Abhör-Affäre: Auch Präsident Klaus geriet ins Fadenkreuz der Fahnder

Die tschechische Kriminalpolizei hat ein Vierteljahr lang die Telefonate des Unternehmers Ranko Pecic abgehört, der seit vielen Jahren mit dem tschechischen Staatspräsidenten Václav Klaus befreundet ist. Daher habe das Team des Detektiven Gejza Rakas vermutlich nicht nur die Privatgespräche zwischen Klaus und seinem Nachfolger in der Funktion des Oppositionsführers, dem ODS-Vorsitzenden Mirek Topolánek, mitgehört, sondern indirekt auch die telefonischen Dialoge, die Klaus mit Pecic führte. Das behauptet die tschechische Tageszeitung "Lidové noviny", die in ihrer Samstagausgabe davon spricht, ihr lägen Dokumente vor, die die Telefonüberwachung des Unternehmers Pecic im Zusammenhang mit der "Affäre H-System" belegen würden. ODS-Parteichef Topolánek war im Zusammenhang mit der noch ungeklärten Bestechungsaffäre um den liberalen Abgeordneten Zdenek Koristka (US-DEU) abgehört worden. Präsident Klaus hatte bereits am Freitag Innenminister Frantisek Bublan nahe gelegt, wegen der Abhör-Affäre die Abberufung des tschechischen Polizeipräsidenten Jirí Kolár ins Auge zu fassen. Die oppositionelle Demokratische Bürgerpartei (ODS) wiederum will wegen der mutmaßlichen Telefonüberwachung ihres Parteichefs Milan Topolanek eine außerordentliche Sitzung des Abgeordnetenhauses einberufen und eine parlamentarische Untersuchungskommission einsetzen.

Autor: Lothar Martin