Athen ist bestens gerüstet für die XXVIII. Olympischen Sommerspiele der Neuzeit

Im heutigen Sportreport befasst sich Lothar Martin bereits mit dem nächsten großen Topereignis des Sport-Jahres 2004 - den Olympischen Sommerspielen in Athen. Mit ihm am Mikrofon ist Dagmar Keberlová.

Kaum ist am Sonntag in Lissabon die 12. Fußball-Europameisterschaft vergangen, da wirft der internationale Fan seine Blicke bereits nach vorn auf das nächste große Sportevent des Jahres: Die XXVIII. Olympischen Sommerspiele in Athen, die vom 13. bis zum 29. August in der griechischen Metropole ausgetragen werden. Es sind die ersten Sommerspiele im 21. Jahrhundert, und sie kehren mit dem Austragungsort Athen nach genau 108 Jahren an ihre ursprüngliche Stätte zurück. Denn hier, am Fuße der Akropolis, wurde im Jahre 1896 die erste Olympiade der Neuzeit ausgerichtet. Und mit von der Partie ist auch das altehrwürdige Olympiastadion, das elliptische Panathinaiko Stadium, in dem auch diesmal die im 42 Kilometer entfernten Marathon startenden Marathonläufer ihren Zieleinlauf haben werden. Weshalb ich das bereits jetzt erwähne? Nun, große Ereignisse werfen ihre Schatten bekanntlich weit voraus, und die griechischen Gastgeber nutzten nicht zuletzt den Aufwind, den sie durch ihre bei der Europameisterschaft in Portugal großartig auftrumpfenden Fußballer erhalten haben, um sich der internationalen Öffentlichkeit mit breiter Brust zu präsentieren. Eine solche Präsentation hat vergangene Woche auch in Prag stattgefunden, bei der das Mitglied der Medienkommission des Organisationskomitees der Olympischen Spiele Athen 2004, George Kosta, den Journalisten Rede und Antwort stand in punkto des Vorbereitungsstands auf diesen absoluten Sporthöhepunkt des Jahres. Und das, was er zu sagen hatte, konnte sich durchaus hören lassen. Nennen wir nur einige Punkte:

- 99 Prozent der insgesamt 29 Sportstätten waren bis Ende Juni fertig gestellt. Es blieben nur noch Kleinigkeiten und die Feinarbeiten zu verrichten, um den Arenen den letzten Schliff zu geben, erklärte Kosta den sichtlich beeindruckten Journalisten. Nicht nur sie hatten nämlich im Vorfeld der Spiele immer wieder von beträchtlichen Verzögerungen beim Bau der Sportstätten erfahren. Kosta zufolge waren diese Verzögerungen insbesondere durch die Legislative der Europäischen Union, archäologische Arbeiten und die griechische Mentalität hervorgerufen worden.



- Zu 98 Prozent bezugsfertig sei auch das Olympische Dorf, das in der kommenden Woche, am 15. Juli, bereits eröffnet wird. Es wird nahezu die gesamte Anzahl der über 17.000 Sportler, Trainer und Offiziellen beherbergen. Darüber hinaus rechnen die Veranstalter mit ca. zwei Millionen Besuchern der Spiele. Zu deren Unterbringung sind u. a. mehrere Kreuzschiffe mit einer Gesamtkapazität von 6500 Kabinen im Hafen von Piräus vor Anker gegangen.



- Zur Gewährleistung der Sicherheit von Aktiven und Zuschauern wird die größte Streitmacht aufgeboten, die den Verlauf einer Olympiade je überwacht hat. Zur Abwendung vor möglichen terroristischen Angriffen und anderen Übergriffen, zur Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit und des Brandschutzes werden insgesamt 70.000 Polizisten, Soldaten, Matrosen, Feuerwehrleute und Vertreter von Spezialeinheiten eingesetzt. Zu letzterer Gruppierung wird auch eine Einheit tschechischer Anti-ABC-Waffen-Spezialisten gehören, die auf Bitte der griechischen Gastgeber die Gefahr einer möglichen Handhabe von chemischen oder bakteriologischen Waffen durch Terroristen bannen soll.



