Aus einem besonderen Anlass hat am Mittwochabend in der Prager Teynkirche am Altstädter Ring eine Gedenkstunde stattgefunden. Genau vor 400 Jahren, also am 24.Oktober 1601, punkt 19.30 Uhr, ist der schon zu seinen Lebzeiten berühmte Astronom Tycho Brahe in Prag gestorben. Brahe war Däne und verbrachte hier am Hofe von Kaiser Rudolf dem Zweiten die letzten zwei Jahre seines Lebens. In dieser Zeitspanne um das Jahr 1600 machte er die Moldaustadt gemeinsam mit seinem Kollegen Johannes Kepler zu einem Astronomie-Zentrum von Weltrang. Vom Montag bis Donnerstag dieser Woche tauschten sich in Prag renommierte Astronomen, Astronomiehistoriker und Vertreter weiterer Wissenschaftsbereiche aus Europa und Übersee auf einer Konferenz aus, die Brahe´s Leben und Werk gewidmet war. Im Unterschied zu seinen berühmten Zeitgenossen bzw. Nachfolgern suchte Brahe immer noch nach einem Kompromiss zwischen den durch rationelle Forschung ermittelten Fakten auf der einen und den allgemein gültigen sowie tief verwurzelten Dogmen der Kirche auf der anderen Seite. Tycho Brahe wollte sich noch nicht mit der Theorie eines Kopernikus identifizieren, der nicht die Erde, sondern die Sonne als das eigentliche Zentrum des sog. Helio-Planetensystems sah. Über Brahe´s Kompromisslösung sagte uns der tschechische Historiker Antonin Kostlan folgendes:
"Brahe machte ein Kompromiss, der jahrzehntelang, ja sogar ein Jahrhundert lang, akzeptiert wurde. Es war nämlich vorteilhaft/ von Vorzug für viele, die sich von der bis dato immer noch gültigen Tradition nicht trennen/losreißen wollten, wie z.B. die Astronomen des Jesuitenordens, der ja damals eine starke Position im Lande hatte. Im Laufe der Zeit hat sich Brahe´s Konzept überlebt."
Und doch ist Brahe als Bahnbrecher der modernen Wissenschaft in die Geschichte eingegangen. Seine Erkenntnisse waren auf einer rationellen, sprich mithilfe selbstkonstruierter Messgeräte getätigter Beobachtung der Natur begründet. Dadurch leistete der Astronom selbst einen bedeutenden Beitrag zu der Verdrängung des Jahrhunderte lang praktizierten grenzenlosen Glaubens an Autoritäten. Um ihn scharrten sich auch in Prag weitere Wissenschaftler bzw. Persönlichkeiten der damaligen Hofgesellschaft, denen er einen Riesenimpuls zur Beobachtung der Natur gab und die auch nach Brahe´s Tod seine Mission fortführten. Und dies trotz der kurzen Zeit, die Tycho Brahe in Prag verbrachte. Seine letzte Ruhestätte befindet sich in der eingangs erwähnten Teynkirche.