Alte Dame mit Sinn für Mode: Seltene Venusfigurine bei Znojmo gefunden
Archäologen ist bei Znojmo / Znaim ein seltener Fund gelungen: Bei Ausgrabungen holten sie eine steinzeitliche Venusfigurine ans Licht. Was sie jedoch besonders macht, ist ihr ungewöhnliches Beinkleid.
„Es handelt sich um eine Figurine aus gebranntem Ton, die rund sechseinhalb Zentimeter groß ist. Der Rumpf und die Arme sind ganz klar zu erkennen, und auch die Brust ist hier durch zwei Höcker angedeutet. Diese Figurine hat jedoch nicht zwei Beine, wie es sonst üblich ist. Es handelt sich um eine Venusfigurine mit Rock, die unter anderem auch als Topfdeckel gedient haben könnte.“
Die steinzeitlichen Venusdarstellungen sollten wahrscheinlich eine Mutter- oder Fruchtbarkeitsgottheit symbolisieren. Viele von ihnen sind deshalb stark übergewichtig oder hochschwanger gestaltet. Das berühmteste Exemplar in Tschechien ist die rund 27.000 Jahre alte Venus von Dolní Věstonice.Bekleidete Exemplare sind aber eine Seltenheit, in Südmähren wurden erst drei gefunden.
Warum man den Figuren hier einen Rock angezogen hätte, wisse er nicht genau, so David Humpola. Wahrscheinlich sei es schlicht Mode gewesen.
Venusfigurinen mit Rock werden in Südmähren traditionell nach ihrem Finder benannt. In den 1970er Jahren fand man so eine Alenka und in den 1990er Jahren gesellte sich eine Dašenka zu ihr. Die neu entdeckte Venus hat den Namen Tomuše bekommen, da sie von Tomáš Pikart aus der Erde gezogen wurde. Er selbst ist Grabungshelfer an der archäologischen Fundstätte Kasárna bei Znojmo:„Irgendwie bin ich ja jetzt schon berühmt. Ich hatte einfach Glück und habe im richtigen Graben geschaufelt. Dort ist dann in der letzten Erdschicht diese Venus aufgetaucht. Für mich war das sehr ungewöhnlich, ich hatte so etwas vorher noch nie gesehen. Zunächst dachte ich, dass es sich um eine Tonscherbe handelt. Doch bei genauerem Hinsehen war klar, dass es ein unbeschädigter Gegenstand ist.“
Er hätte den Fund dem Grabungsleiter David Humpola gemeldet, sagt Pikart weiter. Dieser hätte die kleine Sensation dann bestätigt. Die Frauenfigur wird nun gereinigt und dem Museum in Znojmo übergeben