist es mit der Slawistik in Deutschland im Moment nicht so schön."

Warum ist das so?

"Das hängt einfach zusammen mit dem Abbau der politischen Bedeutung von Russland und von Osteuropa überhaupt, ich hoffe sehr, dass es nicht lange so bleibt."

Wie viele Forschungsstellen oder Universitäten in Deutschland widmen sich speziell der bohemistischen Slawistik?

"Das ist schwer zu sagen, weil das meistens mitgebracht wird mit der anderen Slawistik, aber so Zentren, wo viel gemacht wird, gibt´s vielleicht vier fünf. Also was weiß ich Potsdam, Regensburg, Tübingen, Frankfurt."

Das Treffen der Bohemisten in Prag fand dieser Tage nicht zufällig statt. Anlass dazu gab der 90. Jahrestag der Gründung des Instituts der tschechischen Sprache, das im Rahmen der Tschechischen Akademie der Wissenschaften arbeitet. Mehr dazu sagt Ihnen der Institutsdirektor, Prof. Jiri Kraus.

"Das Institut war ein Teil der Akademie, die 1891 gegründet wurde. Und die dritte Klasse der Akademie hatte die Aufgabe, die Muttersprache zu studieren, zu bearbeiten und besonders ein Wörterbuch der tschechischen Sprache vorzubereiten."

Der erste Band des Lexikons erschien 1935. Die sog. Kanzlei des tschechischen Wörterbuchs wurde 1946 in das wissenschaftliche Institut verwandelt, das heute die Entwicklung und den gegenwärtigen Stand der tschechischen Sprache, aber auch allgemeine linguistische Themen erforscht. Es dient aber auch der breiten Öffentlichkeit, die sich täglich telefonisch oder per E-mail an die Beratungsstelle des Instituts mit allen möglichen Fragen und Problemen, auf die man beim Sprechen und Schreiben stößt, wenden kann.