Altvater - Ein Skilift muss geschlossen werden

Skifahren contra Natur - das ist ein Streit der in vielen Ländern immer mal wieder entbrennt. So auch in Tschechien, wo Umweltminister Milos Kuzvart diesmal gegen die Skilifte - respektive deren Betreiber - im Naturschutzgebiet am Altvater im gleichnamigen nordmährischen Gebirge zu Felde zog. Am Montag traf der Minister eine Entscheidung. Olaf Barth berichtet.

Ende des Sommers beschloss das Umweltministerium, zwei Skilifte am Fuße des Pradeds - wie der Berg Altvater auf Tschechisch heißt - zu schließen und auch die Bedingungen für die übrigen vier Lifte im Skigebiet zu verschärfen. Die Gründe dafür nennt Jan Halfar, der Leiter der Jeseniker Umweltschutzbehörde:

"Die Lifte schaden der Natur eindeutig. Sie stehen inmitten eines Naturschutzgebietes und deshalb sind die Maßnahmen angemessen. Denn es geht um den Erhalt einer einzigartigen Flora und Fauna."

Der Streit, der schon seit Jahren schwelt, spitzte sich zu. Die Front der Liftbetreiber, Hoteliers und Gastwirte lief Sturm gegen diese Ankündigung. Wieder einmal wurden die wirtschaftlichen Interessen gegen den Naturschutz ins Feld geführt. Einer, der sich dabei traditionsgemäß besonders hervortut, ist Skiliftbetreiber Josef Figura. Er warnte vor einer massenhaften Vernichtung von Arbeitsplätzen. Gar 2000 Stellen sah der umtriebige Unternehmer gefährdet.

Doch das zuständige Arbeitsamt stellte klar, wenn überhaupt, dann seien maximal ein Dutzend Arbeitsplätze bedroht.

Die tatsächliche Entscheidung des Umweltministers lautete am Montag dann wie folgt: Nur einer der sechs Lifte wird geschlossen, eine weitere Abfahrt muss gekürzt werden.

Josef Figura betrachtet diesen Beschluss als persönlichen Affront (Zitat): "Es geht hier um die Liquidierung meiner Person und meines Unternehmens."

Dass es so schlimm nicht um ihn bestellt ist, wird jedoch deutlich, wenn man weiß, dass ihm drei der sechs Lifte gehören, er einen weiteren gepachtet hat und nur einer dieser vier Lifte geschlossen wird.

Zu der Möglichkeit, nur die Bedingungen zu verschärfen und damit beiden Seiten entgegen zu kommen, meinte Jan Halfar:

"Es gab und es gibt eine Vielzahl von Regeln und Bedingungen. Einerseits hielten sich aber die Liftbetreiber nicht immer daran und andererseits wurden im Sommer starke Vegetationsschäden festgestellt. Deshalb musste das Umweltministerium zu diesen unpopulären Maßnahmen greifen."

Milos Kuzvart stellt denn auch klar, es gehe lediglich um eine Auseinandersetzung zwischen dem Jeseniker Reservat und einem Unternehmer, der die Auflagen für den Betrieb seiner Skilifte in dem Naturschutzgebiet seit Jahren nicht eingehalten hätte. In den vergangenen fünf Jahren erhielt Figura laut der Parkverwaltung eine Vielzahl von Bußgeldbescheiden.

Häufig wurden die Hänge auch bei geringer Schneedecke befahren.

Über Verursacher und Ausmaß der Schäden noch einmal Jan Halfar:

"Die Schäden werden nicht in erster Linie durch die Skifahrer, sondern vor allem von den Pistenmaschinen verursacht.

Konkret geht es um einige hundert Quadratmeter beschädigter Bodenvegetation sowie um weitere Schäden an der unikalen Bergvegetation in den höheren Lagen."

Oder wie Umweltminister Kuzvart es formulierte (Zitat): Die Vorstellung, dass ein Unternehmer Gewinne zu Lasten der Natur erzielt, halte ich für inakzeptabel.

Autor: Olaf Barth
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