Tschechien und Slowakei schließen längere EU-Verhandlungen nicht aus

Tschechien und die Slowakei wollen ihre Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union "nicht um jeden Preis" wie bisher vorgesehen bis zum Jahresende abschließen. An einer geplanten Mitgliedschaft in dem Bündnis im Jahr 2004 würden beide Länder aber festhalten, sagten die Unterhändler der seit 1993 getrennten Staaten in einem Gespräch für die Prager Tageszeitung "Lidové noviny", das am Donnerstag veröffentlicht wurde. Nach Angaben von Staatssekretär Pavel Telicka beziehen sich die Probleme der tschechischen Seite vor allem auf Fragen der Landwirtschaft. "Wir wären schlechte Unterhändler, wenn wir (der EU) sagen würden, ´Habt keine Angst, wir nehmen alles so, wie Ihr es vorschlagt´", sagte Telicka der Zeitung. Tschechien müsse einerseits Prioritäten setzen für die heimischen Landwirte, andererseits aber auch für die Qualität der Umwelt, hieß es.

Im Zusammenhang mit den EU-Beitrittsverhandlungen der Kandidatenländer wird Tschechiens Unterhändlers Pavel Telicka immer wieder von hochrangigen EU-Diplomaten für sein diplomatisches Geschick, aber auch seine Hartnäckigkeit gelobt. "Ich kann sagen, dass Pavel Telicka einer der intelligentesten, aber ebenso einer der hartnäckigsten Leute ist, die ich bei den Verhandlungen mit den Kandidaten kennen gelernt habe, und das einschließlich der Türken," brachte der Generaldirektor für die Erweiterung in der Europäischen Kommission, Eneko Landaburu, seine Bewunderung für den tschechischen Staatssekretär zum Ausdruck.

Der Leiter der ständigen Delegation der Europäischen Kommission in der Tschechischen Republik, Ramiro Cibrian, wiederum hat nach seinem ersten Treffen mit dem neuen tschechischen Ministerpräsidenten Vladimír Spidla am Donnerstag in Prag erklärt, es existieren alle Voraussetzungen dafür, dass die Tschechische Republik die Verhandlungen über den EU-Beitritt noch bis zum Ende dieses Jahres abschließen könne. Ein Schlüsselhindernis, die Vereinbarung über die Restrukturierung des tschechischen Stahl- und Hüttenwesens, soll Cibrian zufolge hierbei schon im kommenden Monat zwischen der EU und dem Kandidatenland abgeschlossen werden.

Autor: Lothar Martin