Alte Dame mit Sinn für Mode: Seltene Venusfigurine bei Znojmo gefunden

Foto: ČT24

Archäologen ist bei Znojmo / Znaim ein seltener Fund gelungen: Bei Ausgrabungen holten sie eine steinzeitliche Venusfigurine ans Licht. Was sie jedoch besonders macht, ist ihr ungewöhnliches Beinkleid.

Tomuše aus Znojmo  (Foto: ČT24)
Mit rund 7000 Jahren ist Tomuše aus Znojmo nicht ganz so alt, wie ihre Kolleginnen Fanny vom Galgenberg aus Niederösterreich oder die Venus vom Hohlefels aus Schwaben. Diese bringen es immerhin auf stattliche 31.000 bis 36.000 Jahre. Dennoch ist der Fund der Archäologen in Südmähren bemerkenswert. Vor allem wegen der modischen Vorlieben der Venus. David Humpola vom Institut für die Pflege archäologischer Denkmäler in Brno / Brünn leitet die Ausgrabungen:

„Es handelt sich um eine Figurine aus gebranntem Ton, die rund sechseinhalb Zentimeter groß ist. Der Rumpf und die Arme sind ganz klar zu erkennen, und auch die Brust ist hier durch zwei Höcker angedeutet. Diese Figurine hat jedoch nicht zwei Beine, wie es sonst üblich ist. Es handelt sich um eine Venusfigurine mit Rock, die unter anderem auch als Topfdeckel gedient haben könnte.“

Venus von Dolní Věstonice
Die steinzeitlichen Venusdarstellungen sollten wahrscheinlich eine Mutter- oder Fruchtbarkeitsgottheit symbolisieren. Viele von ihnen sind deshalb stark übergewichtig oder hochschwanger gestaltet. Das berühmteste Exemplar in Tschechien ist die rund 27.000 Jahre alte Venus von Dolní Věstonice.

Bekleidete Exemplare sind aber eine Seltenheit, in Südmähren wurden erst drei gefunden.

Warum man den Figuren hier einen Rock angezogen hätte, wisse er nicht genau, so David Humpola. Wahrscheinlich sei es schlicht Mode gewesen.

Tomáš Pikart  (Foto: ČT24)
Venusfigurinen mit Rock werden in Südmähren traditionell nach ihrem Finder benannt. In den 1970er Jahren fand man so eine Alenka und in den 1990er Jahren gesellte sich eine Dašenka zu ihr. Die neu entdeckte Venus hat den Namen Tomuše bekommen, da sie von Tomáš Pikart aus der Erde gezogen wurde. Er selbst ist Grabungshelfer an der archäologischen Fundstätte Kasárna bei Znojmo:



David Humpola  (Foto: ČT24)
„Irgendwie bin ich ja jetzt schon berühmt. Ich hatte einfach Glück und habe im richtigen Graben geschaufelt. Dort ist dann in der letzten Erdschicht diese Venus aufgetaucht. Für mich war das sehr ungewöhnlich, ich hatte so etwas vorher noch nie gesehen. Zunächst dachte ich, dass es sich um eine Tonscherbe handelt. Doch bei genauerem Hinsehen war klar, dass es ein unbeschädigter Gegenstand ist.“

Er hätte den Fund dem Grabungsleiter David Humpola gemeldet, sagt Pikart weiter. Dieser hätte die kleine Sensation dann bestätigt. Die Frauenfigur wird nun gereinigt und dem Museum in Znojmo übergeben