- Die Olympischen Spiele werden eine positive Auswirkung auf die ökonomische Entwicklung des Gastgeberlandes haben, ist sich George Kosta sicher. Für die Griechen entstünden nämlich ab dem Jahr 2005 mehr als 50.000 neuer Arbeitsplätze, das Bruttoinlandsprodukt werde in diesem Jahr um bis zu 1,3 Prozent steigen, und die Tourismusbranche werde einen Zuwachs von fünf Prozent verzeichnen, meinte Kosta.




Schöne Aussichten für die Hellenen. Mit welchen Aussichten aber die tschechischen Sportlerinnen und Sportler in die Stadt der Antike reisen werden, das verraten wir Ihnen gleich.

Am Rande der Präsentation des olympischen Austragungsorts Athen und seiner Sportstätten hatte Radio Prag Gelegenheit, mit dem Präsidenten des Tschechischen Olympischen Komitees (COV), Milan Jirásek, ins Gespräch zu kommen. Die erste Frage galt natürlich den Ambitionen, mit denen die tschechische Vertretung in die Metropole am Ägäischen Meer reisen wird.

"Nun, wir würden uns vor allem darüber freuen, wenn wir eine würdige Visitenkarte bei den Olympischen Spielen abgeben werden. Würdig, das heißt, sowohl von der Anzahl der Sportler, mit denen wir in Athen an den Start gehen werden - ganz im Sinne des Mottos von Pierre de Coubertin: "Teilnahme ist alles" -, als auch vom sportlichen Erfolg her. Denn bei einer zahlenmäßig starken Equipe gehe ich davon aus, dass wir auch eine qualitativ gute Vertretung haben werden. In ihr sollten sowohl internationale Topathleten als auch hoffnungsvolle Talente stehen, von denen wir nicht unbedingt eine Medaille oder vordere Platzierung erwarten können. Aber ich denke, dass wir Wettkämpfer stellen werden, die sich ihre Olympiateilnahme auch verdient haben. Und wenn sie etwas zur Anzahl der Medaillen hören wollen, die wir beabsichtigen mit nach Hause zu bringen, dann sage ich Ihnen folgendes: Ich wäre froh und zufrieden, wenn wir wieder in den Bereich der Medaillenausbeute von vor vier Jahren in Sydney kommen würden, wo wir acht Plaketten gewonnen haben. Das ist auch diesmal unser Ziel."

Wie groß bzw. zahlenmäßig stark sollte denn nun die tschechische Mannschaft sein, um dieses Vorhaben in Athen auch in die Tat umsetzen zu können?

"Nun, darüber haben wir schon lange so unsere Vorstellungen, auch darüber, in welchen Sportarten wir an den Start gehen werden. Was die Gesamtstärke unserer Vertretungen betrifft, da rechnen wir mit rund 130 bis 135 Sportlerinnen und Sportlern, je nachdem wie einige noch die olympische Qualifikationsnorm meistern oder nicht. Die größten Medaillenchancen hegen wir natürlich wieder in der Leichtathletik - hier insbesondere mit Roman Sebrle im Zehnkampf und Jan Zelezný im Speerwerfen der Männer - im Kanusport, im Sportschießen und im Modernen Fünfkampf. Bei den Mannschaftssportarten konnten wir uns leider nur einmal, im Basketball der Frauen für das Olympiaturnier qualifizieren."

Von Milan Jirásek erfahren wir des Weiteren, dass im Hinblick auf eine mögliche Bewerbung von Prag für die Olympischen Sommerspiele 2016 bzw. 2020 auch eine Delegation von hauptstädtischen Politikern und Sportdezernenten die Reise nach Athen antreten wird.

"Eine Delegation der Hauptstadt mit Oberbürgermeister Pavel Bém an der Spitze wird dorthin fahren, des Weiteren sein für die Stadtentwicklung Prags zuständiger Stellvertreter, Ing. Bürgermeister, der verantwortliche Prager Sportdezernent, Herr Hulinský, und weitere Vertreter der Abteilung Stadtentwicklung. Also auch in dieser Richtung werden wir die Olympiade in Athen gewissenhaft verfolgen."

Und auch wir werden das tun, wenn es dann in gut einem Monat soweit ist und uns die Olympischen Spiele als weiteres Sporthighlight des Jahres in ihren Bann ziehen werden. Für heute jedoch klappen wir das Kapitel Sportbericht wieder zu und holen stattdessen die Badesachen oder das Fahrrad hervor. In diesem Sinne - auf ein Wiederhören zum nächsten Sportreport in 14 Tagen!