Abschluss der Entschädigungszahlungen an die NS-Opfer
Nach fünf Jahren sind die regelmäßigen Auszahlungen an die Opfer des Nationalsozialismus in Tschechien abgeschlossen. Die Vertreter des Deutsch-tschechischen Zukunftsfonds und der Stiftung "Erinnerung. Verantwortung, Zukunft" informierten am Dienstag in Prag über den Verlauf der Entschädigungszahlungen. Bára Procházková war dabei:
Insgesamt wurden an die tschechischen Opfer der Zwangs- und Sklavenarbeit oder anderen nationalsozialistischen Unrechts 209 Millionen Euro ausgezahlt. Koordiniert wurden die Zahlungen in Tschechien vom Deutsch-tschechischen Zukunftsfond und von der deutschen Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft". "Sorgfalt geht vor Schnelligkeit", sagt dessen Vorsitzender Hans Otto Bräutigam zu dem Verlauf der Entschädigungszahlungen, die fünf Jahre dauerten:
"Also es gab zwei Gründe für diese lange Dauer, die wir nicht vorgesehen hatten. Erstens war es in vielen Fällen schwierig, einen Nachweis zu finden, damit meine ich Dokumente, aus denen sich ergibt, dass jemand Zwangsarbeit geleistet hat. Nach 60 Jahren ist es fast normal, dass man solche Nachweise nicht ohne weiteres findet. Der zweite Punkt ist, dass naturgemäß in diesen fünf Jahren Antragsteller gestorben sind. Dann hatten die Erben ein Recht auf die Entschädigungszahlung. Die Erben mussten aber ermittelt werden."
Es wurden insgesamt mehr als 100.000 Anträge auf Entschädigung gestellt, rund 70 Prozent wurden bewilligt. Der Vorsitzende des Verwaltungsrates des Tschechischen Rates für die Opfer des Nationalsozialismus, Oldrich Stransky, ist mit der Durchführung der Entschädigung zufrieden. Dass sie zu spät kam, sei nicht ein Fehler der Organisationen, sondern dadurch bedingt, dass das ganze Thema im Sozialismus ein Tabu war, so Stransky. Er verlangt jedoch im Namen der Opfer eine dauerhafte Hilfe:
"Die Entschädigung als solche ist abgeschlossen. Wir müssen uns dessen bewusst sein, dass die Entschädigung eine einmalige Sache ist, es ist keine langfristige Angelegenheit. Wir möchten uns dafür einsetzen, dass eine neue Entschädigung, oder nennen wir es besser eine humanitäre Hilfe gestartet wird. Diese sollte unseren Leuten im Alter und bis zu ihrem Lebensende helfen."
Die finanziellen Mittel sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch aufgebraucht, der Zukunftsfonds und die Stiftung können nur noch ideelle Hilfe leisten. Für Hans Otto Bräutigam war die Zusammenarbeit nicht nur eine bürokratische Erledigung von Anträgen, sondern auch ein Beitrag zur deutsch-tschechischen Verständigung. Denn der Hintergrundgedanke der Entschädigung war die Würdigung der Opfer, so Bräutigam:"Wir haben es auch nicht als eine Wiedergutmachung gemeint. Das kann man nicht wieder gut machen, was damals geschehen ist. Und die Menschen haben oft das ganze Leben lang unter diesem Unrecht gelitten, das man ihnen zugefügt hat. Wir haben diese Entschädigungszahlungen auf den Weg gebracht, um eine humanitäre Hilfe zu leisten an diejenigen, die heute alt, krank und oft auch sehr arm sind. Und damit verbunden war, dass die Deutschen, nicht nur die Regierung, anerkannt haben, dass dieses Unrecht war